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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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bekommen. Sie gehorchten ihm nicht mehr.
    »Ihre Bemühungen sind vergeblich«, sagte der Großinquisitor. »Wir haben vorübergehend das zerebrale Zentrum, das für Ihre motorischen Reflexe verantwortlich ist, gelähmt.«
    Phoenix eilte auf San Francisco zu, umarmte ihn und zog ihn nach hinten, wie um ihn vor dem Scaythen zu schützen, dessen widerwärtiges grünliches Gesicht mit den pupillenlosen gelben Augen nicht ganz von der Kapuze verhüllt wurde.
    San Francisco konnte noch gehen, auch wenn er das seltsame Gefühl hatte, sich im Nichts zu befinden. In ihm verbreitete sich die Leere auf dieselbe Weise, wie sich die Eiseskälte damals im Zirkus der Tränen ausgebreitet hatte.
    Mit zitterndem Zeigefinger deutete der Kardinal auf den Jersaleminer. »Das wirst du bereuen!«, rief er hasserfüllt.
    Der Schweiß hatte sein weiß gepudertes Gesicht in eine Maske verwandelt. Die Exarchen gaben sich servil. Einer tupfte ihm die Stirn mit einem parfümierten Taschentuch ab, der andere glättete die Falten seines Chorhemds.
    »Tausend Dank, Großinquisitor«, sagte der Kardinal, jetzt mit mehr Selbstsicherheit in der Stimme. »Ohne Euer Einschreiten
hätte mich dieses Indiviuum erdrosselt. Wie lange wird das Auslöschen dauern?«
    »Nur ein paar Minuten«, antwortete Wyroph. »Wir können es verlängern, sollte sich der Mann weiterhin aggressiv zeigen.«
    »Sehr gut, sehr gut. Was Sie betrifft, meine Herren Exarchen, glauben Sie nicht, sich damit so einfach aus der Affäre ziehen zu können. Ich werde mich zu gegebener Zeit an Ihr feiges Benehmen erinnern. Wo steckt eigentlich Pater Hectus? Braucht er wirklich so lange, um seine mickrige Herde zu versammeln?«
    Als Antwort ertönte ein mächtiges Geschrei.
     
    Aus allen Richtungen stürmten lärmend Bawaloaner und Interlisten auf die Mission zu. Pater Hectus führte die Einheimischen an. Auch die Interlisten waren nun völlig nackt. Das untergehende Sonnengestirn Soäcra verlieh ihrer Haut einen bronzefarbenen Ton und spiegelte sich in den Läufen ihrer gen Himmel gerichteten Waffen. Die Tornados, die Schwingen des Feuerdrachens, hoben sich dunkelbraun vor dem goldbraunen Firmament ab.
    »Die Interlisten haben den Kopf verloren«, schimpfte der Kardinal.
    Die Mitglieder der Delegation und die vier Illegalen – Aphykit trug ihre Tochter – sahen mit Beunruhigung, wie sich die schreiende Menge auf sie zubewegte. Die Interlisten hatten Schaum vorm Mund, und in ihren glänzenden Augen spiegelte sich mörderischer Wahn. Auch wenn der Missionar noch seine Kleidung trug, so zeigte sein Benehmen dieselben Symptome ungebändigter Wut.
    »Was macht Pater Hectus da?«, fragte der Kardinal. »Er müsste doch verhindern, dass sie uns …«

    »Von einem Mann, dessen Gehirn man nicht erforschen kann, ist nichts Gutes zu erwarten«, schnitt Wyroph ihm das Wort ab. »Vergesst nicht, dass er in seiner Mission Deremats versteckt hat und dass er Mitglied einer Untergrundbewegung ist.«
    »Löscht sie alle aus, im Namen des Kreuzes!«, flehte der Kardinal und hatte große Mühe, nicht Hals über Kopf davonzulaufen. Dasselbe Gefühl überkam die beiden Exarchen.
    »Seht Ihr denn nicht, dass wir ein ernsthaftes Problem haben, Inquisitor?«, drängte der Gouverneur Platonias, denn sein Traum von Ruhm begann sich gerade in der Abenddämmerung des Avens von Bawalo aufzulösen.
    »Ihr irrt, Eure Eminenz. Dieses Problem geht meine Matrix-Brüder und mich nichts mehr an«, antwortete Wyroph gelassen. »Das könnt Ihr ganz nach Belieben lösen.«
    Und nach diesen Worten fielen die leeren Kapuzenmäntel der Scaythen zu Boden. Zuerst ein purpurroter, dann die schwarzen der beiden Inquisitoren und die weißen der Gedankenschützer.

NEUNZEHNTES KAPITEL
    Der 11. Cestius im Jahre 20 des Ang-Imperiums ist im kollektiven Gedächtnis der Menschen als der Tag des Großen Aufräumens, des Großen Saubermachens oder der Großen Wäsche haften geblieben …
    »Geschichte des Großen Ang-Imperiums«
Unimentale Enzyklopädie

    D as Antra war nur noch eine ferne sonore Vibration, nicht mehr wahrnehmbar. Als Tixu in den Matrix-Bottich eingedrungen war und die geheimen Daten von Hyponeros zu erforschen begann, hatte er aufgehört, eine menschliche Entität, ein Ich zu sein. Seine Wesenheit hatte sich im Matrix-Bottich aufgelöst, und er hatte jegliches Gefühl für Dimensionen, Zeit und Raum verloren. Manchmal, wenn gewisse Ströme der Erinnerung zusammentrafen, erinnerte er sich bruchstückhaft an eine andere

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