Sternenzauber
gemacht, weiter in dem einzigen Job zu arbeiten, den sie sich jemals im Leben gewünscht hatte.
Auf einen Streich hatte sie nicht nur den Mann verloren, den sie liebte – liebte? Ha! Wohl eher, in den sie sich blödsinnig verknallt hatte! -, sondern auch den besten Job der Welt.
Und dann gab es da ja auch noch YaYa und Suggs.
Als sie beim Postladen vorfuhr, fühlte sich Clemmie ebenso trostlos wie das eisige Dezemberwetter es war.
Weihnachten …
Sie konnte doch nicht hierbleiben und so tun, als sei alles in Ordnung, und sich an all den fröhlichen Bräuchen beteiligen, während ihr innerlich das Herz blutete! Unmöglich, zwei Wochen mit ihrer Tante und ihrem Onkel zu verbringen, die unfehlbar merken würden, was los war, ganz gleich wie sehr sie ihren Kummer zu verbergen suchte. Unmöglich, sich mit ihren Freundinnen zu treffen, die alle vor Liebesglück strahlten und gelungene Beziehungen führten.
Das ginge einfach nicht.
Sie schlich ins Haus, ohne Molly und Bill zu stören, die, dem Gelächter hinter der Wohnzimmertür nach zu urteilen, zum Glück bei irgendeiner amüsanten Sendung vor dem Fernseher klebten, und taumelte die Treppe hinauf.
Rasch riss Clemmie sich das purpurne Kleid, die Stiefel und die Ohrringe vom Leib und schleuderte ihre Tasche quer durchs Zimmer. Sie hüllte sich in ihren flauschigen Morgenmantel, schaltete den Fernseher ein und legte sich aufs Bett, um wieder warm zu werden.
Sie zappte durch die Programme, schreckte aber zurück vor all dem weihnachtlichen Friede, Freude, Eierkuchen. Sie schaltete den Ton ab und kramte in ihrer Tasche nach ihrem Handy.
Hu! Sie hatte drei Nachrichten – alle von Guy. Er wollte wohl sichergehen, dass sie die eine Botschaft, auf die es ihm angekommen war, auch verstanden hatte.
Sie besah sich den Inhalt ihrer Handtasche, der auf dem Bett verstreut lag. Was war sie doch für eine blöde Kuh!
Der Rainbow Maker in seiner liebevoll ausgewählten farbenfrohen
Verpackung lag mitten im Chaoshaufen ihrer Blödheit: Make-up-Beutel, Gesichtsreinigungstücher, Deodorant, Zahnbürste, Feuchtigkeitscreme und frische Unterwäsche. All diesen Kram hatte sie in ihre Tasche gestopft, in der hoffnungsfrohen Erwartung, dass sie vielleicht im Bootshaus übernachten würde.
Alles handfeste Beweise für ihre blinde Einfältigkeit.
Sie musste weg von alledem.
Clemmie wischte sich mit dem Ärmel des Bademantels die Augen trocken, rollte sich vom Bett und schaltete ihren Computer an. Gelobt sei der Herr für Internet und Kreditkarten.
Nicht einmal eine Stunde später hatte sie für den nächsten Tag einen Flug von Heathrow nach Inverness gebucht, die öffentlichen Verkehrsverbindungen vor Ort geklärt und mit ihrer Mutter gesprochen, die sich riesig gefreut und gleich bereiterklärt hatte, sie für die letzte Etappe der langwierigen Reise in Thurso mit dem Auto abzuholen.
Sie würde Weihnachten im Schoß der Familie verbringen.
24. Kapitel
D ieser Januar war einfach der schlimmste Monat in Clemmies ganzem Leben. Das kalte, graue, nasse und windige Wetter hielt nach wie vor an. Die einzige Aufheiterung bestand in dem Stapel Fotos, die aus Milton St. John angekommen waren: Luke und Suzy, die sich warm eingemummelt vor dem Standesamt nach der Zeremonie in die Augen sahen; überbordendes Glück und flammende Liebe füreinander sprach aus ihrem Lächeln und ihrem Blick.
Abgesehen davon, fand Clemmie, war alles andere nur noch düster und hoffnungslos.
Sie kehrte am Morgen des siebten Januar mit einem Kündigungsschreiben in ihrer Handtasche zu The Gunpowder Plot zurück.
Guy war nicht da. Helen auch nicht.
Suggs kam freudig aus seinem Sofabett gesaust und richtete sich an ihren Knien auf, bis sie ihn hochhob und knuddelte. Der Blick aus seinen von der dunklen Banditenmaske umgebenen Augen war beinahe ebenso traurig wie ihrer.
YaYa kam aus der Küche ins Büro und begrüßte sie mit so überschwänglicher Begeisterung, dass sie am liebsten gleich wieder losgeheult hätte. Sie umarmten sich und bedankten sich gegenseitig für die Geschenke.
YaYa trug die Ohrringe, die Clemmie ihr zu Weihnachten geschenkt hatte. Clemmie hatte die herrliche, wenngleich außerordentlich
knappe La-Perla-Unterwäsche aus YaYas Weihnachtsgeschenk allerdings nicht an.
Nach dem Austausch von Nettigkeiten berichtete YaYa zum Glück lang und breit von ihren adventlichen Auftritten mit Honey Bunch und Foxy und schilderte alle Einzelheiten ihres turbulenten Familienweihnachtsfests, sodass
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