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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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ruhig alle Musa sehen.
    Auf dem Weg nach oben schaute sie kurz in der Küche vorbei, in der gerade ein großes Blech frischgebackener Haferkekse darauf wartete, gratiniert zu werden. Cardamine nutzte die Gelegenheit und vertauschte die Erdbeermarmelade mit der Soße aus gestoßenen roten Chilischoten. Welche übrigens von der derselben Marke war, mit der schon die königliche Küchenbrigade aus Lerchensporn den seligen Großherzog ins Jenseits befördert hatte.
    In den Schlafräumen angekommen , fügte sich das Seifenwasser dem Lauf der Dinge, sie stellte sich vor die Schuhschränke von Ehefrau Nummer 6 und entleerte ihre übervolle Blase. Mit dem Strahl hätte sie auch Löcher in die Wand schießen können. Die Schuhe würde sie jetzt nicht mehr anziehen.
    Danach ging sie in den Thronsaal und gesellte sich zu Nummer 4, der mit dem schlechten Gedächtnis, der sie schnell klarmachte, dass sie mit Meister Tulpenmohn verheiratet wäre, der nun umgehend ihrer Zuwendung bedurfte. Frangipani Tulpenmohn war zwar etwas aus der Übung, aber Nummer 4 hatte wirklich motivierende Talente. 
    Bei Nummer 2, der mit dem Kleidertick, hatte Cardamine noch einfacheres Spiel. Ihr erzählte sie nur von der neusten Mode und Clusias legendärer Kleiderkammer, was sofort hysterische Weinkrämpfe auslöste. Worauf sie aus Protest die Füllung aus einem der großen Kissen am Boden riss und sich demonstrativ den Kissenbezug überstreifte.
    Um Nummer 1 musste sie sich nicht kümmern, denn sie hatte der echte Musa leichtfertig in ein Gespräch verwickelt, während er, gleich einem Ritter, die Jungfräulichkeit ihrer Nichte Vicia verteidigte, die nur lallend auf einem Kissen von links nach rechts schwankte und von alledem nichts mitbekam. Eine beachtliche Geste, da halb Kardone sich anschickte, der wehrlosen Prinzessin ihren Segen zu schenken.
     
    »Nichte?«, fragte seine Enkeltochter.
    »Schon vergessen? Die Mutter Vicias, Clusia von Lerchensporn war Cardamines ältere und nicht gerade geliebte Schwester.«
     
    Bei Nummer 5 schwärmte Cardamine vom neuen Tanztheater und seinen grandiosen Gesangsdarbietungen. Um sie aber auf die richtige Spur zu setzen, brauchte sie nur zu fragen, ob sie eigentlich wusste, welche Befindlichkeiten ihr Mann bei Clusia hinter verschlossenen Palasttüren behandelt hätte? Cardamine hätte die ganze Nacht weiter schlecht über ihre geliebte Schwester sprechen können.
     
    »Cardamine ist ein böses Stück!«, erklärte seine Enkeltochter pikiert.
    »Jap.«
    »Hatte sie denn mit Musa kein Mitleid?«
    »Nein.«
     
    Cardamine setzte sich wieder neben Meister Tulpenmohn, dem unter den fachkundigen Händen von Nummer 4 Unglaubliches erwuchs. Vielleicht würde ihm das helfen, wieder etwas umgänglicher zu werden und zukünftig auch Erdlöcher für zwei zu graben.
    Da die Orgie immer zügelloser wurde , fiel auch Cardamine niemand weiter auf. Was aber auch daran gelegen haben könnte, dass sie sich bereits kurze Zeit später wieder in einen Hund verwandelte, der bekannterweise nur wie ein kleines Schwein aussah. Das Orakel hatte sie wieder auf das Kissen neben sich gesetzt. Es schaute gerade etwas gequält, weswegen sie es kurz am Bauch drückte. Erleichtert ließ das frisch gewaschene Orakel eine nach Frühlingsblumen riechende zartblaue Seifenblase aus dem Hintern aufsteigen. Cardamine schüttelte sich, sie hasste dieses unverbesserliche Gut-Wesen.
     
    Natürlich passierte, was passieren musste. Cardamine lächelte immer zufrieden, wenn ein Plan funktionierte: Hisperis Greisenhaupts Ehefrau Nummer 7 spuckte als erstes den verseiften Wein aus und begann sich deswegen sofort mit Nummer 6, der Köchin und Schuhliebhaberin zu streiten. Sie hätte nicht nur Plattfüße, sondern wäre auch eine erbärmliche Kellermeisterin, warf sie ihr mitsamt betreffender Weinflasche wenig damenhaft an den Kopf. Die entstehende Weinpfütze schäumte zwar warnend, sorgte aber trotzdem dafür, dass sich jeder Zweite in der Nähe der Schwerkraft geschlagen geben musste.
    Mitten in dem Tumult erfuhr auch Ehefrau Nummer 4, mit wem sie wirklich verheiratet war. Sehr zum Leidwesen von Meister Tulpenmohn, der ihr nur erregt hinterher sah, als sie mit rotem Kopf und sichtbaren Handabdrücken auf dem nett anzusehenden Hinterteil davonlief.
    Ehefrau Nummer 2, die noch die Weinseifenpfütze geschickt gemeistert hatte, stritt deswegen umso heftiger mit ihrem Gatten, um zukünftig Kleider tragen zu dürfen, der wiederum darüber fluchte, dass sein

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