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Sternenstaub (German Edition)

Sternenstaub (German Edition)

Titel: Sternenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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tat, verlor. Er verlor. Selbst wenn er gewonnen hätte, wäre die Strafe wohl die gleiche gewesen.
    In Mariannes Gegenwart fühlte er sich wohl. Sie musste ihn wohl sehr bewundern, jedoch auf eine keusche Art, ohne etwas von ihm zu wollen.
     
         Am Tor der Koppel stand dösend eine rötlichbraune Stute. Er war seit Monaten nicht mehr geritten und hoffte genügend Sitzfleisch zu haben. Die Stute hatte ein reizen-des, sanftes Gesicht und würde ihn sicherlich überall hin-tragen, wohin er wollte. Er schloss das Pferd sofort in sein Herz und teilte liebevoll den Rest des Apfels mit ihm.
    Als er im Sattel saß, schlang er das Instrument über seine Schulter. Marianne reichte ihm einen Beutel mit Proviant. Er befestigte ihn an einer Seite des Sattels.
    „Den Beutel kannst du behalten. Schick mir bitte nur das Pferd zurück.“
    „Natürlich“, versprach er, und er meinte es sogar ehrlich. Marianne nahm seine Hand und legte einen winzigen Kera -mikwolf hinein. Sie sah dabei so glücklich aus. Johannes blickte auf Marianne hinunter und schluckte. Wenn ihm je-mand etwas schenkte, ihm wirklich etwas schenkte, dann war er stets zutiefst gerührt.
    „Reite los“, sagte sie. „Und beeil dich ein wenig, damit du ihn einholst.“ Sie weinte ein wenig und l ächelte ihn dabei an. Auch Johannes drückte ein paar Tränen aus seinen Au-genwinkeln und grinste dümmlich. Er nickte mehrmals und klopfte dem Pferd aufmunternd den Hals. Es setzte sich so ungestüm in Trab, dass Johannes fast abgeworfen wurde. Nachdem das Dorf schon weit hinter ihm lag, fiel ihm ein, dass Marianne ihm keine Richtung angeben hatte. Als er Lhusa das letzte Mal gefunden hatte, war es nur seiner brillanten Kombinationsfähigkeit zuzuschreiben gewesen. Doch nun rannte er ins Ungewisse, oder besser, das Pferd tat es. Er erinnerte sich wieder, dass Marianne ihm gesagt hatte, das Pferd kennt den Weg.  Und tatsächlich schien die Richtung zu stimmen, denn sie strebten dem Osten der aufgehenden Sonne entgegen. Zunächst waren noch Pfade zu erkennen, doch bald verloren sie sich im dichten Gras.
     
         Veste Otzberg. Johannes atmete die staubige Luft ein, lauschte dem Klang ihres Namens und doch leugnete sein Verstand die Existenz jener Veste, die so viel Unheil ver-breitete.
    Sie waren da. Johannes der Harfner und Toran Lhusa, der verruchte Held. Endlich. Nach fast zwei Wochen hatte er fast vergessen, warum er die Reise überhaupt begonnen hatte. Er hatte fast vergessen, dass es außer der einsamen Reise durch den Odenwald noch etwas anderes gab. Aber dann öffnete sich plötzlich der Wald und sie standen vor dem Hügel, auf dem hoch oben die Veste thronte. Im un -tergehenden Licht der Sonne reichte ihm der Anblick aus, einen kalten Schauer über seinen Rücken laufen zu lassen. Er warf einen Blick zu Toran Lhusa hinüber. Der hochge-wachsene Mann hatte seine langen schwarzen Haare zu einem Zopf zusammen gebunden. Johannes konnte ihn nur von hinten sehen, da er schräg rechts vor ihm stand.
         Nachdem er ihn zwei Tage nach dessen Aufbruch einge-holt hatte, sandte er das geborgte Pferd zu Marianne zu-rück. Die weitere Reise war recht einfach, da Toran sein Pferd an ein Rudel Wölfe verloren hatte.
    „ Verdammt“, dachte er, „wie kann ich nur so blöd sein, mich von Marianne dazu überreden zu lassen? Warum habe ich Schuldgefühle Toran Lhusa gegenüber, nur weil er die Kosten für meine Heilung bezahlte?“
    Er schob sich an Toran Lhusa vorbei und trat auf die ver -wilderte Wiese, die lediglich Spuren einer Wildschwein-rotte aufwies. Obwohl die Nacht langsam hereinbrach schien es, als sei die Veste bewohnt, als bewege sich etwas in den Schatten. Er wollte hinüber zu der Hütte, die am anderen Ende der Wiese unterhalb der Veste in deren Schatten stand. Die herbstliche Jahrszeit wartete mit Näch-ten auf, in denen man nicht einfach so im Freien über-nachtete. Jedenfalls nicht freiwillig. Außerdem waren zu dieser Zeit die Geschöpfe der Finsternis unterwegs, aktiver, als zu jeder anderen Zeit. Sie waren unterwegs, auf der Suche nach Blut, wie Vampire, oder nach der Sünde wie verdorbene Priester, oder auf der Suche nach Samen wie ein Incubus, oder was auch immer, um ihr unheiliges Leben aufrecht zu erhalten. Mit langen Schritten folgte Toran Lhusa.
     
         Johannes warf einen Blick hinter sich zum Waldrand, nur um zu sehen, wie sich der Schatten der Bäume auf der Wiese schrittweise verlängerte. Die Nacht brach ziemlich energisch

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