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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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aus.
    Die Flammen flackerten und erloschen fast. Elossa spürte einen flüchtigen Luftzug an ihrer Wange. Das Licht fiel auf keiner Seite auf eine Wand, sie hätten auf einer weiten lichtlosen Ebene stehen können. Unter ihren Füßen befand sich festes, dunkles Gestein, das einzig Stabile, das sie sehen konnten. War der ganze Korridor nur Illusion gewesen? Obwohl Elossa wußte, wie der Geist verwirrt, manipuliert, betrogen werden konnte, glaubte sie es nicht. Doch wenn nicht das Ganze eine Halluzination gewesen war, wie waren sie dann in diese scheinbar endlose Dunkelheit gekommen?
    »Es gibt einen Luftzug hier«, sagte Stans. »Sieh dir die Fackel an. Er ist vielleicht unser bester Führer, wir sollten ihm folgen.«
    Es stimmte, die Flammen wurden in eine Richtung geweht. Sein Vorschlag war zweifellos das Vernünftigste, das sie tun konnten. Sie drehten sich dem Luftzug zu. Die Flamme züngelte nun gegen ihre Brust.
    Ganz langsam nahmen sie diese Richtung. Hin und wieder blieb Stans stehen und streckte die Fackel einmal in diese, dann die andere Richtung. Immer noch waren keine Wände zu sehen. Schließlich fiel der Fackelschein auf den Rand eines Abgrunds. Der Raski legte sich auf den Bauch und streckte die Fackel aus. Doch außer daß die Kluft tief war, konnten sie nichts erkennen.
    Der Luftzug kam über diesen Rand.
    Stans setzte sich auf. Das wenige, das Elossa in der flackernden Flamme von seinem Gesicht sehen konnte, wirkte hart, und auch sein suchender Blick, als er den Kopf allmählich drehte, um den Rand des Abgrunds zu studieren, verriet keine Schwäche oder Unentschlossenheit.
    »Mit einem Seil«, murmelte er, »könnten wir vielleicht hinunterklettern. Aber ohne ist es unmöglich.«
    »Dann müssen wir uns wohl am Rand entlang halten?« Elossa glaubte nicht so recht daran, daß sie irgendwo eine Möglichkeit finden würden, die Kluft zu überbrücken. Andererseits bestand die Möglichkeit, daß sie irgendwo so schmal war, die andere Seite mit einem Sprung zu erreichen.
    Stans zuckte die Schultern. »Nach links oder rechts?«
    Sie konnten ihre Entscheidung auf gut Glück treffen. Die eine Seite mochte so gut wie die andere sein. Während der kurzen Weile, die sie hier angehalten hatten, hatte sie ihren Suchgeist ausgeschickt, um eventuell Leben aufzuspüren – Lebewesen, die ihre Pfade zur Oberfläche der Welt, die sie kannte, hatten. Das Rätsel des Yurthschreis beschäftigte sie immer noch.
    »Es ist mir völlig gleich«, sagte sie. Sie kehrte aus der Leere zurück, in die ihr Suchgeist sich vergebens verloren hatte.
    »Dann nach links.« Der Raski erhob sich. Er wartete, bis sie neben ihm stand, dann wandte er sich in die Richtung seiner Wahl und hielt sich immer so nah am Rand des Abgrunds, daß der Fackelschein darauf fiel.
    Außer an ihrer Müdigkeit war es schwer zu schätzen, welche Strecke sie zurücklegten. Elossa ertappte sich dabei, daß sie ihre Schritte zählte. Es war sinnlos, aber es half ihr irgendwie, ihre Furcht zu beruhigen, daß sie nie wieder ins Freie gelangen würden.
    Plötzlich stieß Stans einen Schrei aus und machte einen Schritt weiter. Das Fackellicht war auf einen Vorsprung gefallen, der über die dunkle Leere des Abgrunds führte. Er bestand aus dem gleichen Gestein, das sie schon seit geraumer Zeit unter den Füßen hatten, und wurde zusehends schmaler. Er war keine von Menschenhand errichtete Brücke, dachte Elossa. Und doch …
    Ihr Begleiter hielt die Fackel über die Felsgruppe. Zwar war nicht zu sehen, daß ihre Oberfläche mit Werkzeug bearbeitet worden war, wohl aber etwas anderes. In diesen Vorsprung war dasselbe Gesicht gehauen, das ihnen nun schon zweimal begegnet war, und aus seinem Mund streckte sich die Zunge als Brücke aus. Elossa blieb unmittelbar am Rand der Skulptur stehen. Sie hatte keine Lust, über die weiten Lippen des Mundes zu treten. Aber Stans empfand offenbar nicht den gleichen Abscheu. Er stieg unmittelbar außerhalb der Lippen auf die Zunge, wo sie am breitesten war. Dann kniete er sich nieder, mit der Fackel in der Hand, und kroch hinaus auf die Brücke, falls es eine war.
    Nein, Elossa hatte kein Bedürfnis, ihm zu folgen. Dieses ständige Erscheinen von Atturns Gesicht beunruhigte sie. Es war ohne Zweifel Raski, und doch behauptete Stans, daß er nur wenig darüber wußte. Dazu kam noch die Tatsache, daß bisher noch bei jeder dieser Abbildungen ganz besonders die Bosheit, das Böse ausgedrückt worden war. Atturn war ganz sicher kein

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