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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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ganzer Rücken nach Fisch stank, während er mit einem brennenden Erdbeerkeks im Mund seine pausenlos quasselnde Nummer 1 abschoss. Und dabei versehentlich eine Gardine ansteckte, wobei sich das Feuer durch ein aus den Schlafräumen über das Treppenhaus herablaufendes, nicht sonderlich gut riechendes Rinnsal nicht ausbreiten konnte. Als Nummer 6 dann noch an der Quelle dieser Höllenplörre ihre lädierten Schuhe fand, war die gute Stimmung endgültig dahin. Und entgegen ihrer grundpazifistischen Veranlagung entwickelten Meister Greisenhaupts sieben Frauen mörderisch vernichtende Blicke gegenüber unserem jungen Helden Musa Rübenkerbel. Der sich natürlich keiner Schuld bewusst war und erfolglos von einem unglücklichen Missverständnis sprach. Die sieben Frauen waren zum Töten bereit.
     
    »Und wie ist Musa aus diesem Irrenhaus lebendig herausgekommen?«, wollte sein Enkelsohn wissen.
    »Durch die Tür.«
     
    Meister Tulpenmohn hatte schon immer eine lange Leitung, weswegen er allein zu Ende brachte, was Nummer 4 bei ihm leichtfertig angerichtet hatte. Die über viele Jahre angestaute Enthaltsamkeit glich einer tickenden Bombe. Sein Freudenschrei der Erlösung hatte in etwa den Schalldruck einer explodierenden Kanonenkugel, was alle im Thronsaal kurzzeitig paralysierte. Bis auf Musa, der wegen seiner Unterhaltung mit Nummer 1 glücklicherweise immer noch reichlich Watte in den Ohren hatte.
    Todesmutig schnappte er sich Vicia, Cardamine, das Orakel und Meister Tulpenmohn. Und rannte , so schnell wie es seine Beine, die fehlende Kleidung und seine Gefährten zuließen. Die Ginkgo, Meister Greisenhaupt und seine sieben Frauen wussten zuerst nicht, wie ihnen geschah, was den Flüchtenden einen respektablen Vorsprung verschaffte.
     
    ***
     

Die Flucht von Kardone
    Es ist bestimmt leicht zu verstehen, dass Hisperis Greisenhaupt recht ungehalten war. Musa Rübenkerbel hatte ihn betrogen, blamiert und würde ihm zudem eine ruhelose Nacht auf dem Abort verschaffen. Die Erdbeerkekse waren Waffen!
    Dass ihm derartiges Unglück widerfahren konnte? Ihm, dem König der Ginkgo, der noch bis vor Kurzem mit sieben Frauen glücklich verheiratet war? Seit den jüngsten Ereignissen hing der Haussegen bei den Greisenhaupts mächtig schief. Weswegen er auch die Streitmacht der Ginkgo mobilmachen ließ. Um nach Lerchensporn zu marschieren. Nackt! Was Recht war, musste Recht bleiben! Und Musa Rübenkerbel musste seiner gerechten Strafe zugeführt werden, so sein Urteil.
     
    »Großvater, und das sollen wir dir glauben?«, fragte seine Enkeltochter amüsiert.
    »Natürlich. Alles hat sich genau so zugetragen, wie ich es euch erzähle. Darauf mein Ehrenwort«, rechtfertigte er sich und strich ihr durch die Haare.
     
    Musa lief weiter. Auch wenn er nicht mehr konnte. Unter seinem rechten Arm hatte er sich Cardamine geklemmt und an der linken Hand zog er Vicia hinter sich her. Dass er einmal gemeinsam mit seiner großen Liebe nackt unter dem Sternenhimmel über eine Wiese rennen würde, hätte er sich auch in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt. Auch Meister Tulpenmohn und das Orakel hielten locker mit, es schien fast, als ob sein Lehrherr in dieser Nacht seine Jugend wiederentdeckt hätte.
    »Was für ein wunderschöner Vogel«, bemerkte Vicia entzückt, deren Blicke den kleinen Drachen bei jeder Bewegung verfolgten.
    »Ach ... das ist nur ein fliegendes Eichhörnchen. Ich weiß auch nicht , warum das Vieh uns folgt«, antwortete Musa atemlos. Über das Unglück von Granadilla wollte er ihr sicherlich nichts erzählen.
    »Wir machen eine Pause!« Erschöpft setzte er sich auf eine Wiese. Er hatte sich in den letzten beiden Tagen mehr bewegt, als im ganzen Jahr zuvor. Aber dafür lächelte Vicia ihn an. Ein schöner Lohn.
    »Und wer bist du? Bist du etwa der wunderschöne Prinz, der daheim auf mich wartet?« Mit dieser Frage schmiegte sie sich an seine Seite und fuhr mit dem Finger an seinem Ohr entlang. Er war sich sicher, dass sie nicht wusste, was sie tat. Ihm wurde heiß und kalt, das war zu viel für seine kleine Seele.
    »Mach dir nichts draus. Hisperis hat sie verzaubert. Ich würde zugreifen, solange du die Gelegenheit hast. Bei wachem Verstand würde sie dich dafür vierteilen lassen.« Cardamine genoss seine Unsicherheit. Außerdem wollte sie sehen, wie weit Musa gehen würde.
    »Nein! Nein ... sie ist eine Prinzessin! Wir werden sie sicher zurück nach Lerchensporn bringen! Und ich werde nicht zugreifen!« Auf

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