Sternenstürme
sein InterKom mit einem Piepen um seine Aufmerksamkeit.
»Was ist denn?«, fragte Landon.
»Es ist eine Nachricht für Sie eingegangen, Captain.«
»Dann lesen Sie sie vor.«
»Sie ist von Admiral Carnes, Sir. Er bittet Sie, um 14:00 Uhr in seiner Unterkunft zu erscheinen.«
»Sagt er auch, weshalb?«
»Nein, Sir. Nur die Bitte, dass Sie ihn zu diesem Zeitpunkt aufsuchen.«
Landon lachte glucksend. »Wenn ein Admiral um etwas ›bittet‹, dann ist das ein Befehl. Bestätigen Sie die Nachricht und sagen ihm, dass ich kommen werde. Und dann soll der erste Offizier das Landungsboot klarmachen.«
»Aye, aye, Sir.«
Die Hochstation war das Hauptquartier der Sternenforschung, wo Sternenschiffe sich auf ihre Mission vorbereiteten und wohin sie aus den Tiefen des Alls zurückkehrten. In den letzten drei Jahren hatte geradezu eine Art Friedhofsruhe um die Station geherrscht. Doch nun war die Flotte vom Krebsnebel zurückgekehrt.
Da war die Magellan , Landons ehemaliges Kommando, die als große Kugel beschaulich vor dem Planeten Erde trieb – halb im Licht und halb im Dunkel. Hinter ihr stand die City of Tulsa , eins der großen Kolonieschiffe. Und hinter ihr stand wiederum die Ponce de Leon , das Schwesterschiff der Magellan . Die Flotte war nach Hause zurückgekehrt und hatte nur zwei Sternenschiffe zurückgelassen, die den ersten Außenposten der Menschheit in der Souveränität sicherten.
Kurz vor dem Abflug der Flotte von Brinks waren die Besatzungen weitgehend ausgetauscht worden. Das Personal, das zurückbleiben sollte, wurde von der Flotte abgezogen. Es handelte sich hauptsächlich um unverheiratete Männer und Frauen, die kaum Bindungen zur Erde hatten. In ihrer Eigenschaft als Nachhut würden sie die Heimat frühestens in fünf Jahren wiedersehen.
Die Hochstation lag direkt vor ihm, während das Landungsboot Verkehrswege kreuzte, die mit Personen in Raumanzügen und kleinen Intra-Orbit-Booten angefüllt waren. Da waren die lokalen Arbeitsboote und die plumpen Fährschiffe, die nie in die Atmosphäre eintraten. Es gab sogar zwei schlanke geflügelte Schiffe, die als Zubringer von der Erdoberfläche in den Orbit dienten. Sie waren aber eine Seltenheit, weil die Passagiere die Hochstation hauptsächlich über die Äquatorialstation anflogen und dazu die außeratmosphärischen Fähren benutzten. Das geflügelte Landungsboot dockte an der Station an, deren untere Luftschleusen wie zwei Neunaugen auf einem Hai an der nicht rotierenden Andockkugel klebten.
Die Station selbst war ein langer Zylinder, der sich langsam um seine Hochachse drehte. Die Länge des Zylinders entsprach dem Vierfachen seines Durchmessers, und aus einem Ende ragte eine lange Stange in Richtung Erde. Am anderen Ende der Station war der Andockbereich. Zylinder
und Kugel waren durch ein großes Lager und ein komplexes Drehgelenk miteinander verbunden, wodurch das Habitat zu rotieren vermochte, während der Andockbereich stationär blieb.
»Wir haben soeben die Freigabe für die Andockbucht Alpha Neun erhalten, Sir«, meldete Melissa Trank, die Pilotin des Landungsboots, an Landon, der angeschnallt auf dem Sitz des Kopiloten saß.
»Sehr gut, Pilot. Bringen Sie uns rein.«
Der Andockvorgang verlief problemlos. Das Landungsboot der Ruptured Whale wechselte aus dem Sonnenlicht in Flutlicht, als es die riesige rechteckige Andocköffnung passierte. Die Steuertriebwerke feuerten ein paar Mal, und die Nase griff in den wartenden Andockarm ein, der das Boot dann übernahm und es mit der hinteren Luftschleuse an einer der zahlreichen Stationsschleusen positionierte. Eine Reihe scheppernder Geräusche hallte durchs Boot, gefolgt vom Zischen von Druckluft.
»Wie lange werden Sie an Bord bleiben, Sir?«, fragte die Pilotin in einem Ton, der noch eine unausgesprochene Frage transportierte.
Dan Landon lächelte. »Sie möchten sich die Geschäfte auf Ebene sieben anschauen?«
Die junge Raumfahrerin erwiderte das Lächeln. »Sie lesen meine Gedanken, Sir.«
»Gehen Sie nur. Lassen Sie aber Ihr Funkgerät eingeschaltet, damit ich Sie benachrichtigen kann, falls der Admiral schon früher fertig ist.«
»Jawohl, Sir!«
Die Büro-Kabine des Admirals befand sich sechs Decks achtern und direkt an der Außenhülle der Station, was bedeutete, dass er hinaus zu schauen vermochte. Während Dan Landon in der halben Erdenschwere des äußersten
Decks der Station wartete, stand er stramm und betrachtete abwesend das Deck-Panorama. Er fragte sich, was der
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