Sternenstaub

aufhört!«, schluchzte ich. »Ich will das nicht fühlen, Iason!«
    Er legte die Stirn an meine, streichelte mich. »Ist schon gut.« Wir atmeten dieselbe Luft ein. »Alles, was du willst«, flüsterte er. Ich fühlte die Bewegung, als er den Blick zu seinen Handflächen senkte. Zunächst erwuchs ihnen ein schwacher saphirblauer Schein, der langsam, aber sukzessive zunahm. Eine Welle ging durch seinen Körper. Ich blinzelte durch meine tränennassen Wimpern zu ihm hoch und suchte sein schönes Gesicht. Das blaue Strahlen und seine sturmgrauen Augen. Unsere Blicke fanden zueinander und ich klammerte mich Halt suchend daran fest. Diese tiefen Augen, die sonst immer alles andere um mich herum bedeutungslos werden ließen.
    »Gleich wird es besser«, sagte er und ich spürte, wie er mit seinen Händen ganz sanft über mein Haar und hinab an den Schläfen entlangstrich, wodurch er mich mit einer Wärme und Kraft versorgte, die nicht meine war. Sie drang in mich ein, linderte den Schmerz meiner Erinnerung, wenigstens so, dass ich imstande war, sie zu ertragen und wieder ruhiger zu atmen. Mein Verstand klärte sich und verlor diesen Zustand der Orientierungslosigkeit und ich wusste zumindest wieder, was ich nicht wollte. Nämlich ohne ihn sein. Mehr konnte selbst sein heilender Schimmer mir nicht geben.
    Er legte den Finger unter mein Kinn, damit ich ihn ansah. »Geht es wieder?«
    Ich schluckte und nickte dann.
    Skyto wandte leicht den Kopf und gab einen argwöhnischen Zischlaut von sich. Iason antwortete auf loduunisch, woraufhin Skyto aufstand und zum Piloten ins Cockpit ging.
    »Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte ich noch immer zitternd, aber immerhin nicht mehr panisch.
    »Wir tun so, als würden wir dich im Donjon abseilen.«
    »Dummjohn?«
    »Donjon«, korrigierte er mit einem zaghaften Lächeln. »Das ist der Wachturm hinter dem Hauptgebäude im Fort. Er ist so ziemlich der sicherste Ort hier auf Loduun.«
    Ja, dieser breite Turm ohne Fenster war mir aufgefallen. »Also ein Täuschungsmanöver«, versuchte ich zu verstehen.
    »Genau. Demian wird Lyra dort abseilen. Ihr müsst nur eure Kleidung tauschen.«
    »Und dann?«
    »Steigen wir um.«
    »Was? Hier oben in der Luft?«
    »Nein.« Skyto kam wieder. »Das wäre zu gefährlich.«
    Puh, war ich erleichtert.
    »Da du nicht sleiten kannst, springen wir mit Fallschirmen ab.«
    Ich guckte die verschiedenen Säcke in seiner Hand an und bekam Stielaugen. »Ihr nehmt mich auf den Arm, oder?«
    »Keineswegs.« Er zeigte in die Ferne zu einem gigantischen Baum, der hinter dem Canyon seine Blattkrone höher als alle anderen in den Himmel streckte. »Dahinter wird der Helikopter etwas niedriger fliegen, sodass keiner unseren Absprung bemerkt, falls wir observiert werden.«
    Iason ging vor mir in die Hocke und schnallte mich ab. Ich klammerte mich an meine Gurte. »Spinnt ihr? Ich habe so was noch nie zuvor gemacht! … Und außerdem …« Tja, was außerdem? » Außerdem« , kam mir das zündende Argument, »was ist, wenn sie doch bemerken, dass wir den Heli verlassen? Was ist, wenn sie uns mitten in der Luft abknallen!?«
    »Ruhig, Mia«, meinte Iason, für meinen Geschmack viel zu locker. »Wenn dir Gefahr drohen würde, hätte ich das längst gemerkt.«
    Okay, jetzt half nur noch die Wahrheit! Egal, wie peinlich sie für mich war. »Vielleicht nicht durch Lokondra«, widersprach ich jetzt mehr jammernd als entrüstet, »aber dafür bin ich manchmal etwas tollpatschig. Mensch, das wissen doch alle hier.«
    »Mia!« So metallisch, wie Skyto und Iason mich jetzt anblitzten, hatte ich ihren Geduldsfaden eindeutig überspannt. Also schloss ich den Mund und es herrschte wieder Stille in der Kabine. Wie war ich nur jemals auf die hirnrissige Idee gekommen, mich mit zwei solchen Sturköpfen einzulassen? Und jetzt auch noch im Doppelpack!
    Wenige Minuten später, Lyra hatte sich inzwischen abgeseilt, legte Iason mir das Fallschirmgeschirr an und zog die Gurte fest. Mit dem Helm auf dem Kopf schielte ich durch das Fenster auf das endlos scheinende Blätterdach, der sich da hinter dem Canyon ausbreitete. Wir näherten uns besagtem großen Baum. Was, wenn ich mit dem Fallschirm in einem der gewaltigen Äste hängen blieb? Ich hatte doch keinen blassen Schimmer, wie man so ein Teil lenkte.
    »Wenn wir in der Luft sind, hake ich dich bei mir ein«, sagte Iason, der zwar nicht meine Gedanken lesen, aber dafür meine Angst fühlen konnte.
    »Kann ich nicht gleich mit dir im Tandem