Sternenzauber
war es nur ein Scherzartikel – nichts Persönliches – selbst der zynischste Mann könnte da nichts hineindeuten. Es war einfach nur ein Geschenk unter begeisterten Naturwissenschaftlern.
Der winzige solarbetriebene »Rainbow Maker«, glaubte sie, würde sowohl Guys Liebe zu Farben als auch seine wissenschaftliche Ader ansprechen. Das im Schaufenster eines Geschäfts in Winterbrook aufgebaute Modell hatte sie fasziniert und sie hatte Ewigkeiten zugesehen, wie die schwache Wintersonne den winzigen Solarmotor des Regenbogenmachers angetrieben hatte, der seinerseits die daran befestigten Swarovski-Kristalle zum Kreisen brachte, sodass der ganze Ladenraum von den leuchtenden Farben bewegter, tanzender Regenbogenprismen durchflutet wurde.
Guy, da war sie überzeugt, wäre davon bestimmt ebenso hingerissen wie sie.
»Wie schade«, sagte Guy am Freitag vor Weihnachten, als YaYa zu ihrer letzten Show mit Foxy und Honey aufgebrochen und er mit Clemmie allein im Büro war, »dass sich die Einweihungsparty deiner Freundin mit dem Rockkonzert überschneidet. Ich wäre gerne mitgekommen – und YaYa auch.«
»Hmmm.« Clemmie räumte langsam ihren Schreibtisch auf. »Sie hätten dich auch gerne kennen gelernt.« Eine dicke Untertreibung, vor allem im Hinblick auf Phoebe. Doch auf diese Weise kam sie glimpflich davon, was die Sache YaYa/Steve anging. »Aber es ergeben sich bestimmt noch andere Gelegenheiten.
So, hier wäre ich fertig. Wie sieht’s mit den Lagerschuppen und dem Labor aus? Möchtest du vor Neujahr noch eine letzte Inventur gemacht haben?«
»Nein, du hast bei uns ohnehin schon wahre Wunder vollbracht. Selbst ich finde Dinge, von deren Existenz ich nicht einmal wusste, und die Katalogisierung der Chemikalien im Computer ist eine Riesenverbesserung. Syd und die Crew sagen, sie wissen gar nicht, wie wir jemals ohne dich zurechtgekommen sind – und ich kann es mir auch kaum noch vorstellen.« Guy lehnte sich in YaYas Stuhl zurück, kraulte Suggs und blickte durchs Fenster in den strömenden Regen und auf den Hochwasser führenden, reißenden Fluss hinaus. »Sieht nicht nach weißen Weihnachten aus – eher nach dunklen, kalten und grauen Festtagen.«
»Vermutlich schneit es dann im März, wie üblich.« Clemmie packte ihre geräumige Zigeunerhandtasche und vergaß auch nicht das grellbunt eingewickelte Geschenk, das YaYa für sie dagelassen hatte. Wahrscheinlich wäre es klüger, es allein für sich aufzumachen, und nicht am Weihnachtsmorgen beim allgemeinen familiären Geschenke-Auspacken im Postladen. Nur für alle Fälle. »Wahrscheinlich gibt es stattdessen weiße Ostern. Also, wir sehen uns dann im neuen Jahr. Ich habe für YaYa und Suggs Geschenke unter den Weihnachtsbaum gelegt.« Den Rainbow Maker hatte sie noch immer in ihrer Tasche. Sie wollte ihn Guy beim Abschied überreichen, damit keine peinliche Situation entstünde. »Ich wünsch dir wunderschöne Weihnachten – und danke – für alles.«
Guy schüttelte den Kopf. »Ich habe dir zu danken. Es war toll, dich bei uns zu haben. Nein, mehr als das. Durch dich hat sich hier alles und für jeden verändert und es …«
Das Klingeln des Telefons unterbrach, was er hatte sagen wollen.
»The Gunpowder Plot. Guy Devlin am Apparat. Was kann ich für Sie tun?«
Clemmie stand auf, streichelte Suggs und sagte Guy mit lautlosen Lippenbewegungen auf Wiedersehen.
»Hallo – was? Ach, Mist!« Er furchte die Stirn und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Hättet ihr mir das nicht ein bisschen früher sagen können? Ach so, verstehe, nein – ja, natürlich nicht … Entschuldige. Nein, nein, macht ihr nur, was ihr für richtig haltet. Überhaupt kein Problem, nein, macht euch eine schöne Zeit. Ja, natürlich kann ich mich anderweitig verabreden. Ja – euch auch … Alles Gute …«
Clemmie verzog das Gesicht. »Probleme? Arbeit?«
»Familie.« Guy wirbelte mit dem Stuhl herum. »Das war mein Vater. Mum und ihm ist gerade eine Last-Minute-Teilnahme an einer Winterkreuzfahrt angeboten worden. Jemand hat abgesagt, die Tickets sind übertragbar und spottbillig. Drei Wochen Karibik.«
»Nicht übel …«
»Sie stechen morgen von Southampton aus in See. Was heißt, dass sie an Weihnachten nicht zu Hause sind. Was heißt, dass ich ein bisschen in der Luft hänge.«
Clemmie sagte nichts. Eine unendliche Vielfalt herrlichster Gelegenheiten wirbelte ihr durch den Kopf. Sie gab sich alle Mühe, sich in diese Gedanken nicht allzu sehr zu
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