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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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nächsten elektronischen Druckschutztor, hinter dem sich diesmal eine mechanische Tür befand. Sie war aus Eichenholz gezimmert und mit breitem Stuck und Rosenranken verziert. Da es dieses Holz hier nicht gab, musste es von der Erde angeliefert worden sein, genau wie die Waffen und vieles andere in dieser Stadt. Eins war klar, Lokondras Handelspartner besaßen auf der Erde großen Einfluss. Weiler war wohl nur ein kleiner Fisch in dem Spiel gewesen.
    Mit leisem Summen sprangen die Sauger des selbstreinigenden Teppichs an, genau wie auf der Erde. Ich ging bis zum Rand und wurde von der Leibgarde, ebenfalls in schlammgrüner Uniform, an der Tür angehalten, stehen zu bleiben, bis meine Stiefel sauber waren. Dann ließen sie mich ein.

39
     
     
    I ch trat in eine Suite mit mehreren Raumteilern – doppelte Glaswände, zwischen denen, genau wie zu Hause in modernen Gebäuden, Hologrammkunstwerke von namhaften Künstlern schwebten. Gefärbtes Gas setzte gerade eine Gruppe sich umeinanderdrehende Quader perfekt in Szene, während sie mit langsamen Bewegungen nacheinander in der Decke verschwanden und neue von unten wieder aufstiegen.
    Niemand außer mir schien hier zu sein.
    Die Suite war von ausgesuchter Eleganz und akzentuiert eingerichtet. Mein Blick fiel zunächst auf einen ebenholzschwarzen Luxusschreibtisch, der unübersehbar in der Mitte des weitläufigen Raums prangte. Bodentiefe Fensterfronten gaben zu zwei Seiten den Blick auf die imposante Kopie meiner Stadt frei. Unweigerlich musste ich an unsere kleine enge Wohnung denken, in der man sich kaum drehen konnte. Dort standen vor jedem Fenster so viele Topfpflanzen und von meiner Mutter mit Hingabe gemeißelte Skulpturen, dass man sich erst einmal einen Weg bahnen musste, um überhaupt einen Blick nach draußen werfen zu können. Die heimelige Erinnerung daran trieb mir direkt einen Stich ins Herz. Hier aber stand in der Ecke zwischen den beiden gut acht Meter langen Fenstern nur ein schwarz glänzender Flügel, auf dem ein Stapel auf Papier gedruckter Noten lag. Vor der etwas kürzeren Seite gab es einen kleinen Glastisch mit zwei schwarzen Ledersesseln. Ein eleganter Duft schwebte im Raum. Es roch nach Macht.
    Vorsichtig blickte ich mich weiter um.
    An der Wand gegenüber erhob sich ein ebenfalls aus dunklem Holz gefertigtes, filigran gearbeitetes Regal voller aneinandergereihter Buchklassiker. Ich sah genauer hin. Irdische Literatur aus unterschiedlichsten Epochen. Schiller, Shakespeare, Adler Olsen, Goethe, Rowling, Zusak, Sartre, Pratchett, Michael Ende, und … Janosch. Unter anderen Umständen hätte ich mich inmitten dieser herrschaftlichen Aura gern zum Schmökern irgendwohin gefläzt. Wäre er nicht er gewesen.
    Hinter der Glaswand nahm ich ein Flimmern wahr. Ich ging um die Ecke und erkannte, dass sich dieser Teil der Suite kurz hinter dem gläsernen Raumteiler zu einer L-Form vergrößerte.
    Geblendet von hellem Strahlen musste ich zunächst blinzeln, bis sich meine Augen an das gleißende Licht gewöhnten. Etwas weiter rechts schimmerte ein riesiges Krahja, vor dem er reglos in einem schwarzen, perfekt geschnittenen irdischen Anzug stand. Lokondra.
    Ich hasste ihn, hasste die Ausweglosigkeit der Situation. Mein Körper sträubte sich, hier zu sein, aber in meinem Innern tobte die Sorge um Iason. Ich muss nicht erwähnen, was siegte.
    »Mia«, sagte er. »Endlich.« Das Schimmern des Krahjas tauchte ihn in alle erdenklichen Farben. Er drehte sich nicht zu mir um, sondern veränderte sein grünes Leuchten zu einer Helix, womit er die Strahlen des Krahjas bündelte, und auf unheimliche Weise in sich aufsog. Das hatte ich doch schon mal bei Skyto gesehen. Wie dem auch sei, Iason lief die Zeit davon. Ob ich Angst hatte? Nicht um mich. Wahrscheinlich stand ich einfach zu sehr unter Schock. Anders konnte ich es mir nicht erklären.
    »Willkommen in meinem Empire.«
    So nannte er dieses Hochhaus, in dem er lebte, also. Mensch, konnte er mal diesen Krahja in Ruhe lassen und mich ansehen , dachte ich und erschrak, weil er sich genau in diesem Moment um die eigene Achse drehte.
    Er war ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte, ein weder dunkler noch heller Typ, etwa Ende zwanzig mit fein geschnittenen Gesichtszügen und akkurat frisiertem Haar. Er wirkte sehr gepflegt, was allerdings in krassem Gegensatz zu seinem feurigen Blick stand, der so voller Argwohn war, dass er mir eine Höllenangst bereitete.
    Trotzdem starrte ich ihn bohrend an.
    Er ließ es

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