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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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aber auch, weil er hoffte, seine Eltern aus ihrem stumpfsinnigen Zustand reißen zu können.
    »Das Nord-Terrarium?«, fragte P’A. »Was ist das? Eine Fabrik?«
    »Du solltest hier nicht rumschreien, sondern uns in Ruhe essen lassen«, sagte M’a.
    »Wer weint, hat ein schlechtes Gewissen«, erklärte P’a
besserwisserisch. »Menschen mit einem ruhigen Gewissen weinen nicht.«
    Jek hörte nicht zu. Noch immer weinend, redete er weiter: »Dank meines Freundes konnte ich dem Gas entkommen und wurde in der nuklearen Wüste von dem Traren Godovan gerettet. Dann habe ich einen Teil des Alls an Bord eines Weltraumschiffs des Dogen Papironda durchquert und bin im Inneren eines Xaxas bis nach Terra Mater gereist. Dort habe ich Naïa Phykit und ihre Tochter Yelle kennengelernt, ehe sie von den Pritiv-Söldnern gefangen genommen und an den Muffi ausgeliefert wurden. Der Mahdi Shari hat mich gelehrt, mittels des Antras zu reisen. Und ich bin gekommen, euch Adieu zu sagen, ehe wir nach Syracusa aufbrechen. Dort will ich Yelle befreien, weil ich sie liebe und heiraten will. Mir geht es ziemlich gut, auch wenn ihr mir manchmal fehlt … Könnt ihr euch wirklich nicht an mich erinnern?«
    P’a schüttelte den Kopf.
    »Warum habt ihr ein drittes Gedeck aufgelegt?«, fragte Jek. »Habt ihr jemanden zum Essen erwartet?«
    »Das ist eine Manie von M’a At-Skin«, antwortete sein Vater und zuckte mit den Schultern. »Sie behauptet, es sei eine gute Tat, auch für einen Abwesenden den Tisch zu decken.«
    »Abwesende?«
    »Die Toten, die Verschollenen, alle, die über uns umherirren. Dann sehen sie, dass wir an sie denken, und legen bei den Heiligen der Kirche ein gutes Wort für uns ein.«
    Jek schüttelte den Kopf. Ihm wurde bewusst, dass von nun an Yelle, Naïa Phykit, San Francisco und Phoenix seine einzige Familie waren. Jetzt wollte er nur so schnell wie möglich fort von hier, dieses Haus, diese Stadt, diesen
Planeten verlassen und Shari treffen, damit sie gemeinsam die vier kryogenisierten Mitstreiter befreien konnten.
    Noch etwas hatte er begriffen: dass er an den Ort seiner Kindheit hatte zurückkehren müssen, um sich endgültig von seiner Vergangenheit zu befreien, damit er zu einem wahren Krieger der Stille werden konnte.
    Allein der Anblick seiner Eltern – dieser zombiegleichen, seelenlosen Wesen – bestärkte ihn in seinem Entschluss. Er wollte die verlorene Zeit aufholen.
    »Auf Wiedersehen«, sagte er und lächelte resigniert.
    »Auf Wiedersehen, mein Junge«, erwiderte P’a At-Skin. »Das nächste Mal musst du in das richtige Haus gehen. Und mach die Tür hinter dir zu.«
    M’a At-Skin würdigte ihn keines Blicks und aß ungerührt weiter.
     
    Als Jek in den nasskalten Nebel hinaustrat, fröstelte er. Er wusste nicht, in welche Richtung er gehen sollte, denn er wollte sich noch etwas erholen, ehe er seine interstellare Rückreise antrat. Seine Umgebung erschien ihm bedrohlich, voller Gefahren. Er schlug den Kragen seiner Tunika hoch und schlang die Arme um seinen Oberkörper, doch er fror noch immer. Die U-Bahnstationen würden ihm genügend Wärme und Schutz bieten, damit er sich ausruhen und seine mentale und physische Leistungskraft wieder herstellen konnte. Also lenkte er seine Schritte zum nächsten erleuchteten U-Bahneingang.
    Drei grauweiße Gestalten tauchten aus der Dunkelheit auf und schwärmten aus. Aus ihren hochgeschobenen Ärmeln blitzten die Schienen ihrer Wurfgeräte auf. Ihre hinter weißen Masken verborgenen Gesichter waren nicht zu
sehen, doch aus den Schlitzen der Masken lugten ihre Augen hervor und ihre Blicke sendeten tödliche Blitze.
    Nur ein paar Sekunden hatten Jek genügt, um die Lage einzuschätzen. Er sah, dass diese drei nicht die Einzigen waren. Von allen Seiten wurde er umzingelt. Außerdem glaubte er, etwas weiter hinten den roten Kapuzenmantel eines Inquisitors gesehen zu haben.
    »Ihr dürft eure Wurfscheiben nicht einsetzen! Nur die Kryo-Strahlen. Wir brauchen ihn lebend!«
    Jek war so entsetzt, dass er weder denken noch sich bewegen konnte. Er begann zu zittern, weil er sofort das Geräusch des Kryogenisateurs, wie vor ein paar Jahren auf Terra Mater, erkannt hatte.
    Ein weißer Blitz erhellte die Nacht, und der Strahl schlug in eine Mauer, ein paar Meter von ihm entfernt, ein. Der Söldner fluchte laut, weil er sein Ziel verfehlt hatte.
    Jetzt erwachte Jek aus seiner Erstarrung. Sollten diese Männer ihn gefangen nehmen, würde auch er in einem geheimen Raum des

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