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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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aufgegangen, und die Scheibe spiegelte ihren Schein wider. Sie blickte hinein in diesen Lichtteich, denn dazu schien sie nun geworden zu sein.
    »Yurth!« konzentrierte sie ihre Gedanken auf diesen Spiegel. »Zeige mir Yurth!«
    Da war etwas – ja! Die Oberfläche der Scheibe kräuselte sich wie Wasser. Dann sah sie – vage nur – eine Gestalt, die jene gewesen sein mochte, die im Tunnel auf sie gefeuert hatte. Elossa richtete ihren Geist auf sie. Leben, ja, aber war es Yurth? Sie nahm nicht einen Funken ihres Geistes auf. Sie fühlte sich eher wie Raski an – verschlossen, unwissend.
    »Es ist niemand in der Nähe«, sagte sie schließlich und steckte die Scheibe wieder ein.
    »Gut. Am Ufer liegen angeschwemmte Zweige – trocken genug für ein Feuer, und sie werden auch nicht viel Rauch verursachen.«
    Elossa überließ Stans seinem blutigen Handwerk und stieg hinunter zum Wasser, um die weißgebleichten Stöcke zu sammeln, die sich zwischen den aus dem Wasser ragenden Steinen verfangen hatten. Dabei fiel ihr auf, daß der Fluß merklich stieg.
    Sie spießten Fleischstücke auf zugespitzten Stöcken auf, hielten sie über das Feuer. Elossa mußte sich trotz ihres Hungers zwingen, das Wild zu essen und die würgende Übelkeit mit Hilfe ihres Geistes zu bezwingen.
    »Wir sollten als Proviant räuchern, soviel wir können.«
    Stans sagte es, als Elossa plötzlich aufstand und über den Fluß auf das steinige Ufer blickte. Genau wie der seltsame Yurth im Tunnel aufgetaucht war, erschien von einem Augenblick zum anderen dort drüben eine Gestalt.
    Elossa sog erschrocken den Atem ein. Es war kein Yurth, wie sie erwartet hatte. Wie Stans war der Mann dunkelhäutig und dunkelhaarig. Aber – sein Gesicht! Es lebte, war zweifellos aus Fleisch und Blut, aber es sah genauso aus wie die drei aus Stein, die sie bisher gesehen hatte: es war Atturns Gesicht! Seine Kleidung war nicht die eines Jägers oder die grobgewebte eines Menschen aus der Stadt, noch die primitive Rüstung der Raskisoldaten, die auf der Ebene patrouillierten.
    Er trug einen schwarzen, hautengen Anzug ähnlich dem der Yurth im Schiff, wie sie sie auf dem Schirm gesehen hatte, nur war das Schwarz gemustert. Es sah aus, als hätte ein in frisches Blut getauchter Finger Wellenlinien darübergezogen. Dieses Muster glühte, verschwamm, erlosch, glühte wieder auf und schien abwechselnd über den ganzen Anzug zu wallen. Von den Schultern hing ein kurzes Cape in Blutrot, das seinerseits mit einem schwarzen Muster bekritzelt war. Auf dem dichten schwarzen Haar saß entweder ein durchsichtiger hoher Helm, oder das Haar selbst war so lang, nach oben gekämmt und mit etwas befestigt, daß es gut einen Fuß über den Kopf ragte. Es war die barbarischste Gestalt, die Elossa je gesehen hatte.
    Instinktiv schickte sie eine Geistsonde aus, die auf – nichts stieß.
    Der Fremde hob die Hand und deutete, während seine Lippen – die wulstigen, höhnisch verzogenen Lippen des Mundes von Atturn – Worte formten, die durch die Luft schallten, als wären sie Geschosse, bestimmt sie niederzustrecken.
    »Raski, si lar dit! « rief Stans. Er war auf den Knien gewesen, als die Erscheinung ihn überraschte, nun hatte er sich wie zum Sprung abgeduckt, mit dem Messer zum Stoß erhoben.
    »Philbur!« brüllte er. Der Name seines Hauses klang wie ein Kampfruf. Es war, als begegnete er glühendem Haß mit nicht weniger übermächtigem.
    Ohne sich dessen klar bewußt zu sein, hatte Elossa den Spiegel vom Hals gezerrt, dabei riß das dünne Kettchen. Sie schwang ihn daran und schleuderte ihn durch die Luft.
    War, was geschah, Zufall oder der Eingriff einer Kraft, von der sie nicht einmal etwas wußte? Ein sengender roter Strahl war aus dem deutenden Finger dessen geschossen, der Atturns Gesicht trug. Er schlug voll auf den Spiegel und wurde mit verdoppelter Kraft zurückgeworfen. Die schwarz-rote Gestalt verschwand.
     

 
15.
     
    »Wer war das?« Elossa fand als erste Worte. Stans starrte noch benommen auf die Stelle, wo der Fremde gestanden hatte.
    »Es war – nein!« Er warf in heftiger Verleugnung eine Hand hoch. »Nein, das ist unmöglich!« Er wandte sich dem Mädchen zu. Seine Verblüffung war unübersehbar. »Die Zeit bleibt nicht stehen – ein Mann, der seit einem halben Jahrtausend tot ist, kann nicht wandeln!«
    »Wandeln!« Sie blickte auf den Spiegel, der zu ihrem Glück und auf fast unmögliche Weise zurückgeworfen hatte, was der Fremde Stans entgegenschleuderte. Die

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