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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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viel zu sehr.
    Der Korridor führte noch weiter. Umzukehren würde sie vielleicht wieder in Sicherheit bringen. Doch mit dem Yurthruf immer noch in ihren Gedanken, konnte Elossa nicht den ersten Schritt in die Richtung tun, aus der sie gekommen war. Zu lange hatten die ihres Blutes sich verpflichtet gefühlt, mit all ihren Kräften zu helfen.
    »Ich muß weiter.« Sie sagte es zu sich, nicht zu dem Raski, doch nun fügte sie für ihn hinzu: »Es ist kein Ruf, der dich bindet. Du hast mich vor dem Flammentod durch eine Manifestation meines eigenen Volkes gerettet. Wenn du klug bist, Stans aus dem Hause Philbur, mußt du zugeben, daß dies nicht deine Sache ist.«
    »Und doch ist sie meine nicht weniger als deine«, entgegnete er hart. »Ich kann genausowenig umkehren wie du. Was mich in den Mund zog, ist immer noch wach in mir.«
    Er machte eine kurze Pause. Als er wieder sprach, klang Grimm aus seiner Stimme. »Ich bin in etwas gefangen, das nicht aus meiner Zeit stammt. Ich weiß nicht, welche Kraft mich hält, aber ich stehe nicht weniger in ihrer Gewalt, als trüge ich die Ketten eines hohen Herrn.«
    Er blickte sie mit dem gleichen Mißtrauen und dem Grimm an, wie in dem Augenblick, als sie sich im Himmelsschiff gegenübergestanden hatten. Die zerbrechliche Verbindung ihres Geistes, die sie danach eingegangen waren, mochte sehr leicht reißen, dachte Elossa unglücklich. Sich mit einem potentiellen Feind dem Unbekannten zu stellen, erhöhte alle Gefahren, die vor ihnen lagen. Doch es stimmte, daß sie auf eine merkwürdige Weise miteinander verbunden waren.
    »Es ist besser«, meinte sie, »wenn wir nicht direkt zwischen diesen beiden Platten hindurch weitergehen.« Sie ließ sich auf Händen und Knien nieder, so daß sie tiefer als die Quadrate in den Wänden waren. Ohne zu zögern, folgte der Raski ihrem Beispiel.
    Sie waren jetzt vorsichtiger. Elossa behielt beide Wände im Blick und schaute immer wieder von Seite zu Seite, vielleicht gab es noch weitere dieser Quadrate. Sie hielt ihren Geist gut unter Kontrolle und schirmte alle Ausstrahlungen ab, die möglicherweise aufgenommen werden könnten, falls eine größere Geistsuche stattfand.
    Nach dem, was sie im Schiff erfuhren, hatte die Yurthgabe sich erst später, infolge einer Beeinflussung durch die Schiffsmaschinen, entwickelt. Vielleicht waren einige der Yurth geflohen, bevor es dazu kam, und so war ihnen diese Gabe versagt geblieben.
    Doch wenn sich tatsächlich Überlebende der Katastrophe in den Berg gerettet hatten, wie viele Generationen waren vergangen? Der Yurth, den sie gesehen hatte, hatte jedoch Schiffskleidung getragen, Kleidung, die so gut wie neu aussah … Nein, es mußte eine Illusion gewesen sein!
    Sie gingen so langsam, daß sie jeden Schritt des Korridors voraus erst genau überprüfen konnten. Der Tunnel verlief völlig gerade. Die Farbstreifen an seinen Wänden wurden breiter, bis ihre Ränder sich trafen und kein Hintergrund mehr zu sehen war. Elossas Augen schmerzten. Diese Farben zu studieren, wie sie es für nötig erachtete, war ungemein anstrengend.
    Auf seltsame Weise verursachten die Farben als solche ein unbehagliches Gefühl in ihr. Immer öfter mußte sie eine Pause machen, um ihre Augen auszuruhen. Stans hatte, seit sie wieder aufgebrochen waren, keinen Ton gesagt, aber plötzlich brach er die Stille:
    »Da ist …«
    Kaum hatte er die beiden Worte ausgestoßen, als sich plötzlich Nebelschwaden vor ihnen bildeten und schwindelerregend wirbelten, bis sie den Gang ausfüllten.
    Der Nebel oder Dunst, oder was immer es war, festigte sich und wurde zu der gleichen monströsen Maske, die den ersten Tunnel abgeschlossen hatte. Die Augen dieser Nebelfratze glitzerten genauso boshaft wie die der ersten, und sie wirkten – so empfand Elossa es jedenfalls – als beobachteten sie die beiden Menschen. Auch diese Nebelfratze hatte den Mund weit aufgerissen, und auch hier schien er eine Öffnung zu etwas Bedrohlichem dahinter zu sein. Sie sahen den Korridor nicht durch ihn hindurch, nur tiefste Schwärze.
    »Atturn!« Stans gab der Manifestation einen Namen. »Der Mund – er wartet darauf, uns zu verschlingen!«
    »Eine Illusion!« erklärte das Mädchen mit Überzeugung, die sie nicht empfand.
    In der Öffnung, die den Mund darstellte, bewegte sich etwas. Der Rest des Gesichts schien plötzlich von fester Form zu sein, von Nebelschwaden war nichts mehr zu sehen. Aus der Öffnung drang eine schattenhafte schwarze Zunge, die nach ihnen

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