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Sternenstaub (German Edition)

Sternenstaub (German Edition)

Titel: Sternenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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er sogleich zum König in den großen Saal vorgelassen. König Ferfarel stand am Fenster und schaute mit gedan-kenverlorenem Blick auf den Hof, auf das Gedränge der hin und her eilenden Bediensteten und Soldaten. Sein treu-ester Ratgeber stand neben ihm, sie unterhielten sich leise.
         Als Prinz Leopold eintrat, drehten sich die beiden Män-ner zu ihm um, und der König begrüßte seinen baldigen Schwiegersohn kurz, aber freundlich. Auf den jungen Mann zugehend fragte er: „Du weißt, was uns droht?!“
    „Nur von den Gerüchten; es sei eine feindliche Arme e im Anmarsch auf die Stadt?!“
    „Kein Gerücht, es ist die Wahrheit!“, versicherte der König. „Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen.“
     
         Prinz Leopold wusste, wie scharf die Augen der Seher die entferntesten Dinge erkennen konnten, und erkundigte sich nach der Größe und Art des Feindes. König Ferfarel trat ganz nah zu ihm.
    „Prinz Leopold, du kennst die Sage vom ersten König, mei -nem Ahnen, von seinem Verbrechen gegen die Schicksals-boten und wie er in den grauen Bergen verschwand?“
    Der Gefragte nickte. „Ja, die Sage kenne ich.“
    „Nun“, sagte König Ferfarel, „es ist keine Sage.“
    Der alte König schien von plötzlichem Unbehagen und nervöser Unrast erfüllt, abrupt drehte er sich um und ging zum Fenster zurück.
    Mit dem Rücken zum Saal sagte er: „Er ist zurückgekehrt, er führt die Armee an. Die Prophezeiung ist …“
    Der König beende te den Satz nicht, als wäre es ihm nicht erlaubt, weiter zu sprechen.
    „Werden die Männer bewaffnet?“, fragte Prinz Leopold un -geduldig.
         Der Anführer der feindlichen Armee war ihm egal, er wollte wissen, welche Verteidigungspläne gemacht, ob alle Vorkehrungen getroffen wurden. Vielerlei Fragen brannten auf seiner Zunge, er verstand nicht, warum König Ferfarel sich so schweigsam und geheimnisvoll gab, warum er ihm den Rücken zukehrte.
    „Werden die Männer bewaffnet“, fragte er erneut. 
    König Ferfarel schwieg weiterhin, schwerfällig stützte er sich mit beiden Händen auf die Fensterbank, den Blick starr auf den Hof gerichtet. Der junge Waldhüter schaute fragend den neben dem König still dastehenden Ratgeber an, der aber nur leicht mit den Schultern zuckte.
    „Sie können auf mein Volk zählen!“, verkündete Prinz Leo -pold, außerstande, seine Ungeduld weiter zu beherrschen. „Ich werde noch heute das Waldvolk zu den Waffen rufen! Morgen werde ich mit ihnen hier eintreffen!“
    Da endlich antwortete König Ferfarel, ohne sich dem Prin -zen zuzuwenden. „Nimm nur die Männer im kriegstüch-tigen Alter, keine jungen, nur die alten und erfahrenen, die jungen lass im Schutz des Waldes zurück.“

     Als Prinz Leopold kurz darauf durch die Gänge des Schlosses zum Gemach von Sibele ging, versuchte er, sich des Königs sonderliches Benehmen zu erklären.
    Keine jungen Männer, warum hatte er das so besonders be -tont?! Und war wirklich der erste König von Kerdonien der Anführer der feindlichen Armee? Und wie konnte das mög-lich sein?! Der junge Waldhüter dachte an die Geschichten der Alten seines Volkes. Geschichten und Sagen voll Wun-der und Geheimnisse.
    Er war ein Waldhüter, im Wald geboren und aufgewachsen, mit den Kräften der Natur vereint und vertraut.
    Wohl wusste er, dass viele der Sagen und Geschichten, die man sich in Kerdonien erzählte, mehr Wahrheiten enthiel-ten, als die meisten annahmen. Im Laufe seines kurzen Le-bens hatte er verstanden, dass Kerdonien Geheimnisse in sich barg, die kein Sterblicher erklären konnte und die man mit eigenen Augen erfahren musste, um an ihre Existenz zu glauben. War die Sage vom ersten König Kerdoniens solch ein Geheimnis, eine Sage, die sich nun als Wahrheit ent-puppte?
     
    Bei goldenem Kerzenschein saßen sich Prinz Leopold und Prinzessin Sibele in Gemach der Prinzessin gegenüber und wechselten zärtliche, tröstende Worte miteinander.
    Über ihnen auf dem großen Turm stand König Ferfarel der Seher. Bis spät in die Nacht starrte er in das dunkle Land unter sich. Seine Augen sahen den Feind nahen, und der Kummer, was kommen würde, ging dem alten Herrscher tief ins Herz.
    Die Stadt war still, doch die Menschen schliefen nicht.
    Schlaflos wälzten sich Männer und Frauen auf ihren Lagern oder saßen beisammen, wie Prinz Leopold und Prinzessin Sibele, dem morgigen Tag entgegen bangend.
        
         Es war gegen Morgengrauen, als sich König Ferfarel aus seiner stumpfen

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