Sternenstaub
schwarzen Loch.«
»Bitte wo ?« Mein erster Impuls war es, mich von dem Tausend-Tentakel-Anschnallgurt um meinen Körper loszureißen, aber dann lähmte mich die Angst und ich flüsterte regungslos: »Seid ihr bekloppt!?«
»Was denkst denn du, woraus ein Hyperraum besteht?«, drang Finns Stimme gedämpft durch die Dunkelheit. »In einem schwarzen Loch existieren weder Zeit noch Raum und die Regeln der Physik sind außer Kraft gesetzt.«
Und ich hohle Nuss hatte mich erst kürzlich mit einem kaputten Raumanzug in so ein Teil gestürzt! Meine Finger krampften sich um die Lehne. Ich wagte kaum zu atmen, blieb ganz steif sitzen.
»Wie lange dauert das?«, flüsterte ich, weiter starr vor Angst.
»Mia«, sagte Finn genervt.
Stimmt, hier gab es ja keine Zeit. Es gab keine Zeit mehr, keinen Raum. In diesem Augenblick gab es nicht mal mehr uns!, fuhren meine Gedanken jetzt Achterbahn. Ich riss die Augen noch weiter auf, denn presste ich sie, so fest ich konnte, zusammen. Bitte, lass es vorbeigehen. Bitte, lass uns das überstehen.
Und dann wurde es schlagartig wieder hell.
»Ladys and Gentlemen, wir sind durch«, verkündete Erikson, der eisenharte Hund.
Ich merkte, wie mein Herz allmählich wieder aus meiner Hose krabbelte. Aber auch die anderen Körper um mich herum entspannten sich auffällig. Hatte ich es doch gewusst! Die hatten alle Schiss gehabt!
Finn grinste zu mir hinüber. »Es war nur ein kleines schwarzes Loch.«
»Danke für die frühe Info!«
Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, wie Skyto langsam den Kopf drehte und zu mir hinsah. Hatte er mich testen wollen, ob ich die Nerven verlor, wenn sie mich unangekündigt in eine Extremsituation geraten ließen? Diesen Gefallen würde ich ihm bestimmt nicht tun. Ich ließ mein Gesicht bewusst weich werden und lächelte ihm erhaben zu.
Ohne darauf auch nur einzugehen, blickte er wieder nach vorn. Also tat ich es ihm gleich und …
… sah, wie aus der Dunkelheit des Alls ein Planet auftauchte. – Loduun.
Vom Weltraum aus leuchtete er wie ein zerklüftetes Felsenmeer, das an jeder Stelle, und war sie auch noch so klein, immer wieder in einer anderen Farbe schimmerte, wie eine Sonne, nur mit noch viel mehr Licht. Mit eben diesen Worten hatte Iason es beschrieben. Iason. Ich wollte das ja eigentlich nicht noch mal sagen, aber diesmal war es wirklich überwältigender als alles, was ich bisher gesehen hatte. Mir fehlten die Worte.
»Schön, nicht?«
Schön war gar kein Ausdruck. Und ich wusste, das war nur die Wolkendecke. Darunter existierte eine Welt mit Winden, Regen und sogar Jahreszeiten. Es gab Flüsse, Seen und Ozeane, eine Welt, die der meinen ähnlich war … und doch war sie ganz anders.
Da ich noch immer so ergriffen war, dass ich mich außerstande fühlte zu antworten, zupfte Finn mich am Ärmel und zeigte zu einem anderen Planeten, der sich auf fantastische Weise dicht hinter Loduun nach oben in unser Blickfeld schob.
»Was ist das?«, fragte ich überwältigt.
»Einer unserer vier Monde.«
»So dicht?«
»Ja, wenn man auf einem Berg steht, glaubt man manchmal, man bräuchte nur die Hand auszustrecken und dann … Kawumm!«
Ich wich zurück, nicht nur, weil Finn so dicht vor meiner Nase in die Hände schlug. Skyto schubste ihn mittelsanft zurück gegen seine Stuhllehne. »Er kreist in sicherer Entfernung in seiner Umlaufbahn, Mia. Und die anderen Monde sind weiter weg.«
Ich widmete meine Aufmerksamkeit wieder diesem Wunder hier vor meinen Augen, während wir ihm näher und näher kamen. Donner und Blitz! Das war ein Anblick.
»Bereit für die Landung, Mia?«
Ich nickte.
Erikson leitete mit einem spektakulären Kurvenflug die Landung ein. Während die Finger des Co-Piloten über die Instrumente glitten, lagen Eriksons Hände ruhig an der Steuerung.
Wir kamen ihm näher, dem Zuhause von so vielen, die ich liebte. Iasons und Hopes Heimat, Finns, Lunas, Ariels, Silas’ und nicht zu vergessen – die meines kleinen Tonys.
In diesem Moment brachen wir durch die Wolkendecke, ich wünschte, ich hätte meine ersten Eindrücke hier mit den Augen erfassen können, aber die Fähre war zu schnell für mein irdisches Aufnahmevermögen. Hoch über einer Art Canyon bremste sie dann abrupt ab, sodass ein heftiger Ruck durch die ganze Crew und mich ging. Wir wurden langsamer und langsamer … und senkten uns in einer Talsohle aus schimmerndem Krahja. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus, bis plötzlich dichter Nebel unser Schiff
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