Sternenzauber
ich muss ihn danach fragen.«
»Besser nicht«, warf Clemmie rasch ein, »wenn es ihm gerade nicht gut geht. Helen zu erwähnen, macht womöglich alles nur noch schlimmer.«
»Kann sein … Aber wenn Helen gleich nach Weihnachten wieder nach London zurück ist, und da Guy es normalerweise kaum erwarten kann, sie von hinten zu sehen, kann ich mir nicht vorstellen, dass er ihretwegen so deprimiert und reizbar ist.«
Ich schon, dachte Clemmie unglücklich, als sie den Deckel auf die letzte Schachtel setzte: wenn sie die ganzen Weihnachtsfeiertage bei neu entflammter Leidenschaft oben im Bett verbracht haben, während Kacki, Kotzi, Rotz und Ratte im Erdgeschoss mit ihren Wiis gespielt haben.
Sie hob Suggs vom Klebebandroller fort. Er bedachte sie mit
einem seiner besten bösen Blicke, kuschelte sich dann unter ihr Kinn und schnüffelte tröstend an ihrem Hals. Ach Gott … die Tränen stiegen ihr in die Augen.
Suggs und YaYa – die beiden würde sie schrecklich vermissen.
»Clemmie? Ach, Süße, was ist denn los?«
»Nichts.«
»Ach, ich weiß! Jetzt verstehe ich! Es ist wegen deinem Freund, nicht wahr? Ihr habt euch getrennt! Er hat Schluss gemacht! An Weihnachten? Während du weg warst? Der Mistkerl! Ach, du armer Schatz … Komm, lass uns in der Küche Kaffee trinken und Kuchen essen, und dann kannst du mir alles erzählen.«
Sie hatte sich so daran gewöhnt, nicht die ganze Wahrheit zu sagen, dachte Clemmie, als sie mechanisch am Küchentisch ihr drittes Doughnut aß, dass es überraschend leicht fiel, YaYa glauben zu lassen, die Trennung von dem legendären ›süßen Jungen‹ wäre die Ursache ihrer Verzweiflung. Im Grunde, dachte sie, musste man eigentlich gar nichts sagen. Nur andere Leute ihre Schlussfolgerungen ziehen lassen.
Wie Phoebe.
Die Einweihungsparty war eine Katastrophe gewesen. Noch nie weniger in Partystimmung hatte Clemmie den Großteil des Abends in einer Ecke der makellosen Wohnung gekauert und dabei zugesehen, wie sich ihre Freundinnen – Phoebe, Amber, Sukie, Chelsea, Fern und Lulu – allesamt prächtig amüsierten. Und hatte beobachtet, wie deren sie liebende Partner mit ihnen lachten.
Sie war als Einzige alleine da. Selbst Bens Freunde und Arbeitskollegen und die Mädchen von Paulines Cut’n’ Curl waren alle mit jemandem zusammen.
Und obwohl ihre Freundinnen sie in die abendlichen Aktivitäten wie Singen und Tanzen und Trinken und Partyspiele, bei denen sie eher halbherzig mitmachte, mit einbezogen hatten, war ihr stets bewusst gewesen, dass sie solo war. Und den anderen auch.
Normalerweise hätte das gar keine Rolle gespielt. Wie sie selbst, sahen sich auch alle anderen als starke, unabhängige Frauen, die ein eigenes Leben führten und niemandes Marionette waren. Es war nur einfach scheußlich, bei einer Party die Überzählige zu sein. Vor allem, da sie so große Hoffnungen gehabt hatte.
»Zum Glück sind die Lancasters, die Nachbarn über uns, nicht da«, hatte Phoebe ein ohrenbetäubendes Stück von Take That schreiend übertönt. »Ich hab sie eingeladen, damit sie sich nicht über den Krach beschweren, aber seit wir eingezogen sind, waren sie die meiste Zeit irgendwo unterwegs. Vielleicht arbeiten sie im Ausland oder so.«
Und Clemmie hatte gesagt, das sei sicher ein großer Vorteil, und hatte dann weiter herumgehangen.
Später hatte Phoebe die Musik ausgestellt und errötend verkündet, dass Ben und sie sich am Silvesterabend verlobt hätten – auch wenn es noch nicht richtig offiziell sei, da sie noch keine Ringe hatten oder so -, aber im kommenden Juni würden sie definitiv heiraten.
Alle hatten sie mit Umarmungen und Begeisterungsrufen und Glückwünschen überhäuft, auch Clemmie hatte es ehrlich gemeint, als sie sagte, hoffentlich hätten sie ein herrliches Leben zusammen.
Dann hatte sie sich, sobald es im Rahmen der Höflichkeit möglich war, entschuldigt – lange Reise, zu wenig Schlaf während der Feiertage – und war gegangen.
»Wir sind ja schon froh, dass du gekommen bist«, hatte
Phoebe gesagt und sie umarmt, als sie Clemmie zur Tür brachte. »Es muss ja in Schottland eine ganz schön hektische Zeit für dich gewesen sein, und wirklich schmerzhaft, von deiner Mum und deinem Dad wieder Abschied zu nehmen. Ich vermisse meine Eltern auch sehr, seit wir hier eingezogen sind, und dabei wohnen sie nur ein paar Minuten entfernt in Bagley. Du Ärmste.«
»Ich freu mich wirklich, dass ihr heiratet, Ben und du«, hatte Clemmie geschnieft. »Ach,
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