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Sternenstaub (German Edition)

Sternenstaub (German Edition)

Titel: Sternenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Sie gab ihm Kraft und Mut und Hoffnung. Und er begriff, dass das Versprechen diesmal nicht gebrochen werden würde. Zum ersten Mal seit Jahren öffnete er das eiserne Tor, von dem er geglaubt hatte, es auf ewig verschlossen zu halten. Er spürte die Wärme, die nur menschliche Nähe mit sich bringt, und das Wissen, dass in der Schwäche eine noch größere Stärke verborgen liegt. Kurz bevor sein Geist ins Dunkel der Bewusstlosig-keit hinüberglitt, begann er zu weinen.
     
    „Gerettet, er ist gerettet, er kann auferstehen zu Pein und Freude, zu Lust und Verlust, zu Leben und Liebe.“ 
    Die Stimmen lösten sich mit den Wolken auf, bis sie verstummten.
     
         Als er aufwachte, war das Erste, was er sah, das warme Licht der Sonne. Sie schien auf eine Landschaft, die im gol-denen Glanz des Spätsommers erstrahlte. Vor ihm erstreck-ten sich Wälder und Wiesen, ein paar bebaute Äcker und am Horizont verschmolzen Meer und Himmel zu einem leuchtenden Blau.
    Er sah an sich herab: Er war körperlich unversehrt, alle Gliedmaßen funktionierten und die Narben waren sauber verheilt. Sein Geist war leicht und frei, die Schatten waren verschwunden; und obwohl er die Angst nie ganz verlieren würde, hatte sie keine Macht mehr über ihn. Er sammelte seine verstreuten Habseligkeiten zusammen und machte sich auf den W eg in die fremdvertraute Welt, um sein Le-ben festzuhalten. Er ging in die Freiheit.
     
     
     
     
     
    E rileas Lied
     
    Selina Hauswirth
     
     
         Dichter Nebel schlängelte sich durch das Tal der Sin-genden Winde. Die Sonne fand keinen Weg, ihre wärmen-den Strahlen durch die Wolkendecke zu schicken. Feiner Nieselregen prasselte kaum merklich auf die lindgrünen Kronen der Laubbäume.
         Erilea schniefte und zog sich ihren Umhang enger. Ihr schwarzes Haar mit den scharlachroten Strähnen hing ihr feucht ins Gesicht. Der morgendliche Wind jagte ihr einen eisigen Schauer über den Rücken. Die Dunkelheit hüllte den Wald in einen unheimlichen Schleier. Zügigen Schrittes drängte Erilea weiter. Mit festem Griff hielt sie ihren anmu-tigen Reflexbogen in der Rechten. Auf ihrem Rücken trug sie einen Köcher mit spitzen, tödlichen Pfeilen. Ihre hell-grünen Augen leuchteten, obschon kein einziger Lichtstrahl auf ihr Gesicht fiel. Das Herz hämmerte laut in der Brust der Jungelfe. Mit ihren spitzen, ausgeprägten Ohren lausch-te sie angestrengt in die beißende Stille hinaus. Ihre über-reizten Sinne ließen sie schon Trugbilder heraufbeschwö-ren. Ängstlich wandte sie sich zu allen Seiten.
    Hatten ihre Verfolger aufgegeben?
    War sie endlich in Sicherheit?
    Jeden einzelnen Muskel angespannt, harrte sie eine Weile an Ort und Stelle aus. Der graue Nebel trübte ihren Blick und sie konnte nur einige verschwommene Silhouetten dort erkennen, wo sie die Bäume vermutete. Verwirrt ließ sie sich zu Boden sinken und vergrub das Gesicht in ihren blassen Händen. Lautes, verzweifeltes Schluchzen drang aus ihrer Kehle. Wie hatte das nur alles geschehen können? Und warum… ?
     
         Elfen gab es nicht mehr viele hier im Lande Gamaî. Die Menschen hatten den größten Teil dieser mystischen Geschöpfe brutal ausgerottet. Elfen besaßen die hohe Gabe der Magie…und genau das war es, was den Menschen Angst gemacht hatte. Und was den Menschen Angst macht, das müssen sie vernichten. Vorerst konnten ihnen die Elfen gut standhalten, doch vor kurzem hatte sich das Blatt ge-wendet. Die Menschen hatten die Feuerspucker erfunden. Merkwürdige, unheilbringende Waffen, die feurige Kugeln abfeuerten und einen Elfen kaltblütig umbrachten.
         Erilea, eine reinrassige Waldelfe, lebte in einem kleinen Dorf, jenseits des großen Flusses. Fünfzehn Winter zählte sie nun schon und gehörte somit offiziell den ausge-wachsenen Elfen an. Heute hätte das Ritual stattfinden sol-len, welches ihr Kraft und Mut auf ihren zukünftigen Weg mitgeben sollte. Doch es war alles ganz anders gekom-men…
         In der Nacht, als die beiden Monde schon hoch am Himmel standen und die Sonne sich schon längst verab-schiedet hatte, waren sie gekommen. Ein riesiges Heer un-zähliger, mit Feuerspucker bewaffneter Menschenkrieger.
         Erilea hatte geschlafen… sie hatte geschlafen, als ihr Dorf gestürmt wurde… sie hatte geschlafen, als die ersten, sich tapfer verteidigenden Elfen grausam ermordet wur-den… sie hatte geschlafen, als ihre Schwester den erbärm-lichen Tod im Fegefeuer fand…sie hatte geschlafen, als

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