Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
Vom Netzwerk:
hätte durchgehen können.
    »Wie ist dein Name?« Auf jeden Fall hatte sich das Herrschaftsband um seinen Hals gelegt, es würde nun Musas Worten folgen.
     
    »Warum war Cardamine nicht geflohen?« Seine Enkeltochter lächelte, als ob sie sich freute, dass sich beide endlich begegnet waren. Sie ahnte bereits, dass der dicke Hund mit schwarzem Fell, der wie ein kleines Schwein aussah Cardamines dämonischer Wirt war.
    »Das ist eine gute Frage, auf die ich keine passende Antwort weiß. Ich vermute, sie war müde oder hatte schlicht keine Lust.«
     
    ***

Barrikaden
    In Lerchensporn hatte Dost-Escariol die Explosion von Granadilla ohnmächtig verfolgen müssen. Er wusste sofort, was passiert war. Der Himmel war glutrot und der gesamte Hofstaat befand sich mittlerweile in Aufruhr. Es hatte die Innung der Spruchwirker Jahrzehnte gekostet , Begonien dämonenfrei zu machen – und jetzt war diese nervige Plage wieder frei.
    Sorgen über Sorgen, auch die Proben für sein Tanztheater waren an diesem Tag miserabel gelaufen. Die erste Stimme klang immer noch wie ein betrunkener Marktschreier, das halbe Bühnenbild war eingestürzt und der Beleuchter hatte bei den Reparaturen auch noch den Vorhang in Brand gesteckt.
    Wütend legte Dost sein Strickzeug in die Schatulle, selbst seine liebste Nebenbeschäftigung konnte ihn nicht beruhigen. Und es wäre bei der kostbaren Wolle auch unverzeihbar gewesen, sie in einer missmutigen Stimmung zu einem trostlosen Leben als zweitklassige Wollsocke zu verdammen.
    »Wache!«, rief Dost energisch, während er sich sein Schwert anlegte. Das Ding hatte die letzten Jahre unnütz im Schrank gelegen. Wo es seiner bescheidenen Meinung nach auch sehr gut aufgehoben war.
    »Mein Prinz.«
    »Ich warte auf Meister Bittermandel. Wo bleibt er?« Ihn warten zu lassen, war eine Unverschämtheit, ihn heute warten zu lassen, eine Katastrophe.
    »Wir haben ihn rufen lassen, wie Ihr uns aufgetragen hattet«, antwortete der Gardist prompt und in seiner Haut sichtlich unwohl.
    »Wir gehen zu ihm!« Dost wollte nicht länger warten. Es war ihm schon binnen kurzer Zeit seiner Regentschaft zuwider , keinerlei Regierungsgeschäfte selbst zu tätigen, sondern alle Dinge ausschließlich durch den ehrenwerten Meister Bittermandel regeln zu lassen. Es sei angeblich nicht standesgemäß, dass sich der Regent von Begonien um Trivialitäten kümmere, so die Worte von Meister Bittermandel, die er daraufhin gefragt stets zu antworten pflegte.
    »Mein Prinz?!« Auch die Wache klang verwundert.
    »Sofort!«
    »Mein Prinz, der Weg ist gefährlich. Es sind Dämonen in Lerchensporn gesehen worden. In Granadilla muss es ein Unglück gegeben haben.«
    »Na und? Verriegelt die Speisekammer! Und vergesst den Weinkeller nicht! Wir haben andere Sorgen. Hyazinth droht uns mit einem Krieg und wir werden aus Granadilla keine Hilfe erwarten dürfen.« Dost war verärgert und wollte sofort mit Meister Bittermandel sprechen.
     
    »Aber Großvater, hatte Dost keine Angst vor den Dämonen?«, fragte seine Enkeltochter erschrocken.
    »Wie soll ich es sagen ... nein ... die meisten Dämonen, die der weiße Drachengeist in Verwahrung hatte, waren etwas eigen.«
    »Eigen?« Das war auch seinem Enkelsohn suspekt.
     
    Viele Dämonen in Begonien waren schon immer etwas Besonderes. Das ehrwürdige Orakel von Granadilla hatte sein Heim niemals als Gefängnis erachtet, sondern eher als Besserungsanstalt. Es hatte sich deshalb auch nie davon abhalten lassen, temporär zur Erziehung beherbergte Dämonen zu einer nachhaltig besseren Lebenseinstellung begleiten zu wollen. Bedauerlicherweise blieben diese hehren Absichten überwiegend ohne Erfolg, was meist nicht an einer pathologisch unabänderlichen Boshaftigkeit seiner Gäste, sondern an deren unglaublicher Dummheit lag. Oder mit anderen Worten, das Orakel versuchte, den Dämonen zumindest das Lesen beizubringen. Was seiner Meinung eine vorteilhafte Befähigung war, um sich auch Inhalten von Büchern zu widmen, ohne sie aufzufressen. Die Hoffnung, wenigstens einigen seiner Schützlinge auch das Schreiben beizubringen, hatte aber selbst das Orakel aufgegeben.
     
    »Aber Cardamine war doch nicht dumm. Und Picea hörte sich ebenfalls recht verschlagen an.« Seine Enkeltochter wollte sich verständlicherweise mit dieser pauschalisierten Antwort nicht zufriedengeben.
    »Cardamine war alles andere als dumm, weswegen sie auch keine Lust hatte, den anderen bei der Flucht hinterher zu rennen. Und Picea, sie

Weitere Kostenlose Bücher