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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Schlimmeres geben als diese sinnlosen Tode und die Zerstörung. Jetzt weiß ich, es gibt viel Schlimmeres. Diese Leute wurden ihrer Seele beraubt. Und deswegen stelle ich mir jetzt noch eine Frage.«
    Ich strich mit dem Daumen über seine Hand. »Und welche?«
    »Ob es mein Sinn sein kann, in ihnen einfach nur den Feind zu sehen.«
    Ich blickte ihn an. Wo steckte er das nur alles hin? Die Trauer und den Schmerz um die ganzen Verluste? Er blieb irgendwie immer stark.
    Ein Ruck ging durch seinen Körper, als würde er sich von seinen Erinnerungen losreißen. »Komm mit«, sagte er schließlich und nahm mich bei der Hand. Seine Art mir zu zeigen, dass er jetzt nicht mehr weiter über das Vergangene nachdenken wollte. Er führte mich die Steigung hinab am Ufer entlang, bis wir den Wasserfall erreichten. Auf einem der zerklüfteten Felsen blieben wir stehen. Gischt besprühte unsere Körper. »Iih!« Ich hüpfte zurück. »Das ist ja eiskalt!«
    Iason lachte. Kurz darauf stieg er vom Felsen, auf dem wir standen, und watete, so als wäre nichts, ein paar Schritte durch den See auf die Kaskade zu. Als das Wasser ihm bis zur Hüfte reichte, drehte er sich zu mir um. Das Rauschen um uns herum war so laut, dass ich seine Worte nicht verstand. Aber er zeigte zum Wasserfall und winkte mich mit der Hand zu sich.
    Ich schüttelte energisch den Kopf.
    Er kam zurück und stieg triefend und tropfend aus dem Wasser. Seine Augen funkelten topashell. »Komm schon. Es ist nur ganz kurz kalt«, rief er, um das Rauschen zu übertönen. »Das Becken aus Krahja wärmt dich, wenn du erst mal drin bist.«
    Ja, aber trotzdem blieb da noch der besagte erste Moment.
    Er entfesselte die ganze Kraft seines außerirdischen Blicks. »Mia, bitte.«
    Dieser Fuchs, oh, er wusste ganz genau, dass er mich mit diesem Blick zu fast allem überreden konnte! Na gut, ich wollte ja auch kein Feigling sein. Ich zog meine, nein korrekterweise seine Jacke, aus, hu, war der Wind frisch, und öffnete schon die ersten zwei Knöpfe meiner Bluse, als er mich mit der Hand bremste. »Lass nichts liegen. Man weiß nie, wer am Ende doch hier herumschleicht.«
    Das war ein Argument.
    Erneut stieg Iason ins Wasser und ging voraus. Diesmal mit seiner Jacke in der Hand.
    Ich nahm meinen Mut zusammen und streckte einen Zeh in das Becken. Brr! Ich setzte auf den Überraschungseffekt und zog schnell den anderen Fuß nach. Das Wasser reichte mir bis zu den Waden, es war so kalt, dass ich die Augen aufriss und gerade einen Aufschrei unterdrückte, als ich plötzlich spürte, wie die Kälte nachließ. Iason hatte recht, das Becken aus Krahja versorgte mich mit seiner ganz eigenen inneren Wärme, die unvergleichlich wohlig war. Mit großen Augen guckte ich ihn an. Iason lachte und spritzte mich nass.
    Kurz zog sich jeder einzelne meiner Nerven zusammen und ich konnte nicht reagieren, aber nur kurz. Na warte! Das bekam er zurück. Nachdem wir uns eine Wasserschlacht geliefert hatten, die alle Vögel ringsum aufscheuchte, standen wir uns tropfend und keuchend gegenüber. »Erinnerst du dich, wie es war, als du das Krahja in meinem Zimmer angefasst hast? Das Wasser leitet die Wärme aus dem Krahja in deinen Körper.« Er strich mir das nasse Haar aus dem Gesicht und küsste mich auf eine Weise, dass mir Hören und Sehen verging. Aber da löste sich der Schuft schon wieder. Tolles Spielchen, Iason, tolles Spielchen.
    Er führte mich auf den Wasserfall zu, als ich mit den Füßen erspürte, wie sich der Boden langsam absenkte. Ohne die geringste Furcht watete er weiter.
    Ich zog ihn zurück. »Spinnst du? Da rauschen Tonnen runter! Die erschlagen selbst dich.«
    »Kannst du tauchen, Surferin?« Ohne meine Antwort abzuwarten, war er unter der Wasseroberfläche verschwunden.
    Skeptisch wanderte mein Blick zu den rauen Wirbeln um mich herum. Es fühlte sich einfach saublöd an, wenn man sich in einer Welt so überhaupt nicht auskannte. Uneinschätzbare Tiefen. Hm. Was da wohl drin war? Okay, ich holte Luft und tauchte ihm nach.
    Es war wie immer seltsam. Das loduunische Wasser war zwar eiskalt, trotzdem entfachte es in mir einen warmen Strom, der sich durch meine Venen pumpte. Total abgefahren! Um mich herum dieses Leuchten, das durch den Wasserfall noch gewaltiger umeinanderstob, als es ohnehin schon der Fall war. Mit paddelnden Beinen zog ich meine Arme durchs Wasser und suchte Iason. Da tauchte sein Gesicht auch schon zwischen den Strudeln auf. Luftblasen stiegen aus seinem Mund und seine

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