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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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verstand seine Worte nicht. Sie kamen im leiernden Singsang einer Beschwörung. Sie wußte sehr wohl, daß Worte und Tonfall zum Aufbau einer Halluzination beitrugen. Sie blickte weder auf den Mann noch auf das Gesicht vor sich. Sie preßte die Lider zusammen und zwang sich, sie nicht zu öffnen, obgleich der Drang, es zu tun, groß war.
    Die herausspitzende Zunge schnellte vor – das wußte sie –, um sich um sie zu schlingen, wie die im Höhlentunnel sich um Stans gewunden hatte. Nein! Das stimmte gar nicht – Karn versuchte lediglich, ihrem Geist dieses Bild aufzudrängen. Stans! Sie dachte an den Raski und schob ein Bild seines Gesichts über die Atturnfratze. Stans, der ihr trotz des Abscheus, des Grauens seiner Rasse gestattet hatte, seinen Geist zu lesen – Stans …
    Zu ihrem Staunen wurde dieses Gesicht, das ihr inneres Auge sah, lebendig und war plötzlich nicht mehr nur eine Vorstellung, die sie benutzte, um sich vor Karns Teufelei zu schützen. Die Lippen bewegten sich, und sie hörte in ihrem Geist ganz leise – und so ganz anders, als wenn ein Yurth zu ihr spräche:
    »Ich – komme …«
    Ein Trick Karns? Nein! Wäre es ihm gelungen, ihre Barriere zu durchbrechen, würden diese Worte viel stärker, zwingender sein. Aber Raski hatten keine Gabe ähnlich der der Yurth und der durch Drogen und Halluzinationen hervorgerufenen Karns. Wie hatte Stans sie dann erreichen können?
    Sie spürte den Takt von Karns Singsang. Sie krallte ihre Nägel in die Handfläche, veränderte den Rhythmus ihres Atems, und tat alles, sich nicht von dieser heimtückischen Falle schnappen zu lassen, die ihren Körper dazu bringen wollte, sie zu verraten.
    Abrupt hielt das Geleiere inne. Elossa öffnete die Augen. Stans stand tatsächlich hier, dicht neben Karn. Der Mann mit der Atturnfratze blickte nicht auf ihn, aber sein Gesicht veränderte sich wieder. Aus selbstsicherer Bosheit wurde Wut. Die Lider flogen hoch.
    Stans schwankte, als wären diese Augen Waffen, die ihn mit zerschmetternder Kraft beschossen hatten. Im gleichen Herzschlag war ein übermächtiges »Jetzt!« zu hören.
    So laut klang es in ihrem Geist, daß nun Elossa taumelte und um ihr Gleichgewicht kämpfen mußte, als sie fast gegen die Atturnmaske stolperte. Aber sie war sich ihres Körpers gar nicht mehr bewußt – sie sah nur dieses gewaltige Gesicht vor sich, um das sich immer noch Rauch kräuselte.
    Ihre Gabe, ihre ganze Kraft vereinten sich mit den anderen. Nicht länger war sie ein Einzelwesen, ja nicht einmal ein lebendes Geschöpf, sondern ein Gefäß, in dem die an sie geleitete Macht an Stärke wuchs. Sie wollte schreien, dagegen ankämpfen, dieses monströse Geistding zurückwerfen, das sie zu zermalmen drohte. Aber sie war selbst ein Teil davon und konnte ihm den Eintritt und das Recht, hier zu sein, nicht verwehren.
    In ihrer Pein glaubte sie zu bersten, war sicher, daß nichts aus Fleisch und Blut Hülle für das sein konnte, was sich in ihr sammelte, wuchs, sich breitmachte. Ohne daß es ihr bewußt wurde, öffneten ihre Lippen sich in einem lautlosen Schmerzensschrei. Sie konnte es nicht mehr halten. Doch inzwischen hatte es die größte Kraft erreicht – und schlug zu!
     

 
19.
     
    Elossa glaubte diese Speerspitze purer Energie zu sehen, wie sie aus ihr schoß. Waren es ihre Augen oder ihre Yurthgabe, die ihm nachstarrten?
    Geradewegs auf Karn zischte dieser Speer zu. Seine Hände fuhren so schnell hoch, daß Elossa erst aufmerksam wurde, als die Handflächen nach außen vor dem Gesicht lagen, um Atturns Fratze vor ihr zu schützen. Sie schwankte noch, denn ihr Körper hatte sich geschüttelt, als die ganze geballte Yurthkraft des Vielgeists aus ihr brauste.
    Auf dem Thron saß weder Karn noch Atturn.
    Statt dessen loderten dort schwarze und rote Flammen. Sie züngelten nach ihr. Ihre Hitze versengte ihre Haare, ihre Kleidung, verbrannte ihre Haut. Feuerzungen verschlangen den Energiespeer, versuchten, ihn zu vernichten.
    Trotzdem konnten die Flammen Elossa nicht wirklich etwas anhaben, aber ihr Bewußtsein zog sich immer weiter zurück. Das Einzelwesen Elossa schien es nicht mehr zu geben. Was hier zitterte und bebte, war nur ein Behälter, dazu bestimmt, Energie aufzunehmen und auszustrahlen.
    Karns Flammen waren Peitschenstränge, die nach ihr schnellten. Und im Hintergrund pochten in eintönigem Rhythmus Laute, die als schmerzende Schläge auf sie einhieben.
    Das, was sich in ihr gesammelt hatte und vereint als Energie aus ihr

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