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Sternenstaub (German Edition)

Sternenstaub (German Edition)

Titel: Sternenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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ihr Stamm vollständig ausgelöscht worden war.
         Nur sie war noch übrig. Es war Teil des Rituals, die vorige Nacht unter freiem Himmel, abseits der Siedlungen, zu verbringen. Sie hatte dafür ein abgelegenes Waldstück auserwählt, wo sie von dem grausigen Schlachten rein gar nichts mitgekriegt hatte. Sie hatte Glück gehabt…und doch…fühlte sie sich, als wäre sie mit ihren Freunden, ihrer Familie gestorben. Der Anblick verbrannter Leichen, zer-störter Hütten… Der Anblick ihres toten Dorfes hatte sich tief in ihrem Gedächtnis eingeprägt.
    Kaum schloss sie die Augen, sah sie wieder das schmerz -verzerrte, starre Gesicht ihres Vaters vor sich, der durch eine Feuerkugel hatte sterben müssen…oder der verstüm-melte Körper ihres kleinen Bruders…
    Wütend schluckte Erilea weitere Tränen hinunter und zwang sich, aufzustehen. Sie presste verbissen ihre Lippen zusammen und setzte ihren Weg fort. Sie wusste nicht, wo -hin sie gehen würde. Sie wusste nicht, was sie erwarten würde. Sie wusste nur, dass sie gehen musste!
    Vor einigen Stunden hatte sie erst noch versucht, Über -lebende in dem Bild der Zerstörung ausfindig zu machen. Jedoch vergebens. Es gab kein Leben mehr, wo sie herkam. Eiskalter Tod war alles, was in dem einstigen Dorf noch zu finden war…
         Wehmütig, von der Verzweiflung überwältigt, hatte sie einen gellenden Schrei, der all ihre Schmerzen beherbergte, ausgestoßen. Doch gleich darauf, bereute sie diesen Ge-fühlsausbruch zutiefst. Denn so wurden sie auf die Jungelfe aufmerksam.
         Man nannte sie die „Schattenwandler“. Überall, wo der Tod vorherrschte, waren sie anzutreffen. Sie waren nur dunkle Schatten, die sich lautlos und beinah ungesehen be-wegten. Angst, Schmerzen, Panik und Verzweiflung nähr-ten ihre unersättlichen Mägen. Sie suchten nach Todge-weihten, deren Seele sich noch im Körper befand. Wenn sie einen solchen gefunden hatten, sogen sie eben diese Seele in sich auf. Die Schattenwandler waren entsetzliche Bestien. Ihr Äußeres nahm je nach ihrem Opfer beliebige Gestalten an. Sie verkörperten die dunkelsten Ängste ihrer Beute und trieben sie so zu eiskalter Panik. Doch bevor die Seele ihre Hülle verließ, zerfleischten sie Teile des Körpers, um so den Opfern unerträgliche Schmerzen zu bereiten.
    Schattenwandler waren die fürchterlichsten Biester, die es überhaupt in Gamaî gab. Wenn sie auf der Jagd waren, dann immer im Rudel. De r Gestank vom Tod lockte sie an…
         Erilea wäre beinahe das Herz stehen geblieben, als eines dieser grausamen Biester auf sie zugestürzt kam. Es sah aus wie ein riesiger, schwarzer Höllenhund mit furchteinflö-ßenden, langen Reißzähnen und roten, glühenden Augen.
    Zuerst hatte sie aufgeben wollen, sich einfach ihrem Schicksal ergeben wollen… doch dann hatte der uralte In -stinkt zum Überleben gesiegt. Mühevoll hatte sie gerade noch rechtzeitig einen Trugzauber heraufbeschwören kön-nen, um dem Viech zu entwischen. Doch lange hatte die Zauberei nicht angehalten, und zwei weitere Bestien waren hinter ihr her. Sie war gerannt. Und wie sie gerannt war…
    Der große Bogen hatte ihr die Bewegung deutlich er -schwert, doch er war ihre einzige Waffe. Keinesfalls konnte sie diesen hergeben…wenn es wirklich zum Kampf kom-men sollte…
         Sie musste über den Fluss kommen! Dann würde alles gut werden… Das einzige, was Schattenwandler verab-scheuten, war Wasser. Die Reinheit dieser Flüssigkeit ängs-tigte sie, weswegen sie jegliche Gewässer und somit auch den großen Fluss mieden.
         Die drei Biester waren dicht hinter ihr und sie konnte schon das gierige Röcheln vernehmen. Erileas Beine trugen sie, so schnell sie konnten.
    Da! Das vertraute, erlösende Rauschen des Flusses drang zu ihr. Augenblicklich konnte sie den Strom erspähen. Es war nicht mehr weit…nur noch ein kleines Stückchen… Die Panik verlieh der Jungelfe ungeahnte Kräfte. Nur noch fünfzig Fuß, bis zum rettenden Nass. Doch dann geschah das unvermeidliche. Sie stürzte…
         Reflexartig, jedoch ein bisschen zu langsam, richtete sie sich wieder auf. Und da war er schon. Der erste Schatten-wandler sprang sie an. Sie wurde von der Wucht des An-griffs wieder zu Boden geschleudert und schlug hart auf. Der Aufprall raubte ihr den Atem und beinah auch die Be-sinnung. Gleich würden sich die riesigen Lefzen in ihr Fleisch bohren und ihr das Leben nehmen…
    Tränen quollen zwischen ihren geschlossenen Augen

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