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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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ausgestreckten Armen.
    Mit Gegenwehr hatten sie nicht gerechnet, als sie von Lichtstrahlen in die Brust oder die Kehle getroffen wurden. Reflexartig schoss einer von ihnen seine Wurfscheibe auf den in der Mitte des Saals stehenden Mann ab, ehe er sterbend zusammenbrach. Doch die Scheibe verfehlte ihr Ziel und bohrte sich tief in die mit Holz verkleidete Wand.
    »Zurück!«, rief einer der Söldner. »Da drin ist ein bewaffneter Mann!«
    Shari – oder das Wesen der Schlange in ihm – reagierte blitzschnell und nutzte den Moment der Verwirrung bei seinen Gegnern aus. Er lief zu der zerstörten Tür, mit Bewegungen, die nichts Menschliches mehr hatten. Die Söldner schienen sich, gemessen an ihm, in Zeitlupe zu bewegen; er war vier- oder fünfmal schneller als sie, wich allen Wurfscheiben aus, sogar wenn mehrere gleichzeitig auf ihn abgeschossen wurden. Seine jetzt hypersensiblen Sinne nahmen Gerüche wahr: verbranntes Fleisch, Angst und Blut.
    In der Tür stehend streckte er zwei weißgraue Schatten nieder und glitt in den Vorraum.
    Er hörte das Gleiten der Wurfscheiben auf ihren Schienen, schätzte jede Situation in Sekundenbruchteilen ein, kannte die Position seiner Gegner: zwei Männer hinter der Desintegrationskanone, zwei zu seiner Linken an der Wand, die schwarze Gestalt des Ovaten zu seiner Rechten, eine Gruppe grauer Schatten etwas weiter entfernt, vor der Tür zum Vestibül.
    Unentwegt war ein Sirren zu hören. Trotzdem erkannte er, dass nicht alle Geschosse ihm galten. Ein paar wurden
auf Tau Phraïm abgeschossen, der in der Türöffnung stand.
     
    Dumpfe Schläge ließen die Tür erzittern.
    Der Vikar setzte den Lauf des Wellentöters Oniki an die Schläfe.
    »Steckt die Waffe ein!«, befahl Kardinal d’Esgouve. »Wir müssen kapitulieren. Es ist bereits genug Blut geflossen.«
    »Wenn Ihr diese Tür öffnet, blase ich Euch das Hirn weg!«, schrie Grok Auman.
    »Ihr gewinnt nur etwas Zeit. Das ändert nichts an unserer Niederlage. Macht Euch bereit, als ein würdiger Streiter für den Glauben vor das Kreuz zu treten«, sagte der Kardinal.
    »Ich trete vor das Kreuz, wann es mir passt!«, schrie der Vikar. »Und das so spät wie möglich! Diese kleine Hure hier wird mein Schutzschild sein. Die da draußen wollen sie befreien und werden sie nicht töten.«
    »Euer Herz ist ebenso verdorben und stinkt wie Euer Hintern, Grok Auman!«
    »Mein Hintern ist jungfräulich, Eminenz. Doch Eure Sprache ist ziemlich vulgär.«
    Noch bot die Tür aus massivem Hartholz den Stößen des Rammbocks Widerstand, aber die Scharniere gaben bereits nach.
    Der Vikar packte Oniki am Handgelenk und zerrte sie brutal aus dem Bett. Es war das erste Mal, dass sie seit ihrem Sturz vom Korallenschild aufstand. Ihre Beine trugen sie kaum. Grok Auman erlaubte ihr, sich in das Betttuch zu hüllen, stellte sich hinter sie, umfasste sie mit dem linken Arm und presste die Waffe an ihre Wange.

    »Ich befehle Euch, diese Frau loszulassen!«, sagte der Kardinal.
    »Und wie wollt Ihr mich dazu zwingen, Eminenz? Mit Gewalt?«
    »Im Namen des Kreuzes.«
    »Lasst das Kreuz in Frieden ruhen! Es ist bereits seit fünftausend Jahren tot«, entgegnete der Vikar und lachte höhnisch.
    Der Körperkontakt mit dem Kirchenmann ekelte Oniki derart, dass sie zitterte.
    Sie hatte das Gefühl, seine schwarze Seele würde sie beschmutzen.
    Mit einem Krachen wurde die Tür aus den Angeln gerissen. Nicht auf das plötzliche Nachgeben vorbereitet, stürzte etwa ein Dutzend Ephrenier ins Zimmer und fielen zu Boden. Sie standen schnell wieder auf und schwangen ihre improvisierten Waffen.
    Als sie das seltsame Paar sahen – den Vikar und die ehemalige Thutalin –, versteinerten sich ihre Mienen.
    »Das ist ein Wellentöter!«, schrie Grok Auman. »Nur eine falsche Bewegung, und ich blase eurer lieben Oniki das Hirn weg!«
    Die Ephrenier warfen sich fragende Blicke zu.
    »Gebt uns Oniki, und wir garantieren Euch freien Abzug«, sagte einer von ihnen, ein kräftiger Mann in der Uniform eines Captains.
    Ein hässliches Grinsen breitete sich auf Grok Aumans bleichem Gesicht aus. »Halten Sie mich für einen Idioten, Captain? Sollte ich auf Ihren Vorschlag eingehen, töten Sie mich, sobald ich diesen Raum verlassen habe.«
    »Ihr habt keine andere Wahl, Vikar. Eure Scaythen sind nicht mehr da, um Euch zu beschützen.«

    »Haben Sie etwas mit deren Verschwinden zu tun?«, fragte der Kardinal.
    »Dass sie verschwanden, hat uns gefreut. Aber wir haben nichts damit

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