Sternenstürme
wollen.«
»Na, Mark, wollen wir uns verpflichten?«, fragte Lisa. Es war Nacht außerhalb ihres Hotelzimmers, und sie hatten die Vorhänge offen. Das Licht war aber aus, denn sie lagen nackt im Bett. Nicht dass irgendjemand sie im hundertzwanzigsten Stock zu sehen vermocht hätte – oder dass es ihnen etwas ausgemacht hätte –, aber der Blick auf die Stadt war im Dunklen viel schöner.
Sie hatten sich in der ›Löffelchen-Stellung‹ aneinandergeschmiegt. Mark hatte die Arme um Lisa geschlungen und begrabbelte sie mit der linken Hand sanft und
zärtlich, was bei ihr ein Kichern und ein sporadisches lustvolles Stöhnen auslöste. Sein rechter Arm war unter ihr eingeklemmt, sodass die Finger langsam taub wurden. Er wollte sie schon darum bitten, die Position zu ändern, empfand den Moment dann aber als zu schön, um ihn zu stören.
»Na, sollen wir?«, fragte Lisa erneut.
»Verzeihung«, erwiderte er. »Ich war von deiner Schönheit fasziniert. Sollen wir was?«
»Uns der Expedition zum Entsatz der Brinks-Basis anschließen?«
»Natürlich. Wir haben diesen ganzen Kuddelmuddel auch verursacht. Da ist es nur angemessen, wenn wir es bis zum Ende durchstehen.«
»Und wenn sie uns trennen?«
»Das können sie nicht. Gemäß den Bestimmungen dürfen Ehepaare in der Sternenforschung gemeinsam Dienst tun. Ich wüsste nicht, dass das in der neuen Weltraum-Marine anders sein sollte.«
Seine linke Hand verharrte auf einer Stelle, wo er ihren Puls zu fühlen vermochte. Er bemerkte die plötzliche Beschleunigung ihres Herzschlags.
»Ehepaare?«, fragte sie mit erstickter Stimme, als ob sie nicht genug Luft bekam. »Ist das ein Antrag?«
»Ja – falls du mich überhaupt willst«, erwiderte er.
Sie antwortete nicht direkt. Stattdessen führte sie die Verrenkungen aus, die erforderlich waren, um ihm ins Gesicht zu sehen und verwickelte sich dabei in die Laken. Beim Scharmützel mit dem Bettzeug entfuhren ihr Flüche, die nicht unbedingt damenhaft waren. Nachdem sie sich befreit hatte, presste sie ihren Körper der Länge nach auf seinen und sagte: »Würdest du das bitte wiederholen?«
»Lisa, möchtest du mich heiraten?« Nun war er atemlos.
Grüne Augen verschmolzen für lange Sekunden mit braunen, als ob sie die Ernsthaftigkeit seines Antrags zu ergründen versuchten. Dann, wie in Zeitlupe, senkte sie den Kopf zu ihm hinab und küsste ihn. Aus dem zunächst züchtigen Kuss wurde schnell ein leidenschaftlicher. Es dauerte dann ein paar Minuten, bis die beiden wieder gleichmäßig atmeten.
»War das nun ein ›Ja‹?«, fragte Mark, nachdem er die Sprache wiedergefunden hatte.
»Das war definitiv ein ›Ja‹«, erwiderte sie. Dann schwiegen sie für eine Weile und hingen ihren Gedanken nach.
TEIL II
In die schwarze Tiefe hinaus
23
Sar-Ganth sonnte sich auf der Terrasse seines weitläufigen Domizils an der Küste des Talan-Meers und pflückte hin und wieder eine varith- Frucht vom Zweig eines seiner Prize -Bäume. Er zupfte den Stiel aus der purpurroten Frucht und unterzog sie einer gründlichen Musterung, bevor er sie sich in den Mund steckte. Dann perforierte er mit den Zähnen die ledrige Haut und labte sich am Schwall köstlich herben Fruchtmarks und -safts.
Versonnen sagte er sich, dass die einfachen Freuden des Lebens doch immer noch die schönsten waren. Der Geschmack der varith- Frucht, der Gunsterweis eines rolligen Weibchens, der Gedanke an die Kastration seines Rivalen Kas-Ta. Die ersten beiden Freuden lagen innerhalb seiner Möglichkeiten. Zur dritten sah er sich derzeit leider außerstande.
Aber noch war nicht aller Tage Abend …
»Administrator Fos wünscht Euch zu sprechen, Clan-Meister«, meldete einer seiner zahlreichen Diener.
»Er soll herkommen.«
Das insektenartige Wesen kam auf allen zwölf Beinen angekrabbelt und richtete sich dann auf den hinteren vier auf.
»Guten Morgen, Clan-Meister.«
»Guten Morgen, Fos. Ist es schon wieder Zeit für deinen periodischen Statusbericht?«
»Ja, Meister.«
»Das wäre mir beinahe entgangen. Ich war zu sehr mit dem neuen Jungen meiner Tochter beschäftigt. Also gut, was hast du für mich?«
»Die Clan-Konten sehen gut aus«, sagte Fos und setzte an dem Punkt an, von dem er wusste, dass ihm das größte Interesse seines Meisters galt. »Der Wert unserer gesamten Unternehmungen ist im letzten Zyklus fast um ein Achtel gestiegen, und selbst Davinan hat zur Abwechslung mal einen Überschuss erzielt.«
Davinan war ein Planet im
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