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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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jetzt verraten durfte. Das war uns beiden klar. Dennoch ließ ich meinen mentalen Schutzschild gegen ihn hochgefahren.
    Zitternd spähte ich in die Tiefe. Die Spitzen meiner Turnschuhe ragten über den Rand. Unter mir streckte sich ein ellipsenförmiges Gebäude empor. Auf dem Flachdach schoben sich zwei Steinplatten auseinander und daraus hervor tauchte eine Kapsel, die nun mit einem Teleskopaufzug nach oben fuhr.
    »Es ist gut«, flüsterte ich mir Mut zu. »Alles wird gut. Du tust es für Iason … für Liam … und hoffentlich auch für Tony …« Und solange ich bei Lokondra war, würden die Wächter Kraterstadt nicht sprengen. Mein Leben als Pfand für tausend andere.
    Meine Gedanken schweiften zu Iason.
    Jetzt war die Kapsel nur noch drei Terrassen unter mir.
    Ich dachte daran, wie er reglos am Boden lag.
    Zwei Terrassen.
    Eine.
    Käme meine Entscheidung für Iason noch rechtzeitig?
    Die Kapsel gelangte vor mir zum Stehen. Das leise Summen des Motors wich dem Zischen der Tür, die jetzt nach oben wegglitt. Würde ich Lokondra nun zum ersten Mal zu Gesicht bekommen?
    Nein, es waren zwei Drohnen, die mich in schlammgrünen Uniformen hinter einer Sicherheitsscheibe in der Kapsel beobachteten – nicht der Schatten einer Emotion lief über ihre Gesichter. In weitem Winkel scannten sie die Umgebung ab. Eiskristallgrün blendete mich ihr Strahlen. Und erst als sie sich gründlich davon überzeugt hatten, dass sich hinter meiner Auslieferung keine Falle verbarg, fuhr auch die Sicherheitsscheibe hoch.
    Mit einer förmlichen, steifen Geste luden sie mich zu sich ein. Ich stieg in den Aufzug. Dann schlossen sich die Türen wieder und es ging abwärts, während sie rechts und links von mir wachten.
    Ich fuhr hinab, in Lokondras Welt.

38
     
     
    I m Innern des ellipsenförmigen Gebäudes führte man mich einen langen mit Metallplatten verkleideten Flur entlang, von dem aus es weiter auf ein Rollband ging. Vor uns öffneten sich zahllose elektronische Türen, die sich wieder schlossen, sobald wir hindurchgefahren waren. Es war steril und kalt hier, und genau so roch es auch. Während wir durch zahllose Flure fuhren, die alle irgendwie ähnlich aussahen, nährte sich in mir der Verdacht, dass wir uns längst nicht mehr im selben Gebäude befanden. Inzwischen fuhr das Rollband schräg nach oben. Das alles hier wirkte zwar futuristisch aber nicht wirklich spacig, so wie Iasons südloduunische Siedlung zum Beispiel. Nein, diese Umgebung erinnerte mich stark an einen unserer transatlantischen Flughäfen. Verdammt, diese Stadt war ja voller Drohnen! Es hatte was von einem Ameisenbau, oder nein, von einem Bienenstock – und Lokondra war ihr König. Unheimlich. Ich spürte förmlich, wie sie mich von allen Seiten anstarrten. Aber weder meine beiden Begleiter, noch die vielen anderen Gestalten, die auf dem Spinnennetz aus Rollbändern in sämtliche Richtungen an mir vorbeieilten, sagten auch nur ein Wort. Sprachen sie überhaupt Irdisch?
    Diese Kälte und Emotionslosigkeit auf ihren Gesichtern. Iason hatte mir von Kyklos erzählt, dem ersten Drohnen, dem ich auf der Erde begegnet war. Diese Wesen waren Sklaven von Lokondras Gedanken. Sie handelten nicht mehr aus eigenem Willen, sie führten einfach nur aus, waren auf sein Ziel programmiert und kannten nichts anderes. Sie hatten sich Lokondras Armee angeschlossen und dafür sogar ihren eigenen Sinn aufgegeben. Ob freiwillig oder nicht, das sei einmal dahingestellt, aber die Drohnen hatten sich einer Gehirnwäsche unterzogen, weil sie ihr Leben, so wie es war, nicht mehr ausgehalten hatten, und Lokondra konnte sie jetzt steuern.
    Taria hatte neben Skyto zu den besten Initiatoren im Land gehört. Mit ihrer Hilfe hatte Lokondra die Drohnen zu dem gemacht, was sie nun waren. Im Gegenzug wurden die Drohnen von dem Gefühl befreit, zu leiden. So hatte Lokondra einen Feind nach dem anderen »überzeugt«. Aber woher auch immer sie kamen, ihre Augen leuchteten jetzt alle grün. In ihnen steckte nur noch ihr Initiator, sie selbst wirkten leblos und ferngesteuert wie Androiden. Hatte Lokondra ihnen samt ihrem Schmerz auch die Seele genommen?
    Wir stiegen vom Rollband und bogen in einen mit Nanofaserplatten vertäfelten Seitengang, von wo aus wir uns mit einem gläsernen Aufzug weiter nach unten begaben. Ich beobachtete die Leuchtanzeige, die mit leisem Pling zwölf Stockwerke runterfuhr. Von dort eskortierten mich die beiden Drohnen eine weitere Reihe von Fluren entlang bis zu einem

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