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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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wusste, es ging ihm nicht um das Linienflugschiff direkt, sondern vielmehr um die Irden, die mit uns hier gemeinsam an der Haltestelle warteten.
    Iasons Blick wanderte feindselig von rechts nach links. »Die Leute hier starren uns alle so an.«
    Ich nahm seine Hand.
    »Außerdem ist es in euren Flugschiffen beklemmend eng«, grummelte er weiter.
    »Tja, Bert braucht das Flugschiff zum Einkaufen und auf dein Flybike passen wir ja wohl schlecht zu viert.«
    »Wann werden die endlich ausgewiesen?«, zischte eine Frau rechts neben mir ihrem Mann zu. Der nickte stumm.
    »Ich besorge mir einen Anhänger«, entschied Iason.
    Na, wenn wir damit am Himmel entlangsausten, würde man uns erst recht begaffen. Eine Weile dachte ich darüber nach, ob ich den Leuten um uns herum mal so richtig die Meinung geigen sollte. Merkten sie denn nicht, wie unzivilisiert sie sich verhielten? Aber dann senkte sich das Schiff und ich zog Iason, Hope und Tony mit in die Passagierkabine.
    Das psychiatrische Zentrum lag außerhalb, fast schon am Rand der östlichen Kuppelgrenze. Als wir den gewundenen Weg zum Kindertrakt hinaufgingen, schürzte Hope die Lippen. »Wann holen wir Ariel endlich wieder nach Hause? Im Tulpenweg ist es viel schöner als hier.«
    Iason schwenkte tröstend ihre Hand. »Das wird wohl noch eine Weile dauern.«
    Daraufhin ließ Hope ihn los, ging auf eine Linde am Wegesrand zu und blieb davor stehen. Iason trat hinter seine Schwester. »Es ist das Beste so.«
    Hope schüttelte seine Berührung ab. So zornig hatte ich sie bisher noch nie erlebt. »Ariel ist nicht böse.« Jetzt weinte sie.
    Tony schlang die Ärmchen um ihren Brustkorb. »Ach, Hopi. Heute spielen wir ganz viel mit ihm.«
    Hope ging nicht darauf ein. Ihre Arme hingen schlaff herunter und in der rechten Hand hielt sie ihre Puppe.
    Eine stille Weile sah Iason sie an. »Ariel hat so vieles durchgemacht, erst auf Loduun und nun hier auf der Erde. Dort, wo er jetzt wohnt, hilft man ihm, damit klarzukommen.«
    Mit dem Daumen wischte er Hope die Tränen weg. »Alles wird gut«, flüsterte er und dann nahm er sie auf den Arm.
    Gemeinsam gingen wir auf die automatische Glastür zu. Auch die Empfangshalle war großzügig verglast. Nur im hinteren Bereich bildete eine aufwendig gestaltete Wandverkleidung aus mintgrünen Kunststoffplatten so etwas wie eine Begrenzung. Umgeben von runden Tischen und weißen Ledersesseln thronte der Empfangstresen in der Mitte. Eine Spezialbeleuchtung setzte die Verkleidung aus Marmornachbildung durch leichte Farbabstufungen in Szene. Wir gingen zu der Dame, die dahinter arbeitete, und meldeten uns an.
    »Wann holen wir ihn denn jetzt heim?«, fragte Hope beharrlich, während wir warteten.
    Ich schaute durch das Fenster in den Garten hinaus. Dort war er ja! Unter einer sattgrünen Hängebuche kniete Ariel gemeinsam mit einer Schwester im Gras und baute an einem Roboter aus Pappmaschee.
    Als sie ihn sah, brach Hope durch die Terrassentür und lief auf ihn zu. Ariel stand auf und breitete die Arme aus, in die Hope sich hineinfallen ließ.
    Tony zupfte an meinem Jackensaum. »Kann ich auch?«
    Ich streichelte ihm über den blonden Wuschelkopf. »Klaro.«
    Nachdem beide Kinder in den Garten verschwunden waren, gesellte sich die Psychologin mit der Krankenschwester zu uns.
    »Wie geht es ihm?«, fragte ich.
    Die Ärztin steckte ihr Stethoskop in die weiße Jackentasche und folgte meinem Blick. »Nun, er öffnet sich nur sehr wenig uns gegenüber.«
    »Aber ich hatte die letzten Wochen den Eindruck, dass es ihm etwas besser ging.«
    »Ja, das hatten wir auch. Aber das Trauma, das Lokondras Leute seiner Seele zugefügt haben, ist für ihn wohl nicht so leicht zu bewältigen, es holt ihn immer wieder ein. Sein Selbst- und sein Weltverständnis sind stark erschüttert.« Sie wiegte den Kopf und senkte die Lider. »Und dass er dann auf der Erde, dem Ort, an dem er sich eigentlich sicher fühlen sollte, angegriffen wurde, hat ihn dazu veranlasst, sich vollkommen in sich selbst zurückzuziehen. Er lebt isoliert von allem, was um ihn herum geschieht.«
    Iason und ich sahen uns an. Die gleiche Erfahrung hatten wir mit ihm auch im Tulpenweg gemacht. Obwohl Hope, die im selben Lager wie er gefangen gewesen war, dort ebenfalls Schlimmes aushalten musste, hatte man Ariel häufig zusätzlich zu den alltäglichen Qualen noch einer »Sonderbehandlung« unterzogen, was mit seiner angeblich »aufrührerischen Natur« begründet wurde. Dennoch waren wir beide und

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