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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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und Franks gemeinsamer Forschungsdrang hatte die beiden gleich nach ihrem Kennenlernen zusammengeschweißt. Ich fuhr mit dem Zeigefinger über das kalte, glatte Gehäuse, in dem einzelne kleine Krahjas schimmerten, die sogar noch mehr leuchteten als die Sonne, und musste für einen wehmütigen Moment an meinen besten Freund denken. Erfindungen waren schon immer sein großes Hobby gewesen. Seine Nähe fehlte mir.
    »Und was kann man mit der Kiste anstellen?«
    Hell trat einen Schritt näher. »Sie ist aus Eisen gefertigt«, erklärte er, »und wenn man einen Gegenstand hineinlegt, kann man die Geschichte all derer lesen, die ihn jemals berührt haben.«
    »Schön.« Der Gedanke, dass Hell seinen Sinn so auch hier auf der Erde leben konnte, entlockte mir ein Schmunzeln. Ich denke, er war der einzige Loduuner, der seine Heimat wegen allem, was ihm dort oben zugestoßen war, nicht groß vermisste.
    »Dein Sinn«, setzte Iason an, »dir ist schon klar, dass er für uns alle ein Geschenk sein kann. Dass er viele ungelöste Rätsel endlich beantwortet.«
    Hells Blick schweifte verwirrt von Iason zu mir. In seinen Augen hatte seine Gabe bisher nur Schreckliches angerichtet.
    »Na ja«, ich zuckte mit den Schultern, »es ist doch schön, wenn man in seinem Freundeskreis jemanden hat, der einem die Vergangenheit erklären kann. Zum Beispiel, ob ihr wirklich einmal so wart wie wir, und warum ihr euch so weiterentwickelt habt, wie ihr euch nun mal weiterentwickelt habt.«
    »Zumindest waren wir euch vor langer Zeit einmal sehr ähnlich«, schränkte Hell ein.
    »Aber wenn wir einst lieben konnten, warum können wir uns dann nicht mehr daran erinnern?«, wollte Iason wissen.
    »Wir sollten uns nicht mehr daran erinnern«, erklärte Hell schlicht. »Wir sollten nur noch vernünftig nach vorne schauen und Gefühle, die das schwierig machen, vergessen. Also haben wir auch die Liebe abgelegt und alles, was es an Literatur je darüber gegeben hat, wurde vernichtet.«
    »Wenn das so ist, bin ich stolz darauf, ein Hinterwäldler zu sein«, sagte ich.
    Iason fasste mich grinsend an den Hüften. »Ich muss sagen, auch ich bin dabei, diesen Rückschritt enorm zu genießen.«
    Die Sonne wanderte immer weiter in Richtung Osten und ich schaute auf meinen iCommplete.
    »Nun ja«, verzögerte Hell seine nächsten Worte, »wenn es noch Dinge gibt, denen ihr auf die Spur kommen wollt, müsst ihr euch beeilen, vielleicht sind wir nicht mehr lange hier.«
    Iason verstand nicht. Ich spürte seine Irritation wie ein feines Prickeln. Nachdem ich ihn mit wenigen Sätzen in die geplante Räumungsaktion vonseiten der Regierung eingeweiht hatte, wandte ich mich wieder an Hell: »Ruf uns an, wenn du etwas Neues erfährst, ja? Auf meinen Dad kann ich diesbezüglich, glaube ich, nicht groß zählen. Es macht den Eindruck, als wollte er mich da raushalten.« Es ist, als wollte er mich aus seinem gesamten Leben raushalten , fügte ich in Gedanken hinzu.
     
    Als wir uns auf dem Heimweg befanden, dämmerte es bereits.
    »Und?«, fragte Iason ins Rauschen der Brandung hinein, während wir gemeinsam am Meer entlanggingen.
    Ich schwenkte die Schuhe in meiner Hand. »Was und?«
    »Na, wie war es mit deinem Dad? Hast du mit ihm geredet?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Als ich bei ihm war, hat er gerade das mit der Räumung erfahren. Die Bewohner der Wagenburg haben alle riesige Angst um ihre Existenz, da ist es verständlich, wenn er an kaum etwas anderes denken kann.«
    Iason nahm meine Hand. Ich wusste, es war nicht nötig, es ihm weiter zu erklären. Hilflos schaute ich zu ihm hin. »Es ist nur, er hat mich gar nicht gefragt, wie es mir geht.«
    Wenn du fühlen kannst, was der andere empfindet, weißt du, wann es besser ist, zu schweigen , hatte er einmal gesagt. Eine ganze Weile sagte Iason nichts, dann zog er mich an sich: »Sonyoi, Mia. Wie geht es dir denn?«

3
     
     
    I ason und Tony kamen gerade aus dem Aufzug, an dem ich mit Hope wartete, während die beiden im obersten Stock des Wolkenkratzers in der Buchhandlung noch ein echtes Papiertagebuch für Ariel gekauft hatten. Die Vorliebe für unsere alten Bücher machte wirklich vor keinem Loduuner Halt.
    Gemeinsam schlenderten wir über den aus Nanofaserplatten zusammengeschweißten Gehweg in gut vierzig Metern Höhe. An der Haltestelle warteten wir auf das Linienflugschiff. Iason guckte missmutig.
    »Was ist?«
    »Ich weiß nicht, mit den Öffentlichen zu fahren, geht mir irgendwie auf die Nerven.«
    Ich

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