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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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das Wasser, immer rasanter, immer weiter auf einen steilen Abgrund zu – und jetzt? Abrupt durchspülte mich Panik.
    Iason drehte den Oberkörper. »Halt dich fest!«, brüllte er mir durch das Rauschen von Wind und Wasser zu. Oh Gott, wir würden uns doch wohl nicht da runterstürzen? Das konnte doch nicht Iasons Ernst sein. Ich war nur ’ne mickrige Irdin, verdammt! Noch während meine Panik hochschäumte wie kochende Milch – auch, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich Ally stoppen könnte –, spreizte Salto vor uns die Flossen und nahm so die Gestalt eines Mantas an. Ehe ich auch nur beeindruckt blinzeln konnte, hob Ally ebenfalls vom Wasser ab und wir schwebten hoch über dem reißenden Wasserfall, der hunderte Meter in die Tiefe rauschte. Ich ruderte leicht mit den Armen, schaffte es und blieb stehen. Iason stand da wie ein Champion und streckte jubelnd eine Faust in die Luft.
    Angeber, dachte ich, aber dann dachte ich nur noch: Ein fliegender Manta! Wow! Wow! Wow! Es war herrlich! Schwerelos im Wind. Freiheit. Yeah! Die Landschaft unter uns war unglaublich! Wunderschön terrassierte Bergformationen, verbunden mit Wasserfällen, Blütenwäldern und moosbewachsenen Felsen. Dazwischen reckten und streckten uns baumhohe Farne ihre Spitzen entgegen. Von hier oben eine endlos scheinende Weite. Nun gut, nicht ganz endlos, denn da waren zwei der fünf Monde, die sich am Horizont gegen die Berge zu drücken schienen. Was für eine wunderschöne Welt! Und ich, Mia Wiedemann, mittendrin.
    Wir segelten, nein, wir schwebten auf unseren Fischen über den Wasserfall hinweg, eine Terrasse tiefer. Dann senkten wir uns gute fünfhundert Meter, oder sollte ich lieber sagen, etwa dreißig loduunische Bäume weiter, über dem nächsten Flussabschnitt. Dort setzten Salto und Ally zur Landung an. Ich beugte die Knie etwas mehr, um den Ruck beim Aufsetzen abzufangen, aber als er kam, war er so heftig, dass ich mich beinahe festgehalten hätte, wenn Ally mir nicht zuvorgekommen wäre. Sie umschlang meine Hüfte schützend mit ihrer Rückenflosse. Ein lebendiger Rettungsgurt, absolut verlässlich. Im Wasser angekommen, bremste sie so scharf ihr Tempo, dass rechts und links ihrer schützenden Flossen Wasser aufspritzte – es war, als wäre ich mit Jetskis unterwegs – bis sie schließlich ruhig und tief schnaubend ausschwamm. Laut jauchzend streckte nun auch ich die Arme von mir, als hätte ich eine Weltmeisterschaft gewonnen. Meine erste Fischtour war der absolute Knaller!
    Iason zog an Saltos Rückenflosse und brachte seinen unwilligen Fisch so zum Innehalten. Dem Teufel war aber auch keine Strecke zu weit. Klar, dass Iason sich diesen Fisch und keinen anderen ausgesucht hatte.
    »Ich kann es noch immer nicht fassen«, bestaunte er meine … ja, was eigentlich? Fahr-, Flug- Reit- oder Schwimmkünste? Aber dann fing er sich und deutete auf eine kleine Bucht seitlich von uns. Ich gab Ally das Zeichen, ihm zu folgen.
    Am Ufer angekommen machte Iason einen weiten Satz auf den anliegenden Felsen. Er drehte sich um, seine Augen schienen wie der Himmel auf. Ich spürte es deutlich: Hier war er zu Hause.
    Er beugte sich über den Rand des Ufers, um mir die Hand zu reichen. Allerdings benötigte ich gar keine Hilfe. Ally schmiegte sich an den Fels, damit ich mühelos absteigen konnte. Da standen wir. In völliger Abgeschiedenheit eines lichten Berglandregenwaldes. Nur Iason und ich, umgeben von loduunischer Flora. »Übrigens«, ich tippte ihn an die Brust, »mein Fisch ist viel netter als deiner.«
    Iason grinste. »Salto spielt sich gern auf.«
    »Ein ganz schön angeberischer Hecht, wenn du mich fragst.«
    »Kein Hecht, Mia.« Iason zeigte auf das Horn an dessen Nase. Okay, Schwertfisch traf es tatsächlich mehr – ein haigroßer Schwertfisch mit grünen Augen.
    Liebevoll streichelte Iason seinem Fisch über das schwarze Fell. »Wir nennen diese Edelrasse Chron. Sie vermehren sich nur sehr selten.«
    »Ah, der Herr gib sich also nur mit Edelrassen ab«, neckte ich ihn. Aber er spürte, wie sehr ich mich tief in meinem Inneren für ihn freute, dass er seinen Freund und Begleiter wieder bei sich hatte. Iason lächelte mir zu.
    »Und was ist Ally?«
    »Irgendeine Promenadenmischung.«
    »War ja klar.«
    Iason zuckte mit den Schultern. »Die sind von ruhigerem Gemüt. Deshalb habe ich sie gebeten, dir zu dienen.«
    »Zu dienen«, wiederholte ich spitz. Ally streckte den Kopf aus dem Wasser und in diesem Moment war es, als würde

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