Sternenzauber
Gemeinsamkeiten, um Freunde zu werden. Die beste Grundlage für eine Beziehung, glaub mir.«
»Siehst du Guys Eltern denn oft?«
»Alle Jubeljahre mal. Sie mochten mich nie so sonderlich. Keine Ahnung, woran das liegen könnte.«
Clemmie kicherte.
»Allerdings«, YaYa posierte mit einem Lametta-Diadem und zwei funkelnden Engeln als Ohrringen vor dem Spiegel, »verabscheuen sie Suggs noch mehr als mich. Trotzdem müssen sie ihn über die Feiertage beherbergen – kein Suggs, kein Guy. Und wie ist es mit dir, Süße? Fährst du denn deine Eltern an Weihnachten besuchen?«
»Meistens nicht. Ich war vor vier Jahren zum letzten Mal dort, und es war sehr nett. Sie haben gefragt, ob ich dieses Jahr komme – sie fragen immer -, aber sie wohnen so weit weg, und der Flug ist jedes mal ein Albtraum. Außerdem fühl ich mich mies, wenn ich Tante Molly und Onkel Bill allein lasse. Nicht dass sie ganz allein wären, denn sie haben über Weihnachten ein immer offenes Haus für alle verlorenen und einsamen Seelen von Bagley. Meistens geht es etwa so zu, wie ein Hollywoodregisseur sich die Zustände in einer Suppenküche à la Charles Dickens vorstellen würde.«
Clemmie begann die restlichen Dekorationen wegzuräumen. Irgendwie hatte sie gehofft, dass Guy über Weihnachten zu Hause in Winterbrook sei, sodass sie mit einem passenden kleinen Geschenk und einer humorvollen Karte hereinschneien könnte und sie vielleicht zusammen am Feuer Glühwein tränken und Lebkuchen äßen …
Sie sollte ihre Fantasien wirklich besser in Zaum halten.
»Guy macht das Büro über Weihnachten zu, denn alle potenziellen Aufträge sind bis dahin schon eingegangen«, fuhr YaYa fort. » The Gunpowder Plot macht diese kleine private Party in Newbury heute Abend und da das bis zum Silvesterabend der letzte Termin ist, wird Guy morgen für die Feiertage in die peinlich saubere, minimalistische Hölle namens Devlin Towers reisen. Dann haben wir am einunddreißigsten den Rotary Club in Winterbrook, dazu werden wir beide wieder zurück sein, und dann kommt direkt anschließend das Rockkonzert in Hampshire, das er mit Syd und der gesamten Crew durchzieht, sodass er uns beide nicht unbedingt braucht. Gott weiß, wer im Januar auf ein Rockkonzert will, aber offenbar glauben die, es gäbe einen Markt dafür. Wenn du dir also frei nehmen willst, dürfte das kein Problem sein.«
»Ja, vielleicht.« Clemmie hatte die letzten Reste des Weihnachtsschmucks
verstaut. »Es wäre nett, ein wenig Zeit mit Molly und Bill zu verbringen und ein paar wilde Nächte mit meinen Freunden – außerdem gibt meine beste Freundin Phoebe Anfang nächsten Jahres eine Housewarmingparty, dabei könnte ich ihr dann ein bisschen zur Hand gehen. Soll ich Guy fragen, ob es okay ist, wenn ich, sagen wir mal, von kurz vor Heiligabend an zwei Wochen frei nehme?«
»Schreib es einfach in den Terminkalender, Süße. Er hat sicher nichts dagegen. Du hast in den letzten Monaten mächtig geschuftet und abends oder an Wochenenden mehr unbezahlte Überstunden gemacht, als vernünftig gewesen wäre. Und da Heiligabend ein Montag ist, werden wir am Freitag davor schon Schluss machen, sodass du auch ruhig von da an frei nehmen kannst. Du hast dir eine ordentliche Erholungspause verdient.«
Clemmie kritzelte eine Notiz in den Kalender, dass sie vom 21. Dezember bis zum 7. Januar Urlaub machen wolle, aber falls sie gebraucht würde, gern auch ins Büro käme.
Sie sah auf die Daten. Mehr als zwei Wochen. Mehr als zwei Wochen, ohne Guy zu sehen. Das war eine viel zu lange Zeit.
Die folgenden knappen drei Wochen verflogen mit Weihnachtsvorbereitungen, dazu gehörten auch Einkäufe, alleine und mit YaYa, die eine richtiggehende Kunstform daraus machte; außerdem Weihnachtsbäckerei mit Tante Molly und harte Arbeit sowie »intensives Spielen« zu gleichen Teilen.
Clemmie verbrachte einen Abend mit Phoebe und Ben in deren neuer Wohnung und ging an einigen vorweihnachtlichen Abenden mit ihren Freundinnen in Reading aus, wobei sie zu viel Tequila trank, was sie am nächsten Tag bereute.
Die Geschenke für ihre Eltern waren zur Post gebracht; all die persönlich zu überreichenden Gaben waren gekauft und
eingepackt, darunter auch YaYas gewünschte Ohrringe, ein Weihnachtsstrumpf mit Frettchen-Leckereien für Suggs und ein Geschenk für Guy, von dem sie wusste, dass sie es ihm eigentlich lieber nicht geben sollte, dem sie aber einfach nicht hatte widerstehen können.
Ohnehin, beruhigte sie sich,
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