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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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starrte Taria nur an, beherrscht von einem alles verschlingenden und mit sich ziehenden Gedanken. Was wollten sie uns vorgaukeln, all die Medien und Berichterstatter daheim in meiner heilen Welt? Es kam mir vor, als würde ich das erste Mal so richtig klarsehen.
    Krieg ist nicht das platte Geballer, das uns in so manchem Imaginationsspiel mit dem iCommplete vorgetäuscht wird. Nein, Krieg zeigt die tiefsten und dunkelsten Abgründe in jedem von uns auf. Und es gibt nur zwei Möglichkeiten, wie ein Krieg für dich ausgehen kann: Entweder du gehst dabei drauf oder du versaust dir dein Leben, indem du andere draufgehen lässt und von da an für immer damit zurechtkommen musst. – Game over.
    Über mir nahm ich eine Bewegung wahr. Eine Gestalt schwebte, nein, sie sprang aus drei Meter Höhe zu mir hinab, packte mich und riss mich mit sich aus der Schusslinie. Glühende blaue Augen flimmerten mich an. Augen zum Fürchten, Augen zum Verlieren, Augen, die mich hielten und wenigstens für den Bruchteil einer Sekunde vergessen ließen, in welcher Hölle ich mich hier befand, während sich das Wummern des Maschinengewehrs dumpf und entfernt in mein Gehirn fraß. Ein Lidschlag löste den Bann und Iason zog mich mit sich. Als wir uns in geduckter Haltung dem Helikopter näherten, hatte Skyto das Gewehr gesenkt. Er stand vollkommen reglos da, die Kälte in seinen Augen war einem leeren Ausdruck gewichen.
    Iason öffnete die Hubschraubertür. »Steig ein! Schnell!« Er drängte mich vorneweg in das Innere des Helikopters, als dieser auch schon abhob. Skyto folgte uns und schloss die Tür.
    Ein irdischer Pilot saß am Steuer, neben ihm Demian und Lyra.
    Nun traf mich die Realität mit voller Wucht.
    »Finn!«, stammelte ich. Und wieder nur: »Finn!«
    »Er lebt!«, sagte Iason.
    Widerstandslos ließ ich mich von ihm auf die Sitzbank drücken.
    »Skyto hatte ihm zuvor eine kugelsichere Weste gegeben.« Eindringlich sah er mich an, so als wollte er sichergehen, dass ich ihn auch wirklich verstand. »Du weißt, wie es ist, wenn meine innere Stimme mich warnt, meinen Sinn, dich zu beschützen.« Ich senkte den Kopf. Und so ging es auch Skyto. Seine Aufgabe als Leader der Wächter war, sie so lange zu schützen, bis jeder von ihnen seinen Sinn erfüllt hatte. Erleichterung und Schmerz lasteten gleichermaßen auf mir. Erikson schob sich in meine Gedanken. Er hatte keine schusssichere Weste angehabt.
    In Windeseile legte Iason mir den Sicherheitsgurt um. Wie zur Hölle schaffte er es, in dieser Situation noch so souverän und kontrolliert zu sein? Diese Selbstbeherrschung war ja schon beängstigend.
    Nachdem ich angeschnallt war, setzte er sich neben mich.
    Der Schock und die vorangegangene Angst nahmen uns jedes weitere Wort. Das einzige Geräusch war das Knattern der Rotoren. Rechts und links von uns ragte der graue Canyon auf.
    Skyto saß nach wie vor völlig unbewegt da. Seine Miene war aschfahl. So sah also einer aus, der den Tod seiner Familie gerächt und Elais Sinn doch noch in dessen Namen erfüllt hatte.
    »Was ist mit den anderen?« Meine Stimme war mehr ein Krächzen.
    »Sie durchforsten mit den Wachtruppen das Camp. Lokondras Leute haben sich womöglich massenweise eingeschleust.«
    Genau wie Taria sich damals im Tulpenweg eingeschlichen hatte. Ich nickte mechanisch und starrte geradeaus. War das wirklich das Leben, das ich mir ausgesucht hatte? – Oder hatte es vielmehr mich ausgesucht?
    Ich begann zu zittern. Immer stärker. Immer heftiger. Ich schlang die Arme um meinen Körper.
    »Mia?«, hörte ich Lyra besorgt an meiner Seite.
    Blitzschnell packte Iason mich. »Hör auf, dich da hineinzusteigern!«, sagte er alles andere als sanft.
    »I…i…ch s…soll bei a…a…ll dem nichts fühlen??? «
    »Nicht das, hörst du? Nicht DAS!«
    »Hast … du … s…sie … noch alle!?«
    Er schüttelte mich leicht. »Verdammt! Wenn du das jetzt durchstehen willst, musst du nach vorn blicken. Etwas anderes kannst du dir nicht leisten. Dafür ist hier kein Platz. Hörst du, Mia? Blick nach vorn – schau niemals, hörst du, niemals zurück!«
    Ein paar geschockte Atemzüge lang starrte ich ihn an. Mein Verstand sagte mir, dass er recht hatte, dass er genau wusste, wovon er sprach, aber mein Gefühl und die schrecklichen Bilder von eben führten ihr Eigenleben.
    Er umgriff mein Gesicht, etwas ruhiger zwar, aber noch immer sehr eindringlich. »Du schaffst das. Du bist doch meine starke shinsA . Mein Sinn.«
    »Mach, dass es

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