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Sternenstaub (German Edition)

Sternenstaub (German Edition)

Titel: Sternenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Men-schen.“
    Ein stetiger Tränenstrom rann über ihre Wangen. Sie dreh -te sich abrupt um, machte eine kreisende Handbewegung. Nichts passierte. Eine ganze Schar von verdorrten Blut-egeln fiel aus ihren Ärmeln. Rhoderick sah zwei runde Nar-ben auf ihren Wangen. Ein Ausdruck von Verzweiflung huschte kurz über das Gesicht der Königin.
    „Dann eben meins“, sagte sie, ritzte sich mit einem Bronze-messer den Unterarm auf, bewegte ihre Hand im Kreis und ein kleines Portal entstand, dessen rote Ränder eine tiefe Schwärze umfassten. Rhoderick packte Erlin, die wild strampelte.
    „Du darfst nicht hier bleiben!“, heulte sie und versuchte zu ihrer Mutter zu laufen.
    „Beeil dich!“, befahl Daria.
         Rhoderick musste sich bücken, um durch das Tor zu steigen. Die zappelnde Erlin machte es ihm nicht einfach. Weit vorne sah er das blaue Licht. Er war im Tunnel. Eisige Kälte schlug ihm entgegen. Vor seinem Mund bildeten sich Kondenswolken. Erlin kreischte noch immer. Immerhin hatte sie zu zappeln aufgehört. Der Boden fühlte sich schwammig an, als ob er lebte.
    Rhoderick starrte angestrengt auf den kleinen Lichtpunkt. Er hörte Stimmen. Von Menschen und von Elfen.
    Sie drohten, schmeichelten, flehten, sie anzusehen, doch Rhoderick dachte nur daran, dass er dieses Kind retten würde.
     
         Daria tauchte unter den Angreifern auf, wie ein Falke im Hühnergarten. Niemand hatte gesehen, woher sie kam und dann stand sie mitten unter ihnen und brachte den Tod. Aus ihren Armen rann Blut, welches sich in tödliche Blitze verwandelte. Die wenigen versprengten Schwarzelfen fass-ten wieder Mut, doch gegen die erdrückende Übermacht konnten sie nicht lange bestehen und dann war Daria ganz alleine. Sie erzeugte noch einmal einen Tunnel und gelangte wieder auf den Turm, von dem ihre Tochter geflohen war. Sie blickte auf das Portal. Jeder Schritt im Totenreich zählte für tausend in der Oberwelt. Nur noch wenige Schritte und Erlin würde in Sicherheit sein.
    „Ich muss wieder nach unten. Echelon töten“, dachte sie, doch ihre Arme gehorchten nicht mehr. „Alles verbraucht.“ Der Turm wackelte. Sie erinnerte sich an die Vision ihres Todes. Sie war sehr alt gewesen, und schwach. Dann war sie von einem hohen Turm gestürzt. Einem Turm, von dem sie gedacht hatte, er könnte nie einstürzen. Mit einem bitteren Lächeln stellte sie fest, dass all die Zeit, die sie mit ihren Zaubern aufgehalten hatte, jetzt schlagartig zurück -gekehrt war. Und sie würde es nicht verhindern können.    Noch einmal blickte sie auf den Menschen mit ihrer Toch-ter. Er hatte sich nicht umgedreht.
         Darias harte Züge entspannten sich zu einem Lächeln. Das Schicksal ließ sich nicht betrügen. Von niemandem. Schlagartig verschwand das rot umrandete Tor. Der Turm neigte sich anfangs langsam und begann dann immer schneller umzufallen. Weit weg fielen Erlin und Rhoderick zurück in die Welt der Lebenden.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    D er Strom
     
    Kerstin Sturmat
     
     
         Als er aufwachte, war das Erste, was er sah, eine kalte Sonne. Sie schien auf eine Landschaft, die trotz der un-zweifelhaft vorhandenen Farben wie Grau in Grau wirkte. Vor ihm erstreckten sich Wälder und Wiesen, ein paar be-baute Äcker und am Horizont verschmolzen Meer und Himmel zu einem nichtssagenden Blau.
    Er sah an sich herab: Er war körperlich unversehrt, alle Gliedmaßen funktionierten und die Narben waren sauber verheilt. Er sammelte seine verstreuten Habseligkeiten zu -sammen und machte sich auf den Weg in die fremdver-traute Welt, um sein Leben wieder zu finden.
     
    „So hohl, so kalt, so fest, so alt. Die wahre Prüfung, die wahre Herausforderung, er hat sie noch nicht einmal verstanden.“
    Die Stimmen über den Wolken seufzten auf und  schwiegen still.
     
    Er erwachte schweißgebadet, die Fetzen des Alpes mit irren Augen verfolgend, bis sie sich im heraufziehenden Morgen -rot auflösten. Die Gefahren des Tages schreckten ihn nie, er begegnete ihnen mit Mut und List, mit Kraft und Kühn-heit; und sein Name war in der Zeit, die nach seiner Gene-sung vergangen war, bekannt geworden und hatte einen guten Klang. Sein Schwert war scharf, seine Hand stark, sein Geist klar und geübt. Die Schatten aber, die ihn nachts umgaben, konnte er nicht bekämpfen; er hatte sie als Teil seines Ichs akzeptiert. Sie lauerten ihm auf, wenn er vom Dämmerzustand des Einschlafens in den

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