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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Ariels Vision ihn vollkommen umhaut, deshalb habe ich ihn bisher auch für mich behalten. Nur geht das leider an dieser Stelle nicht mehr. Meine nächsten Sätze richten sich an alle. »Hey, es kann doch nicht sein, dass ein kleiner Junge das im doppelten Sinn des Wortes sieht und ihr euch immer noch stur stellt!«
    Ich atme tief durch. »Okay, Entschuldigung, aber letztlich läuft doch alles auf dasselbe hinaus. Hätten Berts Eltern zusammenbleiben dürfen, wäre Lokondra nicht an die Macht gekommen. Versteht mich bitte nicht falsch, denn es geht hier, wie schon gesagt, nicht um Schuld, vielmehr darum, die Dinge jetzt anders zu machen. Und ihr müsst euch ja auch nicht gleich ineinander verlieben, so wie Iason und ich, aber, verdammt noch mal, ihr könntet wenigstens lernen, euch zu respektieren!« Letzteres sage ich mit verstohlenem Blick zu Mirjam.
    Cashandra neigt den Kopf und blickt mit ihrem Adlerblick auf mich hinab. »Geht es hier noch um euch oder vielmehr um uns?«, faucht sie schärfer als scharf. Iasons Hand versteift sich.
    Mist! Ich weiß nicht, ob eine weitere Anmerkung meinerseits förderlich für die Sache ist.
    »Es geht um uns alle«, springt Iason zu meiner Verwunderung für mich ein. »Und darum, wie wir in Zukunft miteinander leben möchten.«
    »Und das zu Recht«, sagt Finn laut. Er stellt sich ebenfalls zu unserer Gruppe. »Wenn wir weiterhin absichtlich alles in den falschen Hals bekommen, zeigt uns der Frieden auch zukünftig sein blankes Hinterteil.«
    Okay, von mir hat der Rat scheinbar nichts Besseres erwartet, aber dass Finn jetzt auch so spricht, scheint seine Mitglieder wirklich zu entzürnen. Finn zuckt mit den Schultern. »Ist so ’n Irden-Slang«, meint er.
    Cashandras Miene bleibt unbewegt.
    Und jetzt stellen sich auch Ajas, Bo und Jola zu uns und Rohjan und Kaja, Emmi und sogar Klara! Aber da zwängt sich noch jemand aus der Menge.
    Ajna. Ihre Trauer um Ariel muss unermesslich sein. Wie sie so dasteht, mit bleichem und abgespanntem Gesicht, während sich ihre Finger an ihr Baby klammern, wirkt sie ganz allein und gebrochen. Sie schenkt mir einen kurzen Blick, aber dann schaut sie zum Rat und sagt: »Wenn mein Mann und mein Sohn umsonst gestorben sein sollten, dann will ich keine mehr von euch sein.«
    Mein Mitgefühl droht mich zu überwältigen, aber dann sehe ich, wie aus der Menge eine Hand auftaucht. »Ich auch nicht!«, ruft eine Stimme. Und noch eine: »Mir geht es auch so.« Und wieder eine: »Mir auch.« Es werden immer mehr Stimmen laut, immer mehr Hände, die sich heben. »Ich auch.« … »Lasst meine Frau nicht umsonst gestorben sein!«
    Ja, sie alle haben Familienangehörige und Freunde verloren.
    Und der Rat? Er steht wie eine Gruppe Statuen da. Mienen aus Stein, die das Aufbegehren einfach nur betrachten.
    Bis ein Mitglied den Kopf zur Seite neigt und Cashandra etwas auf loduunisch zuflüstert.
    Cashandra runzelt die Stirn. Sie überlegt.
    »Wir ziehen uns zu einer Beratung zurück«, sagt sie schließlich.
     
    Ich sehe zu Bert, der Tony auf dem Arm hat, während er sich mit Hell und Ajas unterhält. Der Kleine ist so blass und still, seit er weiß, dass seine Eltern ums Leben gekommen sind, als wüsste er gar nicht mehr, wie man lacht. Bert ist mit ihm, wie die meisten anderen auch, am Dejos gelieben und wartet darauf, dass der Rat sein Urteil verkündet. Aber Iason und ich haben das stumpfe Warten dort nicht ausgehalten und uns deshalb etwas abgesetzt. Jetzt stehen wir angespannt und ungeduldig vor Ajnas Jadis, von wo aus wir gut sehen können, wenn der Rat zurückkommt und sein Urteil verkündet.
    »Ist doch so«, sage ich finster. »Das Schicksal hält nicht immer das Beste bereit, wenn man ihm blind folgt oder es aus den Händen gibt.« Aber dann fällt mir ein, wie Iason sich eben für mich eingesetzt hat und mein Tonfall wird deutlich milder. »Ähm, danke, dass du vorhin für mich in die Bresche gesprungen bist. Ich weiß ja, wie du in Wirklichkeit darüber denkst.«
    Er schenkt mir ein schiefes Lächeln.
    Vorsichtig sehe ich ihn an. »Ich habe es verbockt, richtig?«
    Er zögert, weicht meinem Blick aus. »Nun ja, so würde ich es nicht unbedingt ausdrücken, aber …«
    »Aber?«, frage ich kleinlaut.
    »Ich wünschte nur, du würdest deinen Ton manchmal etwas zügeln.«
    »Na, toll, was ja quasi auf das Gleiche hinausläuft.«
    »Nicht ganz.« Er flimmert mich an, seine Mundwinkel zucken, als würde er ein Lächeln unterdrücken. »Denn in diesem

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