Sternenzauber
vertiefen.
Guy zuckte die Achseln. »Irgendwie ist es aber auch ganz gut so. Ich freu mich zwar jedes Mal, sie zu sehen, will aber immer schon nach vierundzwanzig Stunden ganz dringend wieder weg. Es herrscht in der Weihnachtszeit ja doch nie so ganz die richtige Festfreude und ›O du fröhliche, o du selige …‹ bei uns zu Hause. Dazu muss man sich viel zu oft zum Dinner in Schale werfen, pflichtschuldig zur Kirche gehen und endlos mit den Nachbarn Sherry trinken.«
»Willst du nicht einfach heimfahren und allein im Haus bleiben?«
»Wozu denn?« Er schüttelte den Kopf. »Ich fühl mich dort nicht wohl. Und Suggs auch nicht. Das ist kein Ort, wo man richtig zu Hause ist – man lebt da wie in einem weißen antiseptischen Kasten, in dem man kaum etwas anzufassen wagt.«
»Könntest du nicht vielleicht mit YaYas Familie feiern?«
»Auf keinen Fall! Ihre Schwestern würden über mich herfallen – und ihre Mutter hat es auch schon bei mir versucht. Mehr als einmal.« Guy grinste. »Sowieso ist deren kleines Haus schon mit viel zu vielen Leuten vollgestopft, außerdem haben sie Hunde, und das ist nichts für Suggs. Nein, ich werde einfach losziehen und in Winterbrook vor Ladenschluss schnell noch ein paar Einkäufe tätigen, und dann machen wir es uns hier mit einem Weihnachtsessen aus der Tiefkühltruhe und Plumpudding aus der Mikrowelle gemütlich und schauen uns schönen Schund im Fernsehen an. Schließlich sind es nur ein paar Tage. Ich freu mich schon richtig darauf.«
»Hauptsache, du fühlst dich wohl dabei.«
»Ich bin schon erwachsen«, sagte Guy beruhigend. »Na ja, so ziemlich. Nein, ich komm bestens zurecht. Und du hast doch sicher zu Hause noch viel zu tun, lass dich also nicht aufhalten.«
»In Ordnung – mach’s gut – und danke noch mal. Ich wünsch dir frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr.«
»Ich dir auch, Clemmie. Bis bald.«
Sie hatte gerade die Bürotür erreicht, als ihr der Rainbow Maker wieder einfiel. Sie blieb stehen. »Ich hab da noch was …«
Guy sprach im gleichen Moment. »Da fällt mir was ein – sag nein, wenn du schon andere Pläne hast … Entschuldige, ich hab dich unterbrochen. Was wolltest du sagen?«
»Gar nichts.« Ihre Finger schlossen sich um das Geschenk in ihrer Tasche. »Andere Pläne? Für wann?«
»Morgen Abend. Da ich hier allein sein werde und kein Weihnachten im Schoß der Familie stattfindet, wollte ich fragen, ob du nicht Lust hättest herzukommen und mit Suggs und mir zu Abend zu essen. Sozusagen als eine Art Dankeschön für so vieles, nicht zuletzt für den Siebten Himmel. Es gibt nichts Großartiges – mehr so eine Auswahl aus Heimservice-Speisekarten. Meine Kochkünste würde ich dir nicht zumuten.«
»Deine Spiegeleier waren prima.« Clemmie bemühte sich um einen neutralen Tonfall. Gar nicht so leicht, wo sie doch innerlich Freudensprünge vollführte, vor Begeisterung jauchzte und Purzelbäume schlug. »Mit die besten, die ich je gegessen habe.«
»Das ist sehr nett von dir, und vielleicht ist Spiegelei das Einzige, was ich kochen kann, ohne mich selbst in Brand zu setzen, aber nicht einmal ich würde Spiegelei zum Dinner servieren.« Guy setzte Suggs auf den Boden und schüttelte den Kopf. »Ach was! Clemmie – ich bin doch ein Vollidiot. Nur weil ich ausnahmsweise mal solo bin, vergesse ich ganz, dass andere Leute normale Beziehungen haben. YaYa erzählt mir immer wieder, wie du von deinem ›süßen Jungen‹ träumst. Natürlich wirst du morgen Abend mit ihm etwas unternehmen wollen, und selbst wenn nicht, wäre er wahrscheinlich nicht besonders begeistert darüber, wenn du hierher kämst. Bei unseren Arbeitszeiten findet er sicher, dass ich dich ohnehin schon viel zu lange von ihm fernhalte und …«
»Ich komme sehr gerne.«
»Wirklich? Und er hätte nichts dagegen?«
»Überhaupt nicht. Eigentlich sollte YaYa nicht...« Clemmie brach ab. Es war eindeutig nicht der richtige Moment um einzugestehen, dass der »süße Junge« nur in YaYas Fantasie existierte,
und ein noch viel unpassenderer Zeitpunkt, um Guy zu gestehen, wer wirklich der »süße Junge« war. »Ich komme sehr gerne, danke für die Einladung. Wie wär’s so um sieben? Oder ist das zu früh?«
»Sieben passt prima. Dann können wir überlegen, ob wir was Indisches oder Chinesisches oder Pizza bestellen wollen – oder was auch immer die exotischen Lieferanten so zu bieten haben.«
Und ich kann dir den Rainbow Maker schenken, dachte Clemmie glückselig,
Weitere Kostenlose Bücher