Sternenzauber
Geburtshoroskope.«
»Gibt’s ja nicht!« YaYas Wimpern klimperten wie Kolibriflügel. »Du musst mich unbedingt mit ihr bekannt machen, Clemmie! Meinst du, sie würde mir mal aus den Karten lesen?«
»Natürlich.« Clemmie nahm einen Schluck Kaffee. »Sie ist ständig auf der Suche nach neuen Opfern – äh – Klienten.«
»Fantastisch. Ich nehm dich beim Wort. Und jetzt sag schon, welches Sternzeichen bist du?«
»Zwillinge. Aber das bringt nichts.«
YaYa wackelte aufgeregt mit den langen roten Fingernägeln und verstreute Asche über den Tisch. »Zwillinge! Na also – dann ist ja alles klar! Ich bin Waage, und Guy ist Wassermann. Wir sind alle drei Luftzeichen, verstehst du? Miteinander verknüpft durch ein himmlisches Band! Wir sind ein einzigartiges Team und arbeiten zusammen in astraler Harmonie. Kein Wunder, dass wir uns alle so gut verstehen. Und noch dazu weißt du jede Menge über Feuerwerk. Dich hat wirklich der Himmel geschickt.«
»Alles nur Hokuspokus«, kicherte Clemmie, »Quatsch mit Soße! Aber egal, du hast gesagt, bei dir gäbe es auch Neuigkeiten?«
Suggs richtete sich auf, streckte sich, sah Clemmie aus zusammengekniffenen Augen an und schüttelte den Kopf. Clemmie zwinkerte ihm zu. Er rümpfte abschätzig die Nase und rollte sich wieder auf YaYas Schoß zusammen.
»Ach ja: Meine Neuigkeiten...« YaYa ließ das Bardot-Top etwas weiter von den schlanken, gebräunten Schultern gleiten. »Nun, man hat mir eine kleine Tournee angeboten. Nur eine Woche – aber zusammen mit den Dancing Queens . Sie hatten eine Show in Melton Mowbray und eines der Girls ist in ein Handgemenge mit einem ehemaligen Polizisten geraten. Nun liegt sie im Streckverband im Krankenhaus.«
»Ach du liebes bisschen.« Clemmie schluckte schnell einen Mund voll Kaffee. »Und der Polizist?«
»Hat sich nur den Gummiknüppel verstaucht. Aber der entscheidende Punkt ist, dass es eine große Ehre ist, gefragt zu werden. Die Dancing Queens sind einfach die Besten.« YaYa sah über den Tisch zu Clemmie. »Hast du schon mal von ihnen gehört?«
»Nein, tut mir leid. Ich habe von Travestieshows überhaupt keine Ahnung.«
»Das sollten wir ändern«, meinte YaYa vergnügt. »Wenn Bekannte von mir mal hier in der Gegend auftreten, nehme ich dich mit.«
»Ich freu mich schon«, sagte Clemmie zaghaft. »Glaub ich jedenfalls.«
»Du wirst begeistert sein. Ich achte darauf, dass es kein billiger Kitsch ist. Wir treten auch bei Polterabenden und Partys auf und in allen möglichen Clubs – Rugby Clubs sind eine heiße Adresse – und natürlich in Schwulenbars.« YaYa gluckste.
»Auf jeden Fall brauchen mich die Dancing Queens in der ersten Novemberwoche, und das heißt, ich werde bei der Feuerwerksparty für Snepps in Hazy Hassocks am fünften November nicht hier sein. Du wirst mitgehen und mich vertreten müssen, meine Liebe.«
»Dich vertreten?«
»Als Guys bessere Hälfte, ja. Ist allerdings keine einfache Aufgabe. Du wirst alle Register ziehen müssen. Diese Tarnia Snepps ist hemmungslos. Absolut hemmungslos. Und Guy kann nicht so unhöflich zu ihr sein, wie er es gern wäre, weil sie eine gute Kundin ist.«
Clemmie wäre am liebsten mit Jubelrufen und in die Luft boxend durch die Küche gehüpft, schaffte es aber, nicht übertrieben interessiert zu wirken. »Okay – ich werde mein Bestes tun, ihn für dich zu beschützen.«
»Gutes Mädchen.« YaYa zündete sich eine neue Zigarette an. »Guy wird zwar nicht allzu begeistert sein, aber er ist insgesamt sehr locker, was meine Arbeit betrifft. Schließlich sind wir keine siamesischen Zwillinge.«
Ihr lebt nur in einem Haus und schlaft in einem Bett, dachte Clemmie und zügelte ihre ausschweifenden Fantasien angesichts der Vorstellung, einen ganzen Abend lang Guys Ersatzfrau sein zu dürfen. Er ist schwul, du dumme Nuss. Vergiss das nicht.
»Die Snepps an der Nase herumzuführen wäre also gebongt – jetzt lass mal sehen, welche weiteren Aufträge wir unter Dach und Fach bringen können.« YaYa griff sich den Kalender. »Hm, ein paar müssen wir umbuchen und dann die Schautafel auf den neuesten Stand bringen. Ich bemühe mich immer, Alternativtermine anzubieten, anstatt abzusagen, weil wir schon gebucht sind. Aber der Rest geht wohl in Ordnung. Ich rufe ein paar Leute an und bestätige die Termine, den anderen kannst
du E-Mails schicken. Schön – nur diese beiden sind ein wenig speziell.«
Clemmie besah sich Guys große Krakelschrift. »Steeple Fritton – ist er
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