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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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lecken wollte.
    Ohne zu überlegen, stieß Elossa mit dem Stab danach. Da erst wurde ihr ihr Fehler bewußt. Gegen etwas wie dieses Gesicht kämpfte man nicht mit realen Waffen, sondern mit denen des Geistes. Doch noch ehe sie diese einsetzen konnte, war der Stab ohne Widerstand durch die Zunge gedrungen, und dieses schwarze Ding schnellte vor und wand sich um Stans. Trotz seiner heftigen Gegenwehr wurde der Raski zu den vor Aufregung zitternden Lippen gezogen. Die Augen glitzerten in sichtlicher Gier. Atturn würde sich diesen Bissen nicht entgehen lassen.
    Elossa griff nach Stans und krallte die Finger in beide Schultern. Gegen den Zug konnte sie genausowenig ankommen wie er, aber sie brauchte diese körperliche Berührung, um ihre eigenen Kräfte einsetzen zu können.
    »Es gibt dich nicht!« rief sie in ihrem Geist diesem Gesicht zu. »Du hast kein Recht, hier zu sein! Es gibt dich nicht!« Sie sandte ihre Pfeile der Verleugnung ab, als wären sie Geschosse von Stans Armbrust. Wenn der Raski ihr nur helfen könnte! Diese Manifestation mußte von Raski stammen, so wie die vorherige von Yurth.
    »Es ist gar nicht hier!« rief sie jetzt laut. »Dieses Ding ist reine Illusion! Das mußt auch du glauben, Stans. Du mußt es verleugnen!« Sie widmete sich wieder voll ihrer geistigen Verneinung.
    Die Kraft der Zunge schien unbeeinträchtigt zu sein. Stans war den Lippen, die sich noch weiter geöffnet hatten, um ihn zu verschlingen, schon sehr nahe, und auch Elossa, da sie die Schultern des Raski nicht losließ.
    »Es gibt dich nicht!« Jetzt rief sie es laut und dachte es gleichzeitig mit aller Kraft ihres Geistes.
    Bildete sie es sich nur ein, oder schwand das Leben aus diesen glitzernden Augen?
    »Es gibt dich nicht!« Nicht sie hatte es jetzt gebrüllt, sondern Stans. Er hatte aufgehört, sich körperlich gegen die dunkle Schlinge zu wehren, die sich so würgend um ihn schloß.
    »Es gibt dich nicht!« schrie er erneut.
    Die Fratze, die Zunge, die ihn hielt, die ganze Illusion verschwand von einem Atemzug zum andern. So schnell ging es, daß beide allein durch die Kraft ihres Widerstands vorwärtsstolperten, als das, wogegen sie angekämpft hatten, plötzlich nicht mehr war.
     

 
13.
     
    Nicht nur das Gesicht, das ihnen den Weg versperrt hatte, war verschwunden, auch der Gang selbst. Die glatten Wände mit den farbigen Streifen gab es ebenfalls nicht mehr. An ihrer Stelle dehnte sich zu beiden Seiten eine fast undurchdringliche Schwärze aus. Die Fackel, die sie vergessen hatten, als sie den erhellten Tunnel betraten, brannte längst nicht mehr, und so hatten sie keine Ahnung, wie tief diese Dunkelheit hier war.
    Elossa blieb schaudernd stehen. Sie hatte den Eindruck, sich hier nicht mehr in einem engen Korridor zu befinden, sondern in seinem ungeheuer großen Raum oder unbegrenzten Gebiet voll tödlicher Fallen. Die Furcht vor dem Unbekannten, der Finsternis, die jedem Menschen eigen ist, weckte Panik in ihr. Sie mußte alle Kräfte ihres Geistes zu Hilfe rufen, um ihre Selbstbeherrschung nicht zu verlieren, und sich ihrem Gehör und Geruchssinn anvertrauen, da sie nichts zu sehen vermochte.
    »Elossa!« Zum erstenmal rief ihr Begleiter sie beim Namen. Sie erschrak, weil seine Stimme klang, als käme sie aus weiter Ferne. Doch obwohl das Wort hohl echote, hörte sie keine Furcht aus ihm heraus.
    »Ich bin hier«, antwortete sie und bemühte sich, auch ihre Stimme normal klingen zu lassen. »Die Frage ist – wo sind wir? «
    Sie schrie fast laut auf, als sich aus der würgenden Dunkelheit eine Hand auf ihre Schulter legte, ihren Arm hinunterglitt, bis die Finger ihr Handgelenk fanden und sich darum schlossen.
    »Warte! Ich habe noch Feuerstreicher.« Die Finger, die sich zur gegenseitigen Beruhigung um sie gelegt hatten, ließen sie los.
    Sie hörte das Klicken des Streichers, und eine kleine Flamme leuchtete auf, wuchs. Mit einer Dankbarkeit, die sie gar nicht erst in Worte zu kleiden versuchte, stellte sie fest, daß Stans die Fackel immer noch bei sich hatte, obwohl sie sich nicht erinnerte, sie in seiner Hand gesehen zu haben, als sie den Korridor entlangschritten.
    Zwar konnte ein so geringes Licht die Dunkelheit nicht vertreiben, aber es warf zumindest seinen Schein auf ihre Gesichter und erschien ihnen irgendwie ein Schutz gegen die erdrückende Dunkelheit. Stans hielt es einen Moment zwischen sie, als wollte er, daß sie sich beide vergewisserten, es auch wirklich zu haben. Dann streckte er den Arm damit

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