Sternenstaub
Nacken. Er wusste ganz genau, wie peinlich mir das Ganze war, und schickte mir seinerseits einen kleinen Gefühlsschubs, der mich beruhigen und ermutigen sollte. Ich begegnete ihm mit einem kleinlauten Lächeln. Ich sagte ja schon, dieser Junge war einfach nur kostbar.
Dann nahmen auch die anderen am Feuer Platz. Sie lachten, zankten, so froh, gemeinsam wieder zu Hause zu sein. Nur Lyra hielt sich zurück und strafte mich mit vorgetäuschter Gleichgültigkeit.
Klara reichte uns eine ovale Schüssel. »Spricht Skyto noch mit der Delegation der Clanräte?«, wollte sie wissen.
»Ja, er müsste aber jeden Augenblick kommen«, antwortete Demian.
»Ich schau mal nach dem Essen«, sagte sie und ging mit leichten Schritten zurück ins Haus.
Iason nahm die Schüssel und zeigte sie mir. Der Inhalt schimmerte in allen Farben – wie Krahja. »Was ist das?«
»Erde«, erklärte er. »Bevor wir etwas essen, pflanzen wir einen neuen Samen.« Zur Veranschaulichung nahm er eine kleine Bohne aus einem zweiten Gefäß auf dem Tisch und drückte sie in den schimmernden Inhalt, anschließend reichte er mir die Schüssel weiter. »Und jetzt du.« Ich nahm eine Bohne. Die Erde fühlte sich pudrig an, ganz weich, kaum zu spüren. Und dann gab ich die Schüssel an Lyra, die neben mir saß, weiter.
Klara kam mit dem Essen zurück und Finn verteilte die Stöcke, die er angespitzt hatte. Statt Tellern gab es gewölbte trockene Blätter. Sie waren so hart und dick wie irdisches Holz.
Da ich nicht genau wusste, was das längliche Teil neben dem Salat darauf war, schaute ich erst einmal zu, was Finn und Iason damit machten.
Okay, sie steckten es auf ihre Stöcke und hielten es über das Feuer. Das würde ich auch noch hinbekommen und so tat ich es ihnen gleich. Schon bald stieg ein würziger Geruch zwischen den Flammen empor.
»Wir nennen es Trejas«, erklärte Finn. »Du kannst es kochen oder über dem Feuer drehen. Schmeckt beides genial.« Drehen war Finns Stichwort. »Mia! Deins brennt an!«
Mist! Mein Trejas war auf der einen Seite schon ganz schwarz!
Iason legte seine Hand um meine und half mir.
»Erinnerst du dich an das Getränk, Sentiria, das du letzten Winter im Haus der Wächter getrunken hast?«, wechselte er das Thema. »Es wird aus einem Baum namens Korboro gewonnen.«
»Klar erinnere ich mich.«
»Trejas ist die Wurzel dieses Baumes. Wenn sie von außen schön knusprig ist, nimmst du sie vom Feuer, lässt sie etwas erkalten und ziehst dann an der Spitze. Schau, so.«
Er nahm seinen eigenen Stock auf, den er schon neben sich in den Boden gesteckt hatte. Dann klemmte er die Spitze des Trejas, die sich wie ein Maisblatt um die Frucht legte, zwischen die Zähne. Als er daran zog, löste sie sich in einem Stück.
Bei ihm zumindest. Wie ich mich kannte, würde sie mir komplett zerfetzen und zwischen den Zähnen hängen bleiben.
Was half es, ich musste es wenigstens versuchen, wenn ich hier nicht verhungern wollte. Und dass er mir jetzt noch das Essen vorkaute, kam gar nicht in die Tüte. Also pustete ich an meinem eigenen Stück, bis es kälter war. Dann machte ich es ihm nach und – es ging ganz leicht.
Seine Augen leuchteten auf. »Siehst du, du musst dich einfach nur trauen.«
Er biss, ohne den Blick von mir zu nehmen, ein großes Stück von seinem Trejas ab.
Demian, der mir gegenüber mit dem Rücken zum Haus saß, lächelte mir zu. Das Licht auf der Veranda umgab sein cremefarbenes Haar wie einen Heiligenschein.
Ich lächelte zurück und probierte von meinem. Langsam ließ ich es mir auf der Zunge zergehen und senkte genüsslich die Lider. Es schmeckte köstlich – nussig und fruchtig.
Plötzlich legte sich ein Schatten über Demian. Skyto trat zu uns ans Feuer.
»Hey, Big Boss, setz dich!« Finn erhob sich und rückte ein Stück auf. »Weißt du eigentlich, dass du echt ’nen beschissenen Job hast?« Er rieb sich den Bauch. »Das Essen war nämlich lecker. Nur leider ’n bisschen zu wenig.«
Klara lachte. Mit einer fließenden Bewegung erhob sie sich. »Ich habe dir etwas zurückgelegt«, verkündete sie.
»Und das sagst du erst jetzt!« Finn hob den Stock und wippte mit der Spitze vor ihrem Gesicht. »Warnung! Wenn er mehr bekommt als wir, werd ich sauer. Kein Verwandtenvitamin B für Sky, hörst du?«
Beim Vorbeigehen berührte Klara Skyto lachend an der Schulter. Ihr seidiges Haar tanzte um ihre Hüften, während sie leise ins Haus entschwand.
»Schön, dass dich dein Humor nicht verlässt,
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