Sternenzitadelle
seiner Waffe am Kinn.
Der Kardinal ergriff sofort die Gelegenheit, stand auf und stellte sich zwischen zwei Missionare, die ihn wütend ansahen.
»Ich möchte mir nicht ausmalen, was die Rebellen mit uns machen, sollten wir ihnen in die Hände fallen«, sagte der Vikar leise.
Dann ging er zum Bett und richtete die Waffe auf Oniki. »Sollten sie hier eindringen, erschieße ich erst dich und dann mich.«
Oniki sah ihn unbewegt an. Sie war sich sicher, dass ihr Prinz sie bald befreien würde. Die Drohungen dieses schwarz gekleideten Mannes ließen sie kalt. Er war einer jener Individuen, das die geflügelten Bestien zu den Großen Orgeln geschickt hatte. Er hatte die Korallenschlangen vernichtet. Und jetzt zitterte er vor Angst vor dem gerechten Zorn der Ephrenier.
Der Kampflärm wurde immer lauter.
»Wenn sie kommen, erschieße ich dich«, wiederholte der Vikar.
Im Kloster der Thutalinen herrschte helle Aufregung.
Nachdem es den Pritiv-Söldnern mithilfe der beiden Scaythen gelungen war, das Sicherheitssystem der Pforte zu deaktivieren, hatten sie unter den Bewohnerinnen ein wahres Blutbad angerichtet. Doch die Matrionen, von den Schreien ihrer sterbenden Schwestern alarmiert, hatten sofort den Ernst der Lage erkannt und sich mit Onikis Sohn im Großen Saal eingeschlossen. Die Flügeltür aus Optalumal hielt im Prinzip desintegrierenden Strahlen stand.
Als sie keine weiteren Lebenden mehr vorfanden, versammelten sich die Söldner vor dieser Tür und beschossen sie mit einer Strahlenkanone, aber die Legierung hatte dem Beschuss widerstanden. Zuerst jedenfalls, denn sie bekam Risse.
Ein Söldner lief zu dem schwarz maskierten Offizier, der hinter der Kanone stand, und rief: »Die Scaythen sind fort, Ovate!«
»Sie haben ihre Arbeit getan, wir brauchen sie nicht mehr.«
»Nur ihre Kapuzenmäntel sind übrig geblieben«, sagte der Mann eindringlich. »Es ist, als hätten sie sich … sie sich aufgelöst.«
»Darum kümmern wir uns später. Wir brauchen die Scaythen nicht, um uns diesen Jungen zu schnappen.«
»Noch etwas, Ovate. Koralion brennt. Die Ephrenier proben den Aufstand und belagern zu Tausenden den Tempel.«
Der Pritiv-Söldner warf einen wütenden Blick auf die Optalumaltür.
»Diese verdammten Matrionen werden es noch bitter bereuen, uns Widerstand geleistet zu haben!«
Nur das Knistern der desintegrierenden Strahlen durchbrach das ängstlich angespannte Schweigen. Mit Entsetzen sahen die Matrionen, wie der dunkle Fleck auf einem Flügel der Tür immer größer wurde. Die Frauen hatten sich dicht gedrängt um die Älteste, Muremi, und Onikis Sohn versammelt. Da der Angriff auf ihr Kloster so plötzlich erfolgt war, trugen alle ihr graublaues Arbeitsgewand. Sie hatten die Schmerzens- und Todesschreie ihrer Mitschwestern gehört und wussten, welches Grauen sie draußen erwartete, sollten sie jemals diesen Raum lebend verlassen.
Und sie fragten sich, wie die Söldner erfahren hatten, dass sich Onikis Sohn bei ihnen aufhielt, und auf welche Weise diese Mörder in ihr Kloster hatten eindringen können, da das Sicherheitssystem bisher als unüberwindbar gegolten hatte.
Schon nach kurzer Zeit hatten die Matrionen den kleinen Jungen ihrer geächteten Mitschwester ins Herz geschlossen. Wie kleine Mädchen hatten sie gestritten, wer von ihnen ihn mit in ihre Zelle nehmen dürfe. Als sie die Älteste baten, den Streit zu schlichten, hatte Muremi das Problem gelöst, indem sie den Jungen zu sich nahm.
Als die Pritiv-Söldner dann das Kloster stürmten, waren sie alle zur Zelle ihrer Oberin gerannt, um das Kind in Sicherheit zu bringen. Vielleicht wollten sie auch auf diese Weise um Verzeihung für ihr grausames Verhalten Oniki gegenüber bitten. Jetzt, in diesen schwierigen Zeiten, merkten sie, dass sie ihre strikten Regeln überdenken und flexibler werden mussten.
Die Invasion des Planeten durch die imperialen Streitkräfte und die Kreuzianer, das Ausrotten der Korallenschlangen, die Zerstörung eines Großteils der Orgelwerke,
dies alles hatte das natürliche Gleichgewicht erschüttert, und selbst wenn die Aufständischen siegten – die Schwestern wussen noch nichts von der Belagerung –, würde das Leben auf Ephren nie wieder wie früher sein. Die Bewohner des Planeten mussten zu neuen Lebensformen finden, ein neues Gleichgewicht herstellen. Deshalb wollten sie aktiv an dieser Aufgabe beteiligt werden, ohne im Moment jedoch zu wissen, welche Rolle ihnen dabei zufallen würde.
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