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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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Prunus Bittermandel im Namen des Großen Rates der Spruchwirker explizit nach Meister Tulpenmohn hatte rufen lassen. Bei früheren Treffen hatte Tulpenmohn bereits das eine oder andere Mal unbedeutendere Versammlungen in seinem Erdloch verpasst, was niemand sonderlich gestört hatte. Musa dachte weiter nach, ob das mit dem Tod ihres Fürsten zu tun hatte? Das war gut vorstellbar.
    In den letzten Jahren hatte er seinen Meister durchaus als geschätztes Mitglied der altehrwürdigen Innung der Spruchwirker in Begonien kennengelernt, besonders seine Zurückhaltung in politischen Angelegenheiten sorgte stets für einen stressfreien Alltag. Ihm blieb nur zu hoffen, dass sein Meister nicht auf seine alten Tage noch ehrgeizig werden würde. Es gehörte zu Musas geheimem Alternativplan, irgendwann einmal das Erdloch zu erben, ab und zu dummes Zeug zu reden und sich ansonsten regelmäßig warmen Kirschkuchen kredenzen zu lassen. Natürlich nur wenn es mit der Weltherrschaft, der Hochzeit mit Vicia und der Unterwerfung des weißen Drachengeistes Verzögerungen geben sollte.
     
    »Na, so wie sich Musa anstellt. Wie soll der das jemals schaffen?« Für seinen Enkelsohn schien Musa noch kein Held zu sein.
    »Gib ihm noch ein wenig Zeit.«
     
    »Meister Frangipani Tulpenmohn, mein guter Freund, es ist mir eine Freude Euch gesund wiederzusehen«, begrüßte sie Meister Bittermandel herzlich.
    »Meister Bittermandel, auch in Zeiten der Apokalypse sind wir bereit, unserem Land zu dienen!«
    Musa befand die schmeichelhafte Begrüßung als angenehm, vor allem weil auf einem Beistelltisch Krapfen, Schokoladenplätzchen und warmer Kirschkuchen für sie bereitstand en.
    »Nehmt Platz und stärkt Euch«, gebot ihr Gastgeber einladend. Musa stellte fest, dass große Politik doch nicht so schlimm sein konnte, eine Welt, in der es warmen Kirschkuchen gab, war noch nicht verloren. Obwohl es schon etwas merkwürdig war, dass der berühmte Erzspruchwirker seinen Meister einen guten Freund nannte. Wenn er weiter darüber nachdachte, die beiden hatten in den letzten sieben Jahren kein Wort miteinander gesprochen. Nicht, dass sie verstritten waren, nein, sie kannten sich nicht näher. In Begonien gab es fast 500 Spruchwirker und Meister Tulpenmohn bewegte sich nicht gerade im Mittelpunkt der Innung.
    »Wie können wir helfen?«, fragte Meister Tulpenmohn aufmerksam. Hoffentlich würde diese leichtfertig zuvorkommende Frage nicht in Arbeit ausarten. Musa befand die Schokoladenplätzchen als äußerst schmackhaft und die Mühen, selbige zu vertilgen als anstrengend genug.
    »Immer zu Diensten! So kenne ich Euch. Meister Tulpenmohn, ich wusste, dass ich mich auf Euch verlassen kann.« Prunus Bittermandel wurde leiser. »Wir leben in Zeiten höchster Not. Ich habe einen wichtigen Auftrag für Euch. Einen Auftrag, der nur von einem Spruchwirker mit Euren Referenzen erfüllt werden kann. Ich zähle auf Euch.«
    »Sicherlich. Ich werde das Böse für Euch besiegen! Zur Not würde ich auch Drachen mit meinen Händen erschlagen.« Frangipani Tulpenmohn zelebrierte seinen Patriotismus und biss kampfbereit in einen mit Kirschkonfitüre gefüllten Krapfen. Musa liebte die Redensart, Drachen erschlagen zu wollen, sie war so wunderbar heroisch und zudem völlig gefahrenfrei. Es gab nämlich keine Drachen in Begonien.
    Meister Bittermandel lächelte und erzählte bereitwillig, was passiert war: Er sprach über das plötzliche Ableben des Großherzogs, den Besuch ihrer Nachbarn aus Hyazinth, die bevorstehende Vermählung der Prinzessin mit Malus von Steppenkirsche, den Thronfolger Dost-Escariol, die gesundheitlichen Probleme seiner Mutter, Meister Greisenhaupt, Vicia von Lerchensporn und das plötzlich Verschwinden der beiden Letztgenannten.
    Das Volk von Begonien stand vor einer bitteren Prüfung und deswegen sollte in dieser schweren Stunde das Orakel von Granadilla um Rat befragt werden. Und genau auf diese Mission wollte Meister Bittermandel Frangipani Tulpenmohn schicken, er sollte mit einem Vertrauten nach Granadilla reisen und um guten Rat bitten. Der Weg dorthin machte Musa dabei weniger Sorgen, man ritt von Lerchensporn nach Granadilla kaum einen Tag, nur welche Qualifikation seinen Meister für diese besondere Berufung auszeichnete, verschloss sich ihm leider völlig. Auch die Anzahl der Vertrauten von Meister Tulpenmohn war überschaubar, während andere Spruchwirker durchaus über einen eigenen kleinen Hofstaat verfügten, war er der Einzige, der sich

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