Sternenzitadelle
Beide hatten daraufhin beschlossen, eine zweite Kohorte Söldner in Begleitung von zwei Auslöschern zum Kloster der Thutalinen zu schicken.
Nachdem sich Grok Auman wieder angekleidet hatte, war er in Xaphox’ Büro gelaufen, hatte dort aber nur die wie versteinert dasitzenden Missionare angetroffen.
»Die … die Scaythen sind verschwunden«, hatte einer von ihnen gestammelt.
»Dann sucht nach ihnen!«, hatte der Vikar befohlen. »Die Rebellen greifen früher als erwartet an!«
»Sie sind verschwunden«, hatte der Missionar wiederholt.
Erst in dem Moment sah er die roten, weißen und schwarzen Kapuzenmäntel auf dem Parkett. Ungläubig hatte er einen genommen und geschüttelt.
»Verschwunden …«, hatte er ungläubig gemurmelt.
Sofort waren alle Söldner und Interlisten in Alarmbereitschaft versetzt worden. Ganze Abteilungen wurden vor
dem Tempel postiert, um eine Erstürmung zu verhindern. Ein blutiger Kampf war entbrannt, der auf beiden Seiten viele Opfer gefordert hatte.
Schließlich war den Vertretern der Geistlichkeit nichts anderes übriggeblieben, als ins Dachgeschoss zu fliehen. Für Onikis Zimmer hatten sie sich entschieden, weil die ehemalige Thutalin ihnen – sollte es zum Schlimmsten kommen – als Geisel dienen konnte. Vorher hatte sich der Vikar noch schnell mit seinem kleinen Wellentöter bewaffnet, den er immer bei sich trug.
Unter ihnen tobte der Kampf gnadenlos weiter. Wie er ausgehen würde, wussten sie nicht.
»Ich frage mich, ob es den Scaythen gelungen ist, das zellulare Erkennungssystem des Klosters zu neutralisieren, ehe sie … ehe sich ihr Leben dem Ende zuneigte«, sagte Grok Auman.
»Warum sollten sie das tun?«, fragte der Kardinal
»Damit sich die Söldner den Sohn dieser Frau greifen können …«
Oniki richtete sich im Bett auf und starrte den Vikar besorgt an.
»Ihr Sohn ist also im Kloster der Thutalinen?«, fragte der Kardinal.
»Er wurde von der Mannschaft eines Schiffs aufgegriffen. Einer der Seeleute hat uns informiert …«
»Hat Euch informiert, Herr Privatsekretär?«, sagte der Kardinal wütend, jegliche psychische Selbstkontrolle außer Acht lassend. »Und warum wurde ich, der Gouverneur, nicht informiert? Wer bin ich denn auf diesem Planeten?«
»Wegen der Ereignisse fand ich keine Zeit dazu«, log Grok Auman.
Schweigen. Ein lastendes Schweigen. Dann eine sanfte Stimme: »Geht es ihm gut?«
Der Vikar sah die junge Frau böse an. »Das weiß ich nicht. Und es ist mir auch völlig egal! Beten Sie zu Ihren Göttern, falls Sie welche haben, dass er den Söldnern nicht in die Hände gefallen ist!«
»Hütet Eure Zunge, Eunuch!«, wies ihn der Kardinal zurecht. »Ihr sprecht mit einer Mutter!«
Grok Auman griff in die Tasche seines Chorhemds, packte seine Waffe und zielte damit auf den Kardinal.
»Wenn Ihr mich noch ein einziges Mal als Eunuch beschimpft, Eminenz, blase ich Euch den Schädel weg!«
»Ihr seid verrückt geworden, Grok Auman!«, konterte d’Esgouve. »Wie könnt Ihr es wagen, Euren Vorgesetzten, einen Kardinal zu bedrohen? Ist Euch bewusst, was Ihr riskiert?«
»Die Scaythen können das nicht mehr bezeugen!«
Der Kardinal deutete auf die Missionare. »Diese Männer schon«, sagte er und sah sofort an den Mienen dieser Eiferer, dass sie feige waren und ihn kaum unterstützen würden.
»Es gibt keine Anzeichen, dass die Scaythen auf anderen Planeten ebenfalls verschwunden sind«, fügte er schnell hinzu. Denn die auf ihn gerichtete Waffe verunsicherte ihn. »Vielleicht wurden sie die Opfer eines Virus, der nur auf Ephren grassiert.«
»Wiegt Euch nur weiter in Illusionen!«, höhnte Grok Auman. »Das ist doch blanker Unsinn! Habt Ihr je einen kranken Scaythen gesehen? Ich vermute, dass alle Scaythen auf höheren Befehl aus einem ganz bestimmten Grund zurückgerufen wurden. Und diese Taktik lässt mich an den spontanen Rückzug einer gesamten Armee denken.«
»Ihr ändert Eure Meinung, wie Ihr Euer Chorhemd wechselt. Noch vorhin habt Ihr behauptet, die Scaythen seien von den Ephreniern vernichtet worden.«
»Eins ist jedenfalls sicher: Da sie unserer Kirche nicht mehr dienen, haben sie uns in ziemliche Schwierigkeiten gebracht. In verfluchte Schwierigkeiten, müsste ich sagen. Wir können nicht einmal Unterstützung anfordern.«
»Selbst wenn wir das könnten, es würde uns nichts nützen. Schon seit Stunden antwortet der Bischöfliche Palast in Venicia nicht mehr.«
Gedankenverloren kratzte sich Grok Auman mit dem Lauf
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