Sternenstürme
zehn Minuten gebraucht, um sich wieder zu beruhigen, nachdem er ihnen diese Überraschung präsentiert hatte.«
»Den Sklaven Sternenschiffe geben? Ich muss gestehen, darauf wäre ich nie gekommen. Anstatt zu versuchen, die Souveränität zu erobern, säen wir Zwietracht und warten, bis sie von selbst auseinanderfällt. Ich hätte es zu gern in allen Einzelheiten gehört.«
»Es ist im Grunde ganz einfach«, sagte Lisa. »Wir verbreiten die Sternenantriebs-Technologie in möglichst vielen Systemen und kappen die Sternentor-Verbindungen zur broanischen Heimatwelt und ihren Machtzentren, um die Flotte lahmzulegen. Im daraus resultierenden Chaos brechen in der ganzen Souveränität Revolutionen aus, was die Broa so in Anspruch nimmt, dass sie keine Ressourcen mehr erübrigen können, um uns zu behelligen.«
»Glaubst du wirklich, dass die Sklaven sich erheben werden?«
»Wieso nicht?«, fragte Mark. »Sie sind schließlich intelligente Wesen. Man könnte es damit vergleichen, dass Sie in einer Schlucht leben und der Nachbar Sie von oben mit der Drohung einschüchtert, Felsbrocken herabregnen zu lassen. Was würden Sie tun, wenn jemand plötzlich eine Leiter zu Ihnen runterwirft?«
»Wobei die Bereitstellung der Leiter aber ein Problem sein könnte«, sagte Dieter nachdenklich. »Wie sollen wir die Souveränität mit mehreren zehntausend agents provocateurs infiltrieren und dann noch erwarten, dass unser Geheimnis bewahrt wird? Ein paar werden unvermeidlich auffliegen. Oder glaubt ihr etwa an den hundertprozentigen Erfolg der Zyanidkapsel-Strategie?«
»Nein«, sagte Lisa. Ihr war deutlich anzusehen, was sie von der Aussicht auf Selbstmord bei einer Festnahme hielt.
»Wie sollen wir den Sklaven die Informationen denn sonst zuspielen, ohne die Erde zu gefährden?«
»Trojanische Pferde«, erwiderte sie.
»Wie bitte?«
»Leere Schiffe«, sagte Mark und biss genießerisch in ein warmes Brot. Angesichts der Qualität des Essens waren die Preise auf der Speisekarte durchaus angemessen. »Es ist fraglich, ob wir sehr weit kämen, wenn wir ihnen die Spezifikationen persönlich überbringen würden. Denn der Ausspruch ›Fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke bringen‹ ist wahrscheinlich ein universaler Leitsatz. Also müssen wir es quasi per Fernbedienung tun.
Wir bauen Hunderte oder Tausende kleiner Raumschiffe in Scout-Größe, bestücken sie mit funktionsfähigen Generatoren und speichern die Pläne im Bordcomputer ab, um einen Nachbau zu ermöglichen. Aber nicht zu auffällig, sondern nur im Stil eines technischen Handbuchs. Die
Schiffe sind für eine fiktive Spezies bestimmt, und zur Tarnung werden noch Fotos von den Lieben daheim an die Wände geklebt.
Sobald wir eine planetarische Datenbank beschafft und uns ein Bild über die Verhältnisse in der Souveränität gemacht haben, transportieren wir diese trojanischen Pferde zu sorgfältig ausgewählten Sternen und setzen sie dort aus. Anschließend schicken wir sie mit einer solchen Geschwindigkeit durchs Herz des Zielsystems, dass man sie auf jeden Fall bemerken wird. Wenn die Einheimischen sie dann abfangen und entern, entdecken sie ein Schiff nichtbroanischen Ursprungs, das scheinbar einem Angriff zum Opfer gefallen ist – ein Schiff mit interstellarer Fähigkeit, das jedoch nicht auf Sternentore angewiesen ist.«
»Werden ihre broanischen Meister aber nicht in dem Moment benachrichtigt, wenn unsere Drohnen von den Sensoren entdeckt werden? Dann wäre das Spiel nämlich aus.«
Lisa schüttelte den Kopf, sodass die blonden Locken für einen Augenblick ihr Gesicht verschleierten – ein Anblick, der beide Männer gleichermaßen faszinierte. »Nicht wenn wir die Scouts in Systeme wie Klys’kra’t schicken, in denen die Meister nicht präsent sind. Wenn ihre Intelligenz auch nur annähernd dem gleichen Schema folgt wie unsere, werden sie eine Revolution anzetteln, sobald ihnen bewusst wird, worüber sie da gestolpert sind.«
Das gab Pavel zu denken. Er schwieg für eine Weile und fragte dann skeptisch: »Habt ihr auch die langfristigen Folgen eures Plans bedacht?«
»Als da wären?«, fragte Mark.
»Vorausgesetzt, ihr habt Erfolg und entfacht einen solchen Aufruhr innerhalb der Souveränität , dass die Broa die Kontrolle verlieren. Wird durch die Lösung eines Problems nicht ein noch größeres geschaffen?«
»Wie meinen Sie das?«
»Wir sind zurzeit mit der Bedrohung durch eine einzige außerirdische Spezies konfrontiert. Ihr nehmt aber in
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