Sternenstaub (German Edition)
waren gespreizt. Seine Haltung deu-tete mehr an, als nur einfachen Hunger. Eine üble Bösartig-keit ohne etwas tierisches, eher dämonisches, stand ihm ins Gesicht geschrieben; dessen Kiefer kräftiger erschienen als die eines Wolfes. Er blieb auf der Wegesmitte stehen, als wolle er die beiden Männer veranlassen umzudrehen und das Weite zu suchen.
Der Harfner und Lhusa setzten sich wieder in Bewe-gung. Das Biest ließ als einzige Reaktion ein leises Knurren hören und ein Zucken seiner geifernden Lefzen zeigte an, dass es nicht weichen würde. Dann, als sie das Biest mit gezogenen Schwertern fast erreicht hatten, bemerkten sie die Falle.
Hinter und neben ihnen bra chen weitere Wolfsmenschen aus dem Wald. Wenigstens ein Dutzend Bestien hatten sie umzingelt. Es blieb nicht viel Zeit zum nachdenken. Sie verständigten sich mit einem Blick und warfen sich dem entgegen, der zuerst auf den Weg getreten war. Die anderen waren etwas zu langsam, so dass der Wolfsmensch unter den Hieben zweier Menschen den Tod fand, bevor er noch richtig reagieren konnte. Die anderen stürzten sofort den Männern hinterher.
Bevor Johannes und Toran nur zehn Meter laufen konnten, waren sie wieder eingekreist. Rücken an Rücken stellten sie sich zueinander, um im Dunkeln die angreifen-den Gegner zu sehen. Johannes steckte mit einer entschlos-senen Bewegung das Schwert in den Boden, griff sich eine seiner Fackeln und entzündete sie. Die plötzliche Helligkeit irritierte die Angreifer und verschaffte den beiden Männern einen Vorteil. Dieser Vorteil nahm zwei Angreifern das Leben. Ein Dritter brannte kurz darauf lichterloh, als ihm die Fackel das Fell verbrannte. Plötzlich zogen sich die Biester zurück, nur ein Biest, als brennende Fackel, rollte sich auf dem Weg. Im Laufschritt eilten sie den letzten Rest des Anstiegs hinauf. Das Tor der Veste stand weit offen, eine Einladung, der sie nicht widerstehen konnten. Im Hof schmiegten sich die Häuser, Stallungen und Scheunen an die Mauer. Nur der Bergfried stand allein in der Mitte. Er war das Ziel der beiden ungleichen Männer. Vorsichtig be-traten sie den Hof, blickten sich um und entzündeten wei-tere Fackeln. Das spärliche Licht half ihnen nicht sehr viel, aber es war besser als nur das Licht des Mondes.
„Sie kommen!“, sagte Toran und es klang eher wie ein Fluch.
Und dann kamen sie aus allen dunklen Ecken. So zahl-reich, wie Johannes es befürchtet hatte. Monster aller Art, Tierwesen, Geisterscheinungen und Seelen fressende Krea-turen aus den dunkelsten Höllen, die man sich vorstellen konnte.
Hinter ihnen schloss sich das Tor wie von Geisterhand. Es handelte sich zweifelsfrei um eine erste Welle, um jene, die entbehrlich waren und die beiden Männer ermüden sollten. Andere würden folgen, besser und stärker und weitaus ge -fährlicher. Aber im Augenblick reichten Johannes die Geg-ner die er sehen konnte.
„Wir müssen auf den Bergfried hinauf, damit ich es voll -enden kann“, keuchte Johannes, der sich bereits im Kampf befand. „Doch dazu müssen wir um den Turm herum, die Tür befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite.“
Toran Lhusa nickte nur, denn auch er kämpfte. Das Schwert in der rechten Hand, eine glühende Fackel in der linken Hand wirbelte er um die Achse wie ein wildgewor-dener Derwisch. Nur zwei der fürchterlichen Kreaturen waren bewaffnet. Sie trugen die Schwerter jedoch so, als ob sie noch nie einen wirklichen Zweikampf geführt hatten. Johannes trat gegen den ersten Gegner an, drängte ihn so zur Seite, dass er seinem Ziel, der Treppe zum Eingang des Bergfrieds, näher kam. Er fragte sich, wie er seinen Gegner am Besten besiegen könnte. Er drückte die Klinge seines Gegenspielers zu Boden, trat auf die Klinge, wo sie zer-brach und der Schwung, den sein Gegner in sich trug, in die wartende Klinge des Harfners trieb.
Toran war immer dicht bei ihm, den Rücken freihaltend, so wie Johannes sich bemühte, ihm den Rücken frei zu halten. Hinter sich hörte er plötzlich ein lautes Krachen, doch es war nicht Toran , der betroffen war. Die kurze Ablenkung hätte ihm fast den Kopf gekostet. Er parierte gerade noch so das Schwert des zweiten Gegners, der ihm fast den Kopf vom Hals getrennt hätte. Die Fackel von Johannes war kurz vor dem Abbrennen. Kurzerhand warf er die nutzlose Fackel in einen Heuhaufen, der sofort in helle Flammen aufging.
Das neue Feuer beleuchtete eine groteske Szenerie
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