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Sternenzauber

Sternenzauber

Titel: Sternenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Jones
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dazugehörte.
    Guy räusperte sich. »Dies ist ein sehr trauriger Anlass, aber ebenso ein Grund zum Feiern. Traurig, weil ich ein letztes Mal heimgekommen bin nach Hazy Hassocks, um Lebewohl zu sagen. Ich hatte immer vorgehabt, lebendig, wohlauf und gesund zurückzukommen, um die Lieblingsplätze meiner Jugend noch einmal aufzusuchen und meine Freunde wiederzusehen, aber die Zeit verging viel zu schnell und leider hat es nicht sein sollen. Doch dies soll auch eine Feier sein, denn das ist mein letzter Wunsch. Im Tod erfülle ich den Traum, den ich im Leben nicht mehr wahrmachen konnte. Ich bin nach Hause gekommen, um euch ein letztes Lebewohl zu sagen, euch Mädchen, die ich geliebt habe.«
    Das Weinen wurde lauter.
    »Euch Mädchen, die mich so glücklich gemacht haben und durch die mein letzter Sommer in England wirklich zum besten meines ganzen Lebens wurde. Ich hoffe, ihr denkt voller Zuneigung an mich zurück. Ich erinnere mich an euch alle mit
weitaus stärkeren Gefühlen. Außerdem weiß ich noch gut, wie viel Spaß wir hier auf dem Hassocks Hill hatten, in warmen Sommernächten und an heißen Sommertagen. Für mich war es ein Sommer der Liebe. Der beste Sommer aller Zeiten. Also lebt wohl …«
    Nun las Guy eine unglaublich lange Liste von Frauennamen vor. Mit jedem Namen wurde das Schluchzen lauter. Clemmie, die mit wachsendem Erstaunen merkte, wie viele dieser Namen sie kannte, hatte ganz vergessen gehabt, dass Mollys Mädchenname ursprünglich Millichip gelautet hatte, bevor sie zu einer Mrs Coddle geworden war. War aber im Grunde auch nicht viel besser, dachte sie.
    Guy fuhr fort. »Ich habe euch niemals vergessen. Nun schicke ich euch meinen innigsten liebevollen Dank und hoffe, dass ihr mich stets in zärtlicher Erinnerung behaltet. Ich hoffe auch, ihr wisst noch, welche Bedeutung Lila als meine Lieblingsfarbe hatte. Ich trug ja immer etwas Lilafarbenes. Und die gelben Blumen – Gelb ist die Farbe der Sonne und des Sommers, und ich habe immer aufmerksam daran gedacht, euch Blumen zu schenken, nicht wahr?«
    Unter den Baumkronen der Eichen ertönte klagendes Aufstöhnen. Manch eine schnäuzte sich heftig die Nase.
    »Auch wird der Umstand, dass ich Mitternacht für meinen letzten Countdown gewählt habe, hoffentlich so manche Erinnerung wachrufen, denn das war doch immer die schönste Zeit hier oben, wenn man jung und verliebt und sonst niemand in der Nähe war.«
    Vereinzelt erklangen kummervolle Aufschreie und klagende Schluchzer.
    »Jedoch, da ich möglicherweise so rücksichtslos war, im Winter zu sterben, und wir alle nun hoffentlich so um die hundert Jahre alt sind, will ich die Sache nicht unnötig in die
Länge ziehen. Ich hatte mir nur gewünscht, dass ihr hier seid, bei mir, ein letztes Mal, bevor meine Asche gen Himmel gesandt wird. Ich liebe euch alle. Noch immer. Und ich hoffe, ihr werdet immer voller Liebe an mich denken. Also erhebt eure Gläser und trinkt noch einmal auf unzählige glückliche Erinnerungen. Lebt wohl.«
    »Da bleibt kein Auge trocken«, schluchzte YaYa geräuschvoll. »Ach, Mensch, Süße – so was macht mich völlig fertig. Herzzerreißend, aber würdevoll.«
    »Als Begräbnis eines Gigolos«, sagte Clemmie und wischte sich mit den Fäustlingen die Tränen fort, »ist es einfach nicht zu überbieten.«
    Das unkontrollierte Weinen der Trauernden im Kerzenschein ebbte wie ein mitternächtliches Meer auf und ab. Trotz des fröhlich perlenden Champagners war der Kummer fast mit Händen zu greifen.
    Die Motions, würdevoll und durchgefroren bis aufs Mark, bewegten sich mit Guy langsam auf den Abbrennplatz zu. Syd kreuzte als dunkler Schatten in Richtung Gettoblaster ihren Weg.
    »Jetzt geht’s los«, murmelte YaYa. »Lichter, Musik, Action …«
    »Mist!«, rief Clemmie und packte YaYa am Arm. »YaYa! Schau! Der raucht ! Dieser alte Kerl vom Beerdigungsunternehmen, Slo, hat sich eine Zigarette angezündet! Blöder Idiot! Schnell, sag Guy, dass …«
    Mit einem Wusch zündete zischend die Rakete und sauste kreischend durch die Eichen davon.
    Als Irrläufer mäanderte sie aufwärts, immer höher in den mitternächtlichen Himmel, und schoss dann ziellos in die Dunkelheit des ländlichen Berkshire hinaus.
    Darauf nicht vorbereitet, kreischten die Trauergäste auf,
klammerten sich erschrocken aneinander fest, sahen sich gegenseitig verwirrt an und schauten dann perplex gen Himmel.
    Jemand schrie. Alles weinte laut. Eine oder zwei waren umgekippt.
    »Slo!«, bellte die Stimme

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