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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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stehe zu meinem Wort! Ich habe versprochen , Begonien friedlich in Euer Protektorat zu legen. Es wird Eure Fahne wehen. Und die Innung der Spruchwirker wird weiterhin für Frieden und Wohlstand sorgen!«
     
    »Meister Bittermandel ist ein Verräter!«, lautete das Urteil seiner Enkeltochter kurz und knapp.
    »Ja der gute Meister Bittermandel spielte mit verdeckten Karten. Aber richte nicht zu voreilig über ihn.«
    »Aber das ist doch eindeutig!«
    Er schmunzelte. »Ist es das wirklich?«
     
    Prunus Bittermandel lächelte zufrieden. Cernus würde ihm genauso dienen, wie der selige Helm-Ranunkel zuvor und dabei stets glauben, König zu sein. Zwar mutmaßte Prunus inzwischen, nicht mehr persönlich mit dem Orakel sprechen zu können, aber diesen Preis war er bereit, für den Frieden zu bezahlen. Der Vertrag mit Hyazinth war der beste Weg, den jungen Regenten Dost-Escariol keine untragbare Bürde schultern zu lassen. Zudem empfand es Prunus als amüsant, sich von einem Despoten für den ohnehin nicht abwendbaren Überfall auf sein bankrottes Land fürstlich bezahlen zu lassen. Das war, als ob man einen Dieb davon überzeugte, bei einem Raubzug Geld mitzubringen. Und das wohl wissend, dass man selbst keine Reichtümer mehr hatte, die einem hätten gestohlen werden können.
     
    »Oh«, stellte seine Enkeltochter überrascht fest. »Und was war jetzt mit den Dämonen?«
    »Die taten halt, was Dämonen so tun ... und gingen anderen auf die Nerven«, erklärte er mit einer süffisanten Note. »Ich sagte ja bereits, dass die meisten von denen nicht sonderlich schlau waren. Ferner waren sie maßlos, gierig, egoistisch und sahen auch noch vielfach ziemlich unvorteilhaft aus.«
     
    Als am nächsten Morgen über Rosenheide die Sonne aufging , schien die Welt für Lobelie Rübenkerbel noch in Ordnung zu sein. Sie stand mit dem ersten Hahnenschrei auf, wusch sich und zog ihr hellblaues Arbeitskleid an. Der Hahn hatte zwar merkwürdig geklungen, aber Lobelie wusste, dass das blöde Vieh immer gärige Kirschen aufpickte und deswegen öfters sturzbetrunken war.
    Als Lobelie sich allerdings eine Tasse heißes Bohnengebräu zubereiten wollte, war die friedliche Morgenstimmung dahin. Aus der Vorratsdose grinste sie ein handgroßer Dämon an, der sich mit sichtlicher Freude das kostbare Röstbohnenpulver auf seine gelbschwarze Zunge rieseln ließ.
    »Gutäään Morgääään«, begrüßte sie dieser unverschämte Besucher auch noch frech und drückte derweil seinen kleinen nackten Dämonenarsch tiefer in das Röstbohnenpulver.
    »DÄÄÄÄMMONNEEEEENNN!!!!«, brüllte Musas Tante aus voller Brust, packte den ungebetenen Gast am Hals und schlug ihn mit dem Kopf auf den Holztisch. Wenn sich der Dämon dabei nicht die Zunge abgebissen hätte, wären seine weiteren Rechtfertigungen bestimmt interessant geworden. Nur , Tante Lobelie kannte kein Erbarmen, Bruchteile einer Sekunde später schlug sie mit der flachen Hand zu und deformierte den Dieb zu einem undefinierbar kreisähnlichen und ziemlich sprachlosen Pfannkuchen.
     
    »War der Dämon dann tot?«, fragte seine Enkeltochter, beinahe schon mit dem Prügelopfer mitfühlend.
    »Nein. Mehlwürmer waren zäh.«
    »Mehlwürmer?«
    » Na, kleinere Dämonen, die man in Speisekammern, Kartoffelkellern oder ähnlichen Orten finden konnte. Sie galten als harmlos, allerdings auch als unglaublich verfressen und ihre Ausscheidungen trugen nicht gerade zum besseren Aroma betroffener Lebensmittel bei. Man konnte sie immerhin ohne Probleme einfangen, wenn es auch praktisch unmöglich war, sie ohne die Hilfe eines Spruchwirkers wieder loszuwerden.«
     
    Nun, Lobelie Rübenkerbel war keine Frau, die deswegen pikiert auf einen Stuhl gesprungen wäre. Sie drosch so lang auf den völlig aus der Form geratenen Mehlwurm ein, bis dieser sich ohne Gegenwehr in ein Einmachglas mit einem stabilen Metallspannbügel stecken ließ. Sichtlich erschrocken über diese beeindruckende Begegnung versuchte der Dämon in seiner gläsernen Behausung wieder zu seiner alten Form zurückzufinden. Vor der letzten großen Inhaftierungswelle in Granadilla hatte Lobelie einige Gläser dieser Sorte im Keller stehen gehabt.
    Aber die Gefahr, die von Mehlwürmern ausging , war glücklicherweise überschaubar. »WEG VON MEINEN WÜRSTEN!«, rief Lobelie drohend, griff nach dem Schüreisen am Herd und lief aufgebracht zum Räucherschuppen neben dem Haus. Leider traten Mehlwürmer selten alleine auf. Der erste Feinschmecker ihrer

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