Sternenzauber
und wenn die Einladung ein Spiegelei zum Frühstück beinhalten sollte, dann wäre es das schönste Weihnachten in meinem ganzen Leben.
Sie lächelte. »Das klingt wunderbar – dann sehen wir uns also morgen. Um sieben.«
23. Kapitel
D er nächste Tag zog sich quälend langsam dahin. Beim Blick auf die Uhr hätte Clemmie fast schwören können, die Zeiger drehten sich rückwärts.
Den ganzen Tag galoppierten ihre Fantasien mit ihr davon, so sehr sie diese auch zu zügeln versuchte. Was wäre, wenn …
In seinen früheren Beziehungen war Guy verletzt und enttäuscht worden, vor allem in seiner kurzlebigen Ehe – aber hatte YaYa nicht irgend so etwas gesagt wie, gute Freundschaft sei die beste Basis für eine Beziehung?
Guy und sie waren ja gute Freunde. Zudem hatten sie schon jetzt darüber hinaus vieles gemeinsam: ihre Begeisterung für Chemie, den Erfolg des Siebten Himmels, das Geheimnis um Allbards magisches Grün …
Vielleicht, möglicherweise, würde sich in ihrem Verhältnis heute Abend aus freundschaftlicher Kollegialität etwas noch viel Aufregenderes entwickeln. Immerhin hätte Guy sie ja nicht eingeladen, wenn er nicht gern mit ihr zusammen wäre, und zwar zu zweit.
All diese Gedanken schob Clemmie beiseite und noch viele andere, die nicht ganz jugendfrei waren, und bemühte sich, ruhig zu bleiben.
Unfähig sich zu entscheiden, was sie anziehen sollte, verteilte sie den gesamten Inhalt ihres Kleiderschranks in ihrem Zimmer.
»Lieber Himmel!«, rief Tante Molly, als sie durch den Türspalt spähte. »Findet hier ein vorweihnachtliches Ausmisten statt? Willst du das alles zu Biff und Hedley Pippin in den Charity Shop bringen? Falls ja, sortier ich auch ein paar Teile aus – dein Onkel Bill hat immer noch Unmengen von Hemden aus den Siebzigerjahren im Schrank hängen, die er auch noch anziehen würde, wenn ich ihn ließe.«
»Ich miste nicht aus«, lachte Clemmie. »Ich suche etwas Passendes zum Anziehen. Guy hat mich heute Abend zum Essen eingeladen.«
»Oooh!« Molly bekam glänzende Augen. »Wie aufregend. Geht ihr in ein schickes Restaurant? In der Stadt? Aber was ist mit diesem netten langhaarigen Burschen – Steve – wird der nicht gekränkt sein?«
»Steve stört das überhaupt nicht«, antwortete Clemmie wahrheitsgemäß, »und Guy hat mich nur zu einem zwanglosen Abendessen bei sich zu Hause eingeladen. Wir gehen nicht aus.«
Tante Mollys Augen glänzten noch etwas mehr. »Aha! Wittere ich da das Aufkeimen einer Romanze? Ein gemütliches Essen daheim zu zweit klingt recht kuschelig, finde ich.«
»Tja, da täuschst du dich. Ehrlich. Guy ist mein Chef, wir sind gute Freunde, aber es gibt keine Romanze. Nicht die Spur. Ich schwör’s dir.«
Zumindest, dachte Clemmie mit einem köstlichen Schauer der Erregung, noch nicht …
Molly seufzte. »Wie schade … Erst Steve und nun Guy. Beide ›nur Arbeitskollegen, bloß gute Freunde‹. Wie langweilig, Clemmie! Ja nun, wenn es wirklich so sein sollte, ist es meines Erachtens ziemlich egal, was du anhast, solange du sauber und ordentlich aussiehst.«
Sauber und ordentlich?, dachte Clemmie, nachdem ihre
Tante verschwunden war. Das war so ziemlich das Letzte, was sie für heute Abend im Sinn hatte. Sexy und verführerisch war, was sie zu erreichen hoffte.
Wirkte das nostalgische Kleid vom Rinky-Dink zu dick aufgetragen und zum Äußersten entschlossen? Eindeutig ja. Wie wäre es mit dem langen schwarzen Satinrock über dem Spitzenunterrock und dem silbernen Top, das ihr immerzu von den Schultern rutschte? Nein, auch viel zu eindeutig. Okay, dann vielleicht …
Gegen halb sechs hatte Clemmie bei einem Floris-Duftbad ihre Haare gewaschen und zu einer glänzenden Wolke sich ringelnder dunkelroter Locken getrocknet, mit bühnenreifer Präzision Make-up aufgetragen und sich schließlich für das lange purpurrote Knittersamtkleid und ihre schönsten purpurroten Stiefel entschieden, dazu Ohrringe in Purpur und Silber, die ihr fast bis auf die Schultern reichten.
»Ui, ui, ui!« Molly schmunzelte. »Du siehst bezaubernd aus, Clemmie. Wirklich bezaubernd. Hat Guy Devlin auch ganz sicher kein Auge auf dich geworfen?«
»Nicht im mindesten.« Clemmie zog ihren Mantel an, stopfte den Rainbow Maker in ihre Umhängetasche und nahm die Flasche Champagner, die sie bei Big Sava gekauft hatte. Nicht die Hausmarke, sondern Moët et Chandon. Natürlich würde sie nur ein Glas davon trinken, da sie ja fahren musste. Wenn sie jedoch eingeladen würde,
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