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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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hatte.
    Ich musste Hilfe holen!
    Schnell!
    »Halte durch«, flüsterte ich ihm zu. Und weil mich das Schicksal gerade jetzt mal gern haben konnte, hauchte ich Iason einen letzten Kuss auf die kalten Lippen. Es fiel mir unermesslich schwer, mich von ihm zu trennen. Aber mir blieb keine Zeit. Es musste einen Weg geben. Und so ließ ich seine Hand los, sprang auf die Füße.
    »Verschwinde von hier, Mirjam.«
    »Wo willst du …?«
    »Du sollst von hier abhauen, wenn du nicht willst, dass sie dich gleich in die Nachbarzelle stecken«, rief ich und jagte in den Gang hinaus.
    Zunächst war ich noch vorsichtig, um nicht entdeckt zu werden. Aber als ich wieder und wieder an phosphorisierenden Hitzeschildern vorbeikam, die ich mir nun endgültig nur noch als Zugänge in den Krater erklären konnte, da wuchs mein Verdacht, dass niemand außer mir hier war. Lokondra hatte Iason damit voll und ganz abgeriegelt, was auch erklärte, warum er nur einen Wachmann zurückgelassen hatte. Vor mir schien er dabei keine Angst zu haben. Er war sicher, dass ich Iason mit meinen irdischen Mitteln nicht helfen könnte. Oder wusste er längst, dass ich hier war?
    Und so trat ich durch den flirrenden Eingang …
    … und fand mich auf einer schwindelerregenden Anhöhe am Rand des gewaltigen Kraters wieder. Vor mir tausend Stufen, die nach oben und abertausend Stufen, die nach unten führten. Ich stand am Absatz einer Treppe, die in den Stein gehauen war. Nur hier oben im Mauereinlass direkt an der Holztür war es noch dunkel. Von unten drangen Schüsse und Kampfgebrüll zu mir hoch. Der Boden wurde immer wieder von Explosionen erschüttert. Mir war klar, dass ich hier nicht lange unentdeckt bleiben würde. Nicht hier, nicht unter tausend Loduunern, die einen Krieg ausfochten, obwohl die meisten von ihnen ihn nie hatten führen wollen. Und doch sprang mir das Herz fast in die Kehle, als plötzlich ein übernatürlicher Luftzug an mir vorbeiwehte. Dann ein Schatten. Ich wagte nicht, mich von der Tür zu lösen. Mein Herz hämmerte gegen meinen Brustkorb. War das ein Wächter oder …? Es hatte etwas von einem Roulettespiel. Setzte ich auf Rot oder Schwarz?
    Keine Zeit darüber nachzudenken, denn im selben Moment sah ich für den Bruchteil einer Sekunde eine vermummte Gestalt aufscheinen, die eine Art Metallbirne in die Luft hielt, blitzschnell eine Schnur daran zog und das Ding auf den Boden warf, wo es jetzt klackend die Stufen hinabschlug.
    Klack.
    Klick.
    Klack.
    Scheiße! Verflucht! Eine Handgranate!
    Das Teil kam näher.
    Direkt auf mich zu.
    Das war’s! Aus, vorbei!
    Aber die unebenen Stufen bremsten den Sturz. Immer langsamer rollte die Metallbirne auf die nächste Kante zu, fiel dann aber doch darüber und gewann somit wieder an Schwung.
    Klack, klick, klick.
    Was dann geschah, ging unfassbar schnell. Ich nahm ein Zischen wahr, dann katapultierte mich eine überirdische Kraft aus dem Wandschatten und ein starker Sog schleuderte mich die Stufen hinauf. Gerade noch rechtzeitig drückte ich die Hände auf die Ohren und öffnete weit den Mund, um zu verhindern, dass mein Trommelfell platzte, als auch schon eine Explosion die Wände erzittern ließ.
    Die Druckwelle riss einen regelrechten Krater in die Wand. Der Boden bebte. Steine, Glas und irgendwelche roten Tuchfetzen flogen durch die Luft. Ein schwerer Gegenstand traf mich hart am Rücken und ich keuchte vor Schmerz auf, als sich ein Körper schützend auf mich warf.
    Kaum war das Tosen und Donnern verebbt, wurde ich schon an der Schulter gepackt und herumgerissen.
    Ich erkannte die kupferfarbene rote Haarsträhne seitlich der Kapuze. »Lyra!«
    »Sag mal, haben deine irdischen Synapsen jetzt ’nen Totalausfall?«, flüsterte sie mir messerscharf ins Ohr.
    Ich öffnete nur den Mund, da lag auch schon Lyras Finger auf meinen Lippen. Von der Explosion angelockt stürmte eine Schar Drohnen die Treppen hinauf. »Schnell! Weg hier!« Noch bevor sie uns sahen, schlang Lyra die Arme um mich und sleitete mit mir in eine tiefe Felsnische, wo uns hoffentlich niemand sehen konnte.
    Dort drückte sie mich gegen die Wand. »Okay, nenn mir einen Grund, weshalb ich dir nicht den Hals umdrehen sollte? Und hör auf, mit dem Kopf zu schütteln. Du kannst nämlich von Glück reden, dass ich dich noch erkannt habe. Um ein Haar hätte ich dich zu Konfetti gesprengt! Also: Was tust du hier? I st dir nicht klar, was hier los ist?«
    Mir war so was von egal, was hier los war. »Lyra, ihr schafft das nicht,

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