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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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bei seiner jetzigen spirituellen Reise viel schneller erholt, als bei seinen
Ausflügen mit dem Mahdi. Noch ehe er vollständig das Bewusstsein wiedererlangte, hatte er gewusst, dass er seinen Heimatplaneten erreicht hatte. Obwohl er anfangs schwach wie ein Neugeborenes gewesen war und unter heftigen Kopfschmerzen litt, hatte er uniformierte Gestalten und Scaythen in verschiedenfarbigen Kapuzenmänteln um sich herum bemerkt.
    Beschützt mich das Antra nicht mehr?, hatte er sich angstvoll gefragt, weil fremde, seltsame Gedanken gleich Tentakeln in seinen ungeschützten Geist eindringen wollten.
    »Bist du hingefallen? Hast du dir wehgetan?«
    Erst die Worte einer besorgten Frau, die sich über ihn beugte, hatten ihn vollends in die Realität zurückgebracht.
    Er war sofort aufgesprungen, hatte den Kopf geschüttelt und war fortgelaufen. Jetzt erst war das beruhigende Vibrieren des Antras zu spüren gewesen und mit ihm seine Migräne verschwunden.
    Einem Impuls folgend war er zum Markt gegangen und hatte sich dann entschieden, die sieben Kilometer zum Haus seiner Eltern ebenfalls zu Fuß zurückzulegen, weil er fürchtete, in einem öffentlichen Verkehrsmittel leichter aufgespürt werden zu können.
    Sehr bald hatte Jek seinen Ungehorsam, allein zu reisen, bereut, denn er konnte sich des Gefühls einer ständigen unheimlichen Bedrohung nicht erwehren. Aber der spirituelle Transfer hatte ihn erschöpft, und er musste sich ausruhen, um die Rückreise antreten zu können.
    Der Schüler Jek At-Skin war längst noch nicht Meister in der Kunst des psychokinetischen Reisens.
    Ich habe nur eine Möglichkeit, dachte er. Ich besuche meine Eltern. Dort kann ich neue Kräfte sammeln und morgen verlasse ich sie wieder.

    Er beschleunigte den Schritt, weil er sich beobachtet fühlte. Gehetzt warf er einen Blick über die Schulter, konnte aber in dem ständigen Dunst, der über den Straßen hing, unter den Passanten keinen potenziellen Verfolger erkennen. Er ging noch schneller, bis er trotz seiner leichten Kleidung schweißüberströmt vor dem elterlichen Haus stand.
    Wohl hundertmal hatte er sich während seines Weges umgedreht und sich gesagt, dass diese durch Einsamkeit und Ermüdung ausgelösten Ängste wohl der Preis der Freiheit sein müssten.
     
    Als Jek P’a und M’a At-Skin durchs Fenster sah, traten Tränen in seine Augen. Es war Zeit zum Abendessen, und sie saßen an ihren gewohnten Plätzen. Sein Vater war noch dicker geworden, während seine Mutter immer dünner wurde. Sie aßen schweigend und schauten mit leerem Blick vor sich hin.
    Jek musste schlucken, als er das dritte Gedeck auf dem Küchentisch entdeckte. Dort, wo er früher gesessen hatte. Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und öffnete mit klopfendem Herzen die Tür. Seine Eltern hörten das Geräusch und hoben gleichzeitig die Köpfe.
    Doch sein Lächeln erstarb, als er in ihre erloschenen Augen blickte. Sie sahen ihn, ohne ihn zu sehen. Sie sahen durch ihn hindurch.
    »P’a, M’a, ich bin’s, Jek …«
    »Kennen wir uns?«, fragte sein Vater und blies die Backen auf.
    »Ich bin Jek, dein Sohn«, sagte Jek mit zitternder Stimme, dem Schluchzen nahe.
    »Wovon redest du? Wir haben nie Kinder gehabt«, sagte
M’a At-Skin und schüttelte den Kopf. »Wie bist du ins Haus gekommen?«
    »In dem Identifikator waren noch meine Fingerabdrücke gespeichert.«
    »Ach ja? Das muss ich sofort ändern«, sagte P’a At-Skin.
    Jek fragte sich kurz, ob die interstellare Reise nicht seine Gehirnfunktionen verändert habe oder ob er nicht träume und gleich im Haus Sri Lumpas auf Terra Mater aufwachen werde. Dann sagte er sich, dass er größer geworden sei und sich verändert habe und seine Eltern ihn deswegen nicht erkannt hätten und ihn vielleicht für einen Einbrecher hielten.
    »Seht mich an! Ich bin es, Jek, euer Sohn!«, rief er. »Vor mehr als drei Jahren bin ich fortgegangen. Ihr wolltet mich in die Schule der Heiligen Propaganda stecken …«
    Während er sprach, forschte er in den Gesichtern seiner Eltern nach Zeichen des Wiedererkennens. Aber sie starrten ihn nur verstört an.
    »Ich bin an jenem Abend, als die Kirche das Nord-Terrarium vergasen ließ, zu meinem Freund, dem Quarantäner Artrarak, gegangen …«
    Schlagartig wurde ihm bewusst, dass ein Auslöscher-Scaythe seine Eltern ihres Erinnerungsvermögens beraubt haben musste. Jetzt weinte er hemmungslos, sprach aber unablässig weiter, wohl, weil er sich alles von der Seele reden musste,

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