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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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sein silberner Schein. Telepathie. Ich stemmte mich gegen seinen Willen. Ganz so, wie er selbst es mir gezeigt hatte. Nur hatte er es bestimmt nicht für diese Situation hier getan.
    Skyto weitete mahnend die Augen.
    Tja, shit happens. Manchmal sogar ’nem Engelarsch , dachte ich bitter, als uns auch schon Schüsse um die Ohren hagelten. Das Rattern der einschlagenden Kugeln wurde immer schneller und lauter. Wir warfen uns alle vier auf den Boden. Gestein löste sich aus der Mauer und fiel auf uns herab. Dürftig schützten wir unsere Köpfe mit den Armen. Ich spürte, wie mein Körper im Takt der Erde vibrierte. Um mich zu orientieren und in eine geschützte Ecke zu robben, hob ich den Blick.
    »Lyra! Vorsicht!«, schrie ich gerade noch, als sich mit lautem Knirschen ein dicker Felsbrocken aus der Decke löste und auf sie niederstürzte. Lyra schaffte es mit einem gewaltigen Sprung, zur Seite auszuweichen. Und da geschah es …
    … es war nur ein Schuss. Ein einziger Schuss.
    Er hallte im ganzen Krater an den Wänden wieder. Klopfte an wie der Tod.
    Getroffen taumelte Lyra zwei Schritte zurück.
    Lyra! Nein!
    Sie starrte mich geschockt an … legte ihre rechte Hand an ihren Hals … Blut rann ihr Schlüsselbein hinab. Skyto öffnete den Mund, als würde er laut brüllen, doch hören konnte ich ihn bei dem Lärm nicht. Noch während er vor sie sprang, eröffnete er das Feuer und gab ihr Deckung, während die Schusssalve, die aus dem Lauf seines Gewehrs donnerte, seinen gesamten Oberkörper beben ließ. Zeitgleich hielt auch Ben seinen Abzug gedrückt. Ich bekam gerade noch mit, wie der Heckenschütze auf der anderen Seite des Kraters den Lauf seiner M16 senkte, vornüberkippte und getroffen in die Tiefe rauschte. Erst da lösten Skyto und Ben die Finger von den Abzügen ihrer Gewehre.
    Benommen blickte Lyra auf ihre blutverschmierte Hand. Ihr goldenes Leuchten wurde schwächer und schwächer und zog sich in ihre Augen zurück. »Nicht so schlimm«, murmelte sie leise. »Nicht schlimm.« Sie geriet ins Taumeln.
    Als ihr die Knie wegsackten, fing Skyto sie auf. »Lyra.« Er tauchte sie in silbern schimmerndes Licht und es folgten sanfte, ganz sanfte loduunische Laute, so als wollte er sie damit in eine weiche Decke einhüllen. Sie senkte die Lider und antwortete mit einer kaum merklichen Lippenbewegung. Skytos sonst so ruhige Hand zitterte leicht, während er ihr das Haar aus der Stirn strich.
    Ich wollte es nicht glauben. Nicht fühlen. In gebanntem Entsetzen starrte ich Lyra an. Nicht sie. Bitte nicht sie! Unter uns die elenden Schüsse und Schreie. Eine neue Explosion ließ die Wände vibrieren. Das Donnern tat seine Wirkung. Augenblicklich wieder ganz der kampferfahrene Wächter, hob Skyto wachsam den Kopf. Er flimmerte mit den Augen. Ein Befehl, den Ben sofort zu verstehen schien, denn er schob seine Arme unter Lyras Oberkörper und die Kniekehlen. Donnern, Beben, markerschütternde Schreie. Er hob sie hoch. Er würde sie hier raussleiten. Schlaff baumelten ihre Glieder. Bitte, lass es nicht zu spät sein. Bitte, lass es nicht zu spät sein.
    »Mia.« Blitzschnell hielt Skyto meine Wangen in den Händen. »Geh mit ihnen.« Sein Blick war konzentriert und sehr intensiv. »Bitte.«
    Für den Bruchteil eines Augenblicks dachte ich über die Worte nach, die mich da mit einer von ihm ungekannten Inbrunst zu beschwören versuchten, und schüttelte den Kopf.
    Bildetet ich mir das ein, oder …? Skytos Leuchten schimmerte wie Tautropfen in der Sonne auf. Aber schon in der nächsten Sekunde bündelte es sich wieder zu einem eisernen Strahl und er gab Ben ein Zeichen, woraufhin dieser mit Lyra verschwand.
    »Nimm Vernunft an«, zischte Skyto schneidend.
    Tja, wer hier noch vernünftig war und wer nicht, darüber ließ sich streiten.
    »Denk, was du willst«, sagte ich und blickte in den Krater, wo ich plötzlich Liam erkannte. Jetzt hatte sich das Blatt dort unten gewendet. Zwei Drohnen hielten ihn rechts und links fest und drängten ihn rückwärts an den Rand des Dachs. Mit ausdrucksloser Miene drückte ein anderer Drohne den Lauf seines Gewehrs auf seine Stirn.
    Exekution!
    Liam!
    Nein!
    »Aufhören!« Ich trat aus dem Mauerschatten. »Hier!«, rief ich zitternd. »Ich bin hier!«
    Mein Ruf ließ alles verwehen. Die Schüsse. Die Explosionen. Die Kämpfe. Fast so, als würde die Kraterstadt den Atem anhalten.
    Skyto zog sich zurück. Er hatte zu viele Wächter, die er hier rausbringen musste, als dass er sich

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