Sternenstaub
umwölkte und ich gar nichts mehr sah.
Schließlich setzten wir mit einem dumpfen, schweren Geräusch auf. Um mich herum klatschten alle dem Piloten Beifall, also stimmte ich mit ein.
Etwa zehn Minuten später durften wir uns abschnallen und in die Kabinen gehen, um unsere Sachen zu holen, was bei mir ja nicht viel war. Schnell schlüpfte ich in meine Jacke und blickte aus dem Fenster, aber das Schiff war noch immer von weißen Nebelschwaden umgeben, und bot somit nicht einmal einen ungefähren Umriss von dem, was mich da draußen erwartete. Meine Gefühle ließen sich schwer beschreiben, es war eine Mischung aus Aufregung, scheuem, aber auch tiefseligem Glück und – Angst. Beim Gedanken daran, dass ich nun hier und Tony noch immer allein, ohne seine Familie auf der Erde war, trieb es mir einen Stich durchs Herz. »Alles wird gut, kleine Erbse«, schickte ich ihm leise einen Gruß durchs Weltall. Dann schnappte ich meinen Rucksack und ging zu den anderen, die schon am Ausgang warteten.
Ariel war ganz zappelig vor Aufregung.
»Das ist jetzt nicht wahr! Du hast dein Flybike mitgenommen?«
Finn antwortete mit einem Grinsen, während sich seine Finger um den Lenker des grünen Geschosses legten.
Kopfschüttelnd legte ich Ariel die Hand auf den Rücken.
Dem Geräusch nach zu urteilen, wurde draußen bereits die Gangway ausgefahren. – Iason, ich komme.
Zweiter Teil
Nicht die Kämpfe, die wir verlieren, sondern die Kämpfe,
die wir gar nicht führen, sind unsere Niederlagen.
Unbekannt
20
D en Rucksack über eine Schulter geschwungen, stieg ich aus dem Schiff. Auf der Gangway blieb ich einen Moment stehen und sah mich um. Ein tiefer Atemzug kühlte meine Lungen, ehe ich die letzten Stufen hinabging und loduunischen Boden betrat.
Ich konnte es noch immer nicht richtig fassen. War ich wirklich auf Loduun? Bei allen Welten, ich hatte ja schon so einiges erlebt, aber … Wird schon schiefgehen , dachte ich mir.
Das Erste, was mir hier auffiel, war diese eigentümliche Helligkeit, und ein Flimmern über mir lenkte meine Aufmerksamkeit zum Himmel. Wolken in allen Farben schlangen und wirbelten umeinander. Ja, es hatte was von einem Farbexperiment im Wasserglas. Der Wind blies durch mein Haar und ich musste es festhalten, weil es sonst immer wieder vor mein Gesicht flatterte. Mann, war das kalt hier. Glücklicherweise hatte Finn mir noch gesagt, dass ich den Raumanzug anlassen sollte, weil er mich auch etwas vor den Temperaturen schützte. Ich sah mich um, als sich plötzlich jemand an mir vorbeidrängelte. Ariel.
»Wo ist meine Mama? Wo ist meine Mama?« Und wutsch, war er verschwunden.
Der Nebel gab unsere Körper frei, bis er nur noch in kniehohen Schwaden am Boden entlangschlich, und vor meinen Augen erstreckte sich ein Bild, auf das ich, auch wenn ich schon einiges über den Krieg hier erfahren hatte, trotzdem nicht vorbereitet war. Wir standen inmitten eines gewaltigen Forts aus Krahja. Unzählige Soldaten in Kampfanzügen waren schwer bewaffnet auf den Wach- und Geschütztürmen rings um die Außenmauer postiert. Aus jeder Luke blitzten Waffensysteme hervor, die zwar eingeflogene Altbestände von der Erde waren – Loduuner selbst entwickelten ja keine –, die ich aber so noch nie gesehen hatte, weil auch wir bis vor Kurzem noch dieser Technologie abgeschworen hatten. Bis vor Kurzem.
Das Hauptgebäude stand in der Mitte. Ein quaderförmiger Komplex mit kuppelartigem Aufbau, in dem sich wahrscheinlich das Kontroll- und das Kommunikationszentrum befanden. Die Soldaten waren wirklich überall, auf den Mauern, an jedem Eingang der umliegenden Gebäude und auf den umstehenden Militärfahrzeugen. Waren sie Irden oder Loduuner? Beides, stellte ich bei genauerem Hinsehen fest. Das große Zugangstor wurde von zwei irdischen Panzern flankiert. Ihre Bewegungs- und Wärmesensoren lenkten die Kanonen unablässig umher. Knarrend öffneten sich die beiden riesigen Torflügel und zwei eintreffende Militärlaster wurden durchgelassen. Hier gab es tatsächlich noch Autos! Oder vielleicht wieder? Schwer und langsam rollten sie auf ihren Gleisketten näher. Soldaten kamen herbei, während sich die wuchtigen Metallflügel wieder hinter ihnen schlossen.
Eine Festung aus verstaubtem Krahja. Der Stein, der mich sogar in den kältesten Momenten immer mit einer inneren Wärme versorgte. Aber hier gab es keinen Schutz. Ich zog den Kragen meines Raumanzugs zusammen.
Und doch oder vielleicht gerade
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