Sternenstaub
aufgestellt waren, blickte ich mich um. Die Hütte war klein und behelfsmäßig eingerichtet, aber dennoch gemütlich. Während Klara weitere Decken aus einer Kiste auf das Bett hievte, spähte ich durch das Fenster in den Hof und sah zwischen Klaras Baracke und dem Schuppen eine gemütliche Feuerstelle, in deren Mitte erste Flammen aufzüngelten.
Ein echtes Lagerfeuer!? Wie cool! Das war auf der Erde strengstens verboten. Finn stand im Schein der Flammen und spitzte mit einem funkelnden Messer aus Krahja ein Bündel Stöcke an. Vor dem schwarzen Hintergrund wirkte der gelbe Schein aus seinen Augen geradezu dämonisch. Dabei gab er wild gestikulierend irgendeinen Kommentar zum Besten, woraufhin Iason neben ihm, ein Knie auf den Boden gestützt, lachend Holz aufschichtete. Sein Blick traf gerade meinen, als mir Klara mit einem Stapel Decken entgegenkam. Obenauf lagen eine blaue Thermohose und ein weißer Pulli. »Hier, nimm das. Das hält dich warm.«
Schnell wandte ich mich ihr zu. Aber ihr war der zärtliche Blickwechsel zwischen Iason und mir nicht entgangen.
»Ich habe die Sachen vorhin für dich aus der Raumstation mitgenommen. Alle Irden, die hier ankommen, tragen anfangs so was. Es wird ein paar Tage dauern, bis die Injektion wirkt und sich dein Körper an die Temperaturen gewöhnt hat.«
»Danke«, sagte ich perplex und dann sah ich sie gerade an. »Klara, es tut mir leid, die Situation ist bestimmt nicht einfach für dich.«
Klara beeilte sich, das Bett zu beziehen. »Das muss dir nicht leidtun.«
Wieso? , fragte ich mich, während wir gemeinsam das Laken glattzogen. Mein Gesichtsausdruck musste selbstredend gewesen sein.
»Vor ein paar Wochen in deiner Zeitrechnung hat Lokondra meinen Vater und meinen Bruder erschießen lassen. Sie haben unser Heim niedergebrannt und meine kleine Schwester ist in einem seiner Lager gefangen, zumindest ist das das Letzte, was ich von ihr weiß. Dir ist bestimmt, dass du unseren Planeten rettest. Und darauf hoffe ich.« Ihre Worte dehnten sich wie ein zäher schwerer Teigklumpen in meinem Magen. Sie schenkte mir einen kurzen Blick, ehe sie die Decken über die Betten breitete. »Nur das zählt jetzt noch für mich.«
»Oh, Klara.« Ich konnte mein Mitgefühl kaum in Worte fassen.
Sie sank auf das gemachte Bett und faltete die Hände im Schoß, bemüht um ein Lächeln. »Wenn ich dir dafür Iason überlassen muss, dann …« Sie unterbrach sich, als würde ihr das nur sehr schwer über die Lippen gehen, »ist es so.«
Vernunftgesteuert hin oder her. Das wollte sie vielleicht so sehen, denn sie wollte alles richtig machen. So war nun mal ihr Sinn des Lebens. Für jeden da sein. Ob ihr das allerdings gerade leichtfiel … Nur war ich garantiert nicht diejenige, mit der sie darüber reden wollte. Deshalb schluckte ich auch meine nächsten Worte herunter. Worte wie: Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen kennengelernt.
21
I ason klopfte gegen die Toilettentür. Natürlich, er spürte mein rasendes Herz.
»Mia, ist alles okay?«
Ob alles okay war? Nichts war okay. Rein gar nichts. Ich steckte im wahrsten Sinn des Wortes verdammt noch mal in der Klemme. Ein Desaster!
»Was macht sie denn so lange da drinnen?«, hörte ich jetzt auch noch Lyras Stimme näher kommen – und Finns. Gott, war mir das peinlich!
»Schick erst die anderen weg«, antwortete ich kleinlaut.
»Warum?« Er rüttelte alarmiert am Türgriff. »Mia, Himmel, geht es dir gut? Ist dir übel?«
»Schick – sie – einfach – weg! «
Stille von draußen.
Verflucht, die Geschichte würde ich mein Lebtag nicht aus dem Kopf kriegen. Für immer und ewig der peinlichste Fauxpas in der Ära Mia. Und wer mich kennt, der weiß, mir ist schon so einiges passiert. Aber das hier … Und dabei hatte doch alles ganz harmlos begonnen:
… »Kannst du mir sagen, wo ich mich hier umziehen und waschen kann?«
»Klar.« Klara ging quer durch den Raum und öffnete hinten links eine Tür. Ich schnappte meinen Rucksack und zog mich ins Bad zurück, oder besser gesagt, in die loduunische Variante davon. Hier sah nämlich alles ganz anders aus. Der Raum war ziemlich klein und ein winziges meliertes Fenster führte zum Hof hinaus. Okay, das klingt ja noch ziemlich irdisch, aber jetzt kommt es: Der Raum enthielt lediglich drei schwimmreifenbreite Ringe. Einer, der grüne, befand sich auf meiner Brusthöhe und er lag auf – ich schielte hinein – einem ausgehöhlten Becken. So, so,
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