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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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bekam die Tür Risse, und grüne Strahlen drangen durch die schmalen Spalten.
    »Mein Gott, wir sind verloren!«, rief Gomahi und schluchzte.
    Muremi sah ihre Mitschwester streng an. »Solange wir noch einen Funken Leben in uns haben, bewahren wir unseren Stolz. Und wir verlieren nicht die Hoffnung!«
    In diesem Moment stieß der Junge einen schrillen Pfiff aus. Er entschlüpfte den Armen der Ältesten und lief in eine Ecke des Saals.
    Dort stand ein mit Jacke und Hose aus Rohleinen bekleideter Mann. Er ähnelte Onikis Sohn auf frappierende Weise: dasselbe schwarze gelockte Haar, dieselben dunklen strahlenden Augen, derselbe dunkle Teint.
    Die Matrionen begriffen sofort, dass es dieser Mann war, der ihre Mitschwester vor ein paar Jahren zur Frau gemacht hatte. Sie waren derart verblüfft, dass sie sich nicht einmal fragten, wie dieser Mann ihr Refugium betreten haben könnte.
    Er hob den Jungen hoch und drückte ihn an sich. Ein Leuchten ging von ihm aus, eine übernatürliche Energie. Schimmernde Tränen liefen über seine Wangen. Als die Matrionen das sahen, hätten sie am liebsten auch geweint.
Noch erstaunter waren sie, als der Junge zum ersten Mal sprach.
    »Papa«, sagte er mit heller, klarer Stimme, doch sie klang wie Donnerhall.
    Alle vergaßen das Knistern des tödlichen Strahls.
    »Die Söldner wollen Euren Sohn rauben«, sagte Muremi pragmatisch. Sie hatte sich als Erste von dem Schock erholt.
    Shari stellte Tau Phraïm wieder auf die Füße.
    »Ich danke Euch, dass Ihr ihn beschützt habt«, sagte er. »Umso mehr, weil er die Frucht einer verbotenen Liebe ist …«
    »Wenn man ihn nur ansieht, weiß man, dass dieser Verstoß gegen die Ordensregeln gerechtfertigt war«, entgegnete Muremi. »Doch darüber können wir später reden. In ein paar Minuten werden etwa zwanzig Pritiv-Söldner in diesen Raum stürmen. Die Tür gibt gleich nach.«
    Shari warf einen Blick auf die Tür und erfasste den bereits angerichteten Schaden. Tau Phraïm und er hätten sich sofort in Onikis Krankenzimmer im Tempel begeben können, doch er durfte diese Frauen nicht ihrem Schicksal überlassen. Ehe er sich auf Ephren transferierte, hatte er die Inddikischen Annalen besucht, und diese hatten ihn in den Tempel, auf die Straßen Koralions und in das Kloster gesandt. Also wusste er, was geschah. Und er wusste ebenfalls, dass er mit Oniki und Tau Phraïm auf seinen Gedanken reisen könne, wenn er beide an der Hand hielte, obwohl sie das Antra noch nicht beherrschten. Denn sie bildeten eine Entität, eine unzertrennbare Einheit.
    Nach kurzem Überlegen hatte er beschlossen, zuerst im Kloster zu intervenieren, weil die Lage dort am bedrohlichsten war und er die Hoffnung hatte, der Vikar in Onikis
Krankenzimmer werde seine Drohung nicht in die Tat umsetzen.
    Jetzt griff er nach dem Wellentöter, den Jek ihm vorsorglich mitgegeben hatte, und entsicherte ihn, als er den Lauf auf die Tür richtete.
    »Bleiben Sie nicht in der Mitte des Raums!«, befahl er den Matrionen. »Verstecken Sie sich hinter den Bänken!«
    Die Frauen gehorchten. Schnell und leise huschten sie die Bankreihen entlang und legten sich zwischen die Sitze auf den Boden.
    Muremi wollte den Jungen an die Hand nehmen, doch Tau Phraïm klammerte sich an das Bein seines Vaters.
    »Euer Sohn will mich nicht begleiten«, sagte die Älteste mit einem ängstlichen Blick zur Tür.
    Schon war der Spalt so groß geworden, dass man die grauen Gestalten der Söldner hinter der Tür sehen konnte.
    »Versteckt Euch«, entgegnete Shari. »Er bleibt bei mir.«
    Muremi gehorchte ebenfalls, wenn auch widerwillig.
    Plötzlich spürte Shari, wie nie gekannte Kräfte in ihm erwachten. Er hatte das Gefühl, als würde er seinen Körper verlassen und zu einem anderen Wesen werden – zu einer Riesenschlange, die mit ihrem starken muskulösen Körper durch die Röhren des Korallenschilds kriecht. Er sah, hörte und empfand wie eine Schlange.
    Als er den Kopf senkte, sah er, dass Tau Phraïm ihn anlächelte. Sein Sohn, der drei Jahre seines Lebens in den Großen Orgeln gelebt hatte, verlieh ihm nun die Kraft, die Geschmeidigkeit und die Schnelligkeit der riesigen Reptile. Er öffnete den Mund, seine Zunge schnellte züngelnd hervor, und er stieß ein zischendes Pfeifen aus.
    Die Strahlenkanone hatte ihr Werk vollendet. Mit ohrenbetäubendem Lärm gaben die beiden Flügel der Tür nach,
und drei Pritiv-Söldner stürmten in den Raum. Die todbringenden Wurfscheiben funkelten in ihren

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