Sternenstürme
politischer Druck ausgeübt wurde, um die Sommer-Revision hinauszuzögern. Sie können sich vielleicht schon denken, wer dahintersteckt.«
»Mikhail Vasloff und Terra Nostra !«
»Bingo.«
»Und was werden wir nun dagegen unternehmen?«, fragte Mark.
»Wir werden überhaupt nichts unternehmen. Wir arbeiten einfach weiter und sind dann umso besser vorbereitet,
wenn die Zeit kommt, um gegen Landrieu und seine Clique von Arschkriechern in den Ring zu steigen!«
Mark kannte Hamlin bisher nur als einen distinguierten Herrn. Dass er sich nun solcher Ausdrücke befleißigte, war nicht zu fassen. Er musste wirklich kochen vor Wut!
»Sagen Sie mir, welche Fortschritte wir in dieser Woche erzielt haben.«
Da Mark als Reiseführer nicht mehr gebraucht wurde, hatte man ihn zum Sonderassistenten des Direktors ernannt. Trotz des eindrucksvollen Titels war das im Grunde ein Eingeständnis ihrer Ratlosigkeit, was sie sonst mit ihm anfangen sollten.
Er hatte zwar einige Astronomiekenntnisse – aufgrund seiner Hobbys und der Dienstzeit beim Astronomie-Team auf der Krebsnebel-Expedition, aber er war kein Experte. Seine Kenntnisse der broanischen Sprache waren auch gut, reichten aber nicht an Lisas Niveau heran. Zumal die meisten broanischen Daten nun maschinell übertragen wurden. Das Idiom der Pseudoaffen war grundsätzlich eine Handelssprache. Als solche war sie logisch strukturiert, sodass ein Computer zumindest die Wörter – wenn schon nicht die Bedeutungsnuancen – zu übertragen vermochte.
Wegen der mangelnden Eignung für andere Tätigkeiten war er Direktor Hamlin als ›Assistent‹ zugeteilt worden. Seine Aufgabe bestand darin, die breit gefächerten Studien zu koordinieren und wöchentlich schriftlich und mündlich Bericht zu erstatten.
Mark leitete den Bericht mit den Ergebnissen der Arbeitsgruppe Astronomie ein. Sie arbeiteten Beobachtungen des Sternenfelds oberhalb der Brinks-Basis ab und hatten bereits fünfzig-plus Systeme im Umkreis von hundert Lichtjahren um Brinks identifiziert, die möglicherweise bewohnt waren. Dabei handelte es sich größtenteils
um Sterne der G- und K-Klasse, die so alt und stabil waren, dass intelligentes Leben sich auf ihnen zu entwickeln vermocht hätte.
Die Arbeitsgruppe Außerirdische Technologie führte eine intensive Prüfung der Technologie durch, die man aus der Ruptured Whale geborgen hatte. Die Funde hatten ihnen bisher noch keine Rätsel aufgegeben. Obwohl die broanische Technologie sich von der menschlichen unterschied, gehorchten beide dennoch den Gesetzen der Physik. Deshalb ging es eigentlich nur darum, bereits bekannte Dinge aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Eine Toilette ist eine Toilette – unabhängig von der Physiologie der Spezies, die sie benutzen.
Nach dem Abwracken der Whale hatte Mark eine Reise zur Schiffswerft White Sands unternommen, um zu sehen, wie weit man schon mit dem Nachfolger war. Dort hatten er und Dan Landon bei einem gemütlichen Beisammensein ein Steak gegessen und ein Bier getrunken und über alte Zeiten geplaudert. Dabei war Mark auch über die Fortschritte informiert worden.
Die Ingenieure in White Sands hatten die Konstruktion eines broanischen Frachters vom Typ Sieben fast beendet – einschließlich einer getarnten Bewaffnung und Bedienelementen im broanischen Stil. Das Einzige, was sie für den Abschluss der Arbeiten noch benötigten, waren die restlichen Daten von der Sezierung der Whale . Inzwischen hatten sie schon mit der Arbeit an einem großen Frachter einer Klasse begonnen, die sie im Orbit um Klys’kra’t beobachtet hatten.
Zu Marks Überraschung bemerkte Landon beiläufig, dass sie den Frachter vom Typ Sieben schon Ende der Woche auf Kiel legen würden.
»Wie könnt ihr denn ein Schiff bauen, das noch nicht einmal durchkonstruiert wurde?«
Landon nahm einen Schluck Bier und sagte: »Im Grunde wissen wir, was wir tun. Es ist zwar ein Risiko, aber eins, das ich für vertretbar halte.«
»Und wenn man etwas findet, wodurch ihr noch einmal von vorn anfangen müsstet?«
»Dann setzen wir uns eben an den Computer und fangen noch einmal von vorn an. Ist das Manhattanprojekt Ihnen ein Begriff?«
»Als man die Wetterkuppel über Manhattan und dem East River errichtete?«
»Nein, das andere. Die erste Atombombe.«
»Nur das, was ich in der Schule mitbekommen habe.«
»Man hatte es eilig und errichtete deshalb ein riesiges Industriegebiet in Oak Ridge, Tennessee, bevor man überhaupt wusste, wofür man es konkret
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